NAIROBI. In einem knappen Rennen in Kenia schlug William Ruto seinen Konkurrenten Raila Odinga (78) im Rennen um die Nachfolge von Präsident Uhuru Kenyatta.
„Kenia ist seit Langem eine sichere Plattform für die verschiedensten Aktivitäten – etwa wirtschaftlich oder wissenschaftlich – in der Region. Auch Ruanda kann man als stabil bezeichnen, ebenso Malawi und Sambia, doch ist deren wirtschaftliche und politische Bedeutung geringer”, sagt der österreichische Botschafter Christian Fellner.
„Rund um Wahlen hat Kenia leider eine Geschichte von Gewaltszenarien. Das liegt vor allem an dem in Afrika weit verbreiteten Prinzip ‚The Winner takes it all'. Der jeweilige„Zweite” ist selbst dann von der politischen Teilhabe weitgehend ausgeschlossen, wenn er 49 Prozent der Bevölkerung hinter sich hat”, so Fellner.
Diesmal keine Unruhen
Folglich sind namhafte Teile der Bevölkerung stark daran interessiert, diesen Moment für sich zu nutzen – und das kann zu Ausschreitungen führen, erläutert der Experte. Diesmal aber blieb es weitgehend ruhig, und auch der Machtübergang zu Ruto ging trotz heftiger Proteste des unterlegenen Raila wegen angeblichen Wahlbetrugs nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs relativ friktionsfrei über die Bühne.
Inflation und Misswirtschaft
Doch leicht wird es der neue Präsident nicht haben: Das Land stöhnt unter einer massiven Preislawine – so wurden die gestützten Treibstoffpreise erst vor zwei Wochen um 15% angehoben – und einer hohen Auslandsverschuldung.
„Infolge der Ukrainekrise gelangen Millionen Tonnen an geernteten Nahrungsmitteln nicht bis nach Afrika, und die Lebensmittelpreise steigen. Das ist wahrnehmbar und für die Bevölkerung deshalb ein großes Problem, weil ein großer Teil ihres Einkommens auf Lebensmittel verbraucht wird”, sagt Botschafter Fellner.
„Dies löst eine heftige Diskussion darüber aus, warum überhaupt so eine große Abhängigkeit von Lebensmittelimporten besteht. Experten sagen, dass Kenia im Landwirtschafts-Sektor nur 30 oder 40 Prozent der Produktionsmöglichkeitsmenge erreicht”, sagt der Experte. (rk)