FINANCENET
© Raiffeisen Factor Bank/David Sailer

18.12.2015

Großes Marktpotenzial …

… sehen die Vorstände der Raiffeisen Factor Bank AG (RFB), Andreas Bene (li.) und Gerhard Prenner (re.).

••• Von Chris Radda

WIEN. Das Wachstum der alternativen Finanzierungsform Factoring (Verkauf von Kundenforderungen an Banken) ist auch in Österreich nicht zu bremsen. Nach rund 20% jährlichem Durchschnittswachstum in den vergangenen zehn Jahren wird das Marktvolumen heuer voraussichtlich wieder zweistellig wachsen.

Rasant wachsender Markt

Ein überproportional großes Stück von diesem Kuchen holte sich auch heuer wieder die erst im Jahr 2008 gegründete Raiffeisen Factor Bank AG (RFB). „Wir sind zum Halbjahr zur Nummer zwei am Markt aufgestiegen”, freuen sich die beiden RFB-Vorstände Andreas Bene und Gerhard Prenner und berichten im medianet-Gespräch von rund zwei Millionen angekaufter Rechnungen von Kunden.

Marktführer FactorBank (BA) liegt zum ersten Halbjahr 2015 mit rund 43% an der Spitze, gefolgt von RFB mit etwa 28% sowie der Intermarket Bank (Erste, rd. 22%) und der gerade vom Volksbankensektor verkauften VB-Factoring mit etwa 7%.
Das Erfreuliche sei, so Andreas Bene weiter, „dass trotz dieses ­Volumenswachstums die Mitarbeiterzahl kaum erhöht werden musste”. „Automatisierung und Qualitätsmanagement sind unsere größten Herausforderungen”, so Gerhard Prenner, „und da befinden wir uns auf einem guten Weg.” „Es geht uns darum, ein Produkt zu 100% onlinefähig zu machen und unseren Kunden eine einzigartig simpel zu bedienende und faszinierend schnelle Dienstleistung anzubieten”, so Bene.
Und die immer größer werdende Zahl an heimischen Unternehmen, die am Vormittag ihre Kundenforderungen elektronisch aus dem Buchhaltungssystem ans Factoring-Institut überspielen und am Nachmittag die daraus resultierende Liquidität am Firmenkonto vorfinden, bestätigt die Attraktivität dieser Finanzierungsform.

Alle wollen Factoring

Das überproportionale Marktwachstum der letzten Monate war vor allem durch den Zustrom großer, solventer Unternehmen zu Factoring-Dienstleistern möglich geworden, „aber auch die Nachfrage nach Factoring seitens der KMU ist weiterhin ungebrochen hoch”, so Gerhard Prenner. „Bei vielen unserer Veranstaltungen geht es den Interessenten kaum mehr um die Frage, ob sie Factoring machen wollen, sondern meist nur mehr mit wem”, ergänzt Andreas Bene.

Neben der raschen Liquidität ist Factoring auch ein Jungbrunnen für jede Unternehmensbilanz. Durch den Verkauf der Forderungen werden Bilanzen verkürzt, die seit Basel II und Basel III immer wichtigeren Bilanzkennzahlen merkbar verbessert, was wiederum zu einem besseren Kreditrating und zu höherer Bonität führt.
Eine Win-Win-Situation auch für Banken: Millionen angekaufter Forderungen an die guten Kunden ihrer Kunden stellen eine bessere Risikosituation dar als der herkömmliche Zessionskredit. ­Gerhard Prenner: „Auch die Statistiken zur Zahlungsmoral der heimischen Unternehmen dokumentieren eine deutliche, kontinuierliche Verbesserung des Zahlungsverhaltens, was für uns eine schöne Verbesserung unseres Risikoprofils nach sich zieht – mit der schönen Konsequenz, dass in den letzten Jahren kaum Schadensfälle zu beobachten waren.”
„Ich glaube, dass unsere heimischen Betriebe viel flexibler geworden sind, Unheimliches leisten und durch die Krise noch stärker geworden sind”, meint Andreas Bene beobachtet zu haben.
Und dies trotz sehr verhaltenen Wirtschaftswachstums in Österreich in den letzten Jahren, wenngleich in manchen Branche wieder steigende Bestandsumsätze zu beobachten sind. Prenner: „Bei Stahl, Elektronik, Computer- und auch Automotive-Zulieferindustrie merken wir ein Anziehen der Umsätze, wobei der in den vergangenen Jahrzehnten erfolgsverwöhnte Lebensmittelsektor und der Einzelhandel im Moment eher stagnieren.”
Dementsprechend positiv fällt für die RFB-Vorstände auch der Ausblick für 2016 aus: „Die relativ niedrige Marktdurchdringung von Factoring in Österreich von rund 5% des BIP im Vergleich zu einem EU-Schnitt von 10% lässt einen weiter intakten Aufholprozess mit einer erwarteten Verdoppelung des Volumens in den nächsten Jahren vermuten”, so Bene.
„Gerade für ein Exportweltmeisterland wie Österreich sollte Factoring die derzeit modernste alternative Unternehmens-Finanzierungsform darstellen”, so Gerhard Prenner. „Denn vor allem wenn neue Märkte erschlossen werden und lange Zahlungsziele vereinbart sind, sichert Factoring die Liquidität der exportierenden Unternehmen.”

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