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Bernhard Klingler, KPMG: Austro-Banken verkaufen notleidende Kredite.

26.02.2016

Schuldenabbau im Fokus

In Großbritannien boomt der Verkauf von Kreditportfolios, berichtet KPMG. Der europäische Gesamtmarkt ist 104 Mrd. Euro schwer.

WIEN. Der Verkauf von Kreditportfolios der europäischen Banken erreichte im vergangenen Jahr einen Rekordwert von 104 Mrd. Euro. Ein Drittel davon entfällt auf Großbritannien. Zu diesem Ergebnis kommt der KPMG-Bericht „European debt sales”.

Dieser fokussiert sich auf die Entwicklung des Kreditmarkts in den letzten zwölf Monaten und zeigt Themen, die 2016 rund um den Schuldenabbau der europäischen Banken ins Zentrum rücken werden.

Trend hält an

Das zunehmende Interesse der Investoren, Kreditportfolios in Europa zu kaufen, dürfte auch 2017 anhalten. Diese Entwicklung steht im Zusammenhang mit den „bad banks” und dem Interesse, Kreditportfolios – insbesondere in Großbritannien und Irland – weiter zurückzuschrauben.

Die österreichischen Banken halten auch weiterhin einen signifikanten Marktanteil in Mittel- und Osteuropa, wie der Bericht bestätigt. 40% ihres Gewinns erwirtschaften sie im CEE-Raum. Kritik gibt es seitens der Finanzanalysten, die den hohen Anteil an notleidenden Krediten bemängeln.
Darüber hinaus wurden im europäischen Vergleich in Mittel- und Osteuropa – trotz anhaltender Marktlage – weniger Fortschritte verzeichnet als in den Ländern Großbritannien, Spanien oder Italien. „Die österreichischen Banken wägen zunehmend ihre Restrukturierungsstrategien ab und setzen darauf, notleidende Kredite zu veräußern.
Ebenfalls erkennbar ist ein Anstieg an Transaktionen von Kreditportfolios in Österreich, unter anderem hervorgerufen durch die Entwicklung der ‚bad banks', so die Einschätzung von KPMG-Partner Bernhard Klingler.

Ausgleich am Kontinent

„Wir sehen Anzeichen dafür, dass sich Nord- und Südeuropa ausgleichen werden. Die Märkte Italiens und Spaniens haben sich im Jahr 2015 erholt”, sagt KPMG-Partner Hermann Kammerlander.

Er ist optimistisch für den griechischen, mittel- und osteuropäischen Raum. Ausländisches Kapital, besonders aus Private-Equity, hilft den Banken, sich zurückzuziehen. Der europäische Asset-Backed-Security (ABS)-Markt legte erneut zu. Auch wenn der Stand von 2008 noch nicht erreicht wurde, zeichnet sich laut KPMG-Bericht eine weitere Belebung infolge der Lockerung der Kapitalverkehrskontrollen unter Basel III, die Standardisierung der Verbriefungen und ein extrem niedriges Zinsumfeld ab.

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