••• Von Martin Rümmele
WIEN. Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) muss wie berichtet laut Regierungsprogramm bis Ende des Jahres ein Konzept zur Einsparung von 500 Mio. € vorlegen, sonst droht ihr die Auflösung. Aus eigener Kraft schafft sie allerdings nur 100 Mio., sagte Obmann Anton Ofner nun in einem Pressegespräch mit dem Präsidenten der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch.
Nachdem der Unfallversicherungsbeitrag für die Unternehmer schon 2014 von 1,4% auf 1,3% gesenkt wurde, will Ofner mit 1. Jänner 2019 noch um einen weiteren Zehntel-Prozentpunkt auf 1,2% heruntergehen, was ohne Freisetzungen von Mitarbeitern und ohne Bettenabbau möglich sei. Dies entspreche etwa 100 Mio. €, sagte er.
Konjunktur soll helfen
Die Hälfte des Betrags schaffe man aufgrund der guten Konjunkturlage einnahmenseitig; der Rest soll durch Konsolidierungsschritte hereingebracht werden, etwa durch die teilweise Verlegung isolierter Reha-Zentren – für Ofner ein „Relikt aus der Vergangenheit” – direkt zu den Unfallkrankenhäusern.
Enthalten sein soll dies in einem Konzept, das Mitte des Jahres fertig und mit Gesundheits- und Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) akkordiert sein soll. Im Juni könnte der Beschluss im AUVA-Vorstand fallen, die Beitragssenkung soll dann mit Jahresbeginn 2019 in Kraft treten.
Allerdings verlangt die Regierung eine Beitragssenkung auf 0,8 und nicht nur auf 1,2%. „Das kann man nicht aus dem Betrieb heraus einsparen”, betonte Ofner einmal mehr: „Um in diese Größenordnung zu kommen, müssen systemfremde Leistungen entfernt werden.” An den Kragen gehen soll es aus seiner und Kapschs Sicht etwa dem im Paragraf 319a ASVG geregelten sogenannten Pauschbetrag, den die AUVA an Fondsspitäler für dort behandelte Unfallpatienten an den Hauptverband der Sozialversicherungsträger abführen muss. Dieser wurde zuletzt von 205 auf 209 Mio. € jährlich erhöht. Die AUVA will stattdessen auf eine transparente Einzelfallabrechnung umstellen. Dann wären nämlich nur rund 50 Mio. € zu zahlen, man würde sich also eine Überzahlung von 150 bis 160 Mio. € sparen.
Weitere 40 bis 50 Mio. € wären zu holen, wenn die AUVA nicht mehr für Entgeltfortzahlungen im Krankheitsfall aufkommen müsste, und 160 Mio. würde es bringen, wenn die Versicherung mehr für die Behandlung von Freizeitunfällen in ihren Krankenhäusern bekäme; statt 850 bis 1.000 € pro Tag bekomme die AUVA hier nämlich nur 240 bis 250 € ersetzt. „Wenn wir das zusammenrechnen, dann kommen wir schon in die Größenordnung der geforderten Senkung der Arbeitgeberbeiträge”, sagte der AUVA-Obmann. Das Problem: Das Geld würde dann eben den anderen Krankenkassen fehlen.
Kapsch betonte dennoch, die AUVA könne Vorbild für Reformmöglichkeiten im gesamten Sozialversicherungsbereich sein. Er sprach sich auch dafür aus, dass es zu einer Entflechtung zwischen den politischen Zielsetzungen und der operativen Führung der Träger kommen müsse. Die geplante Reduktion auf nur noch fünf Sozialversicherungsträger begrüßte er. Dies solle schnell umgesetzt werden, und zwar ohne Rücksichtnahme auf die „Befindlichkeit” einzelner Landeshauptleute.
Hilfe von IV und WKO
Dass die AUVA mit der Auflösungsdrohung unter Druck gesetzt wird, wertet er als ungerecht, aber nur, weil es in anderen Bereichen des Systems nicht geschehen sei. „Wenn Sie keine Konsequenz an die Wand malen, geschieht in den meisten Fällen nichts”, sagte der IV-Präsident. WKO-Präsident Christoph Leitl stellte sich ebenfalls hinter die Forderungen der AUVA. Auch die NEOS zeigten sich überzeugt, dass die Einsparungen zu schaffen seien.