HEALTH ECONOMY
© Allergosan/Helmut Lunghammer

Allergosan-Gründerin Anita Frauwallner punktet mit Forschung in Sachen Darmgesundheit.

27.11.2015

Am Anfang steht die Darmsanierung

Ein neues Probiotikum aus der österreichischen Forschung gilt als Hoffnungsträger für Leberkranke. Grazer Forscher ­entdecken weitere Benefits von probiotischen Bakterien.

••• Von Ina Karin Schriebl

GRAZ. Etwa 30% der österreichischen Bevölkerung leiden bereits unter Fehlfunktionen der Leber, viele davon ohne Alkoholeinfluss. Bekannt ist auch, dass eine eingeschränkte Leberfunktion auch als Auslöser für das metabolische Syndrom gilt; die neuere Forschung zeigt auch einen Einfluss auf Volkskrankheiten wie Migräne und Demenz. Wesentlichen Einfluss auf die Entstehung der nichtalkoholischen Fettleber und als Spätstadium der Leberzirrhose hat der Zustand der Mikrobiota (früher auch bekannt als sogenannte Darmflora) und der Darmbarriere.

Mit einem vom Grazer Institut Allergosan entwickelten Probiotikum konnten Wissenschafter der Meduni Graz nun erstmals zeigen, dass die Regeneration des Darms über probiotische Bakterien die Leberfunktion verbessern kann; das internationale Interesse ist enorm.

101 Patienten untersucht

Das Forschungsteam rund um Vanessa Stadlbauer-Köllner hat dazu eine placebokontrollierte Studie an 101 Patienten mit Leberzirrhose durchgeführt, die an der Grazer Uniklinik für Innere Medizin, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, in Behandlung stehen. Im Vergleich zur Placebogruppe verbesserte sich nach sechs Monaten bei denjenigen, die das aus acht verschiedenen Symbionten bestehende Probiotikum einnahmen, die Leberfunktion signifikant. Dieses speziell für Leberprobleme entwickelte Multispezies-Probiotikum wird ab Februar unter dem Handelsnamen Omnibiotic-Hetox in Apotheken erhältlich sein.

Anita Frauwallner, Geschäftsführerin und Forschungsleiterin von Allergosan: „Die herausragenden Ergebnisse dieser Studie sind richtungsweisend für die moderne Medizin, in der die Mikrobiomforschung bereits eine maßgebliche Rolle spielt.” Neben der Leberfunktion wurden in der Studie auch die Immunabwehr, die Darmbarriere und die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms untersucht. In allen Fällen konnte laut Stadlbauer-Köllner eine signifikante Verbesserung beobachtet werden.
Die Studienergebnisse wurden in der Vorwoche in San Francisco der American Association for the Study of the Liver vorgestellt. Die Arbeit wurde bereits vom wissenschaftlichen Komitee begutachtet und als eine der besten Arbeiten dieses Jahres ausgezeichnet. Nun wird von Stadlbauer-Köllner und ihrem Team nach dem Mechanismus gesucht, der diese enorme Verbesserung der Leberfunktion bewirkt; die positive Beeinflussung der Mikrobiom-Zusammensetzung und die Verbesserung der zu hohen Durchlässigkeit des Darms durch das Probiotikum sind die Basis.

Großes Wirkungsspektrum

Es wird vermutet, dass die probiotische Wirkung auch positive Auswirkungen auf das gesamte Immunsystem hat – was bereits im Frühjahr 2015 veröffentlichte Studien des Instituts Allergosan in Bezug auf Depression und Migräne nahelegten: Auch bei diesen Erkrankungen konnte gezeigt werden, dass eine verbesserte Leberfunktion und eine Stärkung des Immunsystems durch medizinisch relevante, speziell entwickelte Probiotika zu Linderungen führt.

Daneben hat das Institut in weiteren Studien gezeigt, dass spezielle Probiotika auch eine positive Wirkung bei Menschen mit Laktose- und Glutenintoleranz haben und ihnen die Ernährung leichter machen. Zudem, das haben Untersuchungen ergeben, kann die gezielte Gabe von probiotischen Darmbakterien helfen, Kinder vor Asthma zu schützen. Fehlen ­nämlich bestimmte nützliche Mikroben im Darm des Säuglings, so steigt dessen Asthmarisiko deutlich an.

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