HEALTH ECONOMY
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Redaktion 14.12.2018

Biotech-Branche wächst und spürt Gegenwind

Für heimische Biotech-Firmen ist die Börse derzeit kein gutes Umfeld. Insgesamt erlebt die Branche aber einen Boom.

••• Von Katrin Waldner

Die Börsegänge von gleich zwei österreichischen Biotech-Unternehmen wurden vor Kurzem verschoben: Marinomed wollte den Gang an die Wiener, Themis Bioscience den an die Amsterdamer Börse wagen. Grund ist das schwierige Marktumfeld. Vier weitere österreichische Unternehmen aus der Branche sind bereits an der Börse notiert: Sanochemia in Wien und Frankfurt, Valneva in Paris, Nabriva und Asanis in den USA.

Trockene Finanzmärkte

Der Markt hat sich für den Biotechnik-Sektor allerdings auch insgesamt als schwierig erwiesen: Viel Geld floss in den vergangenen Jahren vor allem in den Bereich Immunonkologie – „überproportional, sogar bei rosigen Marktaussichten”, wie im „Beyond Borders: Biotechnology Report” von Ernst Young zu lesen ist. Alles in allem hätten die Unternehmen weiter in die Behandlung von morgen investiert – auch als die US- und EU-Finanzmärkte ausgetrocknet seien, die Bewertungen gelitten und die Geldgeber immer mehr Entscheidungsmacht eingefordert haben. Zwei geopolitische Herausforderungen machten den Unternehmen zu schaffen: der Brexit und die Trump-Präsidentschaft mit der einhergehenden Unsicherheit über die amerikanische Gesundheitsreform. Frisches Kapitel von asiatischen Investoren habe zudem zu einer Unsicherheit an den Kapitalmärkten geführt, biete biotechnischen Unternehmen aber auch mehr strategische Möglichkeiten.

Starkes Wachstum

Nichtsdestotrotz steht im Life Science Report 2018, dass der Biotechnologie-Sektor in Österreich floriert – die Zahl der Unternehmen und Beschäftigten sowie die Umsätze stiegen in den Jahren von 2014 bis 2017. Die Unternehmen konnten dreimal so viel Geld zur Finanzierung aufbringen wie in vergangenen Jahren. „Die Umsätze der österreichischen Biotechnologie-Unternehmen haben seit 2014 um 58 Prozent auf rund 313 Mio. Euro zugelegt. Mit 170,8 Mio. Euro wird mehr als die Hälfte des Umsatzes wieder in Forschung und Entwicklung investiert”, berichtet Johannes Sarx, Leiter des Programms Life Science Austria in der Austria Wirtschaftsservice GmbH.

Verglichen mit 2010, hat sich die Zahl der mittlerweile 127 Biotech-Unternehmen in Österreich fast verdoppelt. 29 Start-ups sind im untersuchten Zeitraum auf den Zug aufgesprungen; es gab aber auch einige Insolvenzen, Schließungen und Verkäufe. Die österreichische Biotech-Branche ist jung, die meisten Firmen sind kleine bis mittlere Betriebe. Zwei Drittel der Unternehmen haben weniger als zehn, etwa ein Drittel weniger als 50 Beschäftigte, größere Firmen bleiben in Österreich die Ausnahme.

Mehr Risikokapital

Wegen des großen finanziellen Aufwands für Forschung und Entwicklung sind die Unternehmen in einem hohen Ausmaß auf externe Finanzierung angewiesen – entweder durch Beteiligungen, institutionelle oder private Investoren, öffentliche Fördermittel, Kredite oder andere Zuwendungen. „Das Risikokapital in der Branche hat sich im vergangenen Jahr auf rund 137 Mio. Euro mehr als verdreifacht”, sagt Sarx.

Zusätzlich gebe es den internationalen Businessplan Wettbewerb „Best of Biotech”, der 2019 in die neunte Runde geht, sowie die aws-Förderprogramme LISA-Preseed und LISA-Seed, die bereits in einer sehr frühen Unternehmensphase finanzielle Unterstützung zur Verfügung stellen. „Das LISA-Programm, komplettiert durch kompetente und maßgeschneiderte Beratung und Internationalisierungsmaßnahmen, beugt dadurch einem Marktversagen vor. Zusätzlich steht Biotechnologie-Unternehmen in Wachstumsphasen Finanzierung durch die aws Venture Capital Initiative und durch Gründer- und Mittelstandsfonds zur Verfügung. Abgerundet wird das Angebot an Förderungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg durch Beratung und Förderungen im Patentbereich”, erklärt Sarx.

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