HEALTH ECONOMY
Ina Schriebl 27.03.2015

Burn-out: Fast jeder Zweite leidet unter Stress

Kampagne Sozialministerium, Arbeitsinspektorat und EU-Einrichtungen wollen helfen, Belastungen zu senken

Studie zeigt: Der Großteil der Bevölkerung schätzt Burn-out nicht als „Modekrankheit” ein.

Der Großteil der Menschen in Österreich ist sich der Gefahr durch Stress inzwischen bewusst, Lösungen fehlen aber noch.

Wien. Stress am Arbeitsplatz ist das zweithäufigste Gesundheitsproblem Europas und verursacht Kosten in Milliardenhöhe – für die Wirtschaft und das Gesundheitswesen. Um die Problematik in den Griff zu bekommen, sollen nun auf österreichischer und europäischer Ebene zahlreiche Maßnahmen gesetzt werden. Am Rande einer internationalen Expertentagung in Wien kündigten diese Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ), AK OÖ-Präsident Johann Kalliauer sowie die Direktorin der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA), Christa Sedlatschek, und die Leiterin der Arbeitsinspektion, Anna Ritzberger-Moser, an.

EU-Studie warnt

Bei einer von EU-OSHA Ende 2013 durchgeführten, europaweiten Meinungsumfrage waren 8% der österreichischen Arbeitnehmer dauerndem Stress ausgesetzt, 37% erklärten, dass sie ebenfalls eher regelmäßig Stress ausgesetzt sind. Im Vergleich zu anderen EU-Staaten sind diese Prozentsätze relativ niedrig, die höchsten Werte zeigten Länder wie Zypern, Griechenland, Slowenien, Portugal und Malta. Diese Zahlen spiegeln die wirtschaftliche Krise in Europa wider, da die Hauptursache von Stress von 72% aller Befragten mit Umstrukturierung und Angst vor Jobverlust angegeben wurde. Dennoch: Rund 40% aller Invaliditätspensionen in Österreich werden durch Stress und dessen negative Auswirkungen auf die Gesundheit verursacht.In Österreich führen vor allem der Umgang mit schwierigen Kunden, Patienten oder Schülern und Zeitdruck zu einer erhöhten Stressbelastung. Daher sind in erster Linie serviceorientierte Branchen wie der Gesundheitssektor, Pflegeeinrichtungen, öffentlicher Verkehr, Gastgewerbe und Schulen betroffen.Als eines der Vorreiterländer innerhalb der EU hat Österreich bereits 2013 mit der Novelle des Arbeitnehmerschutzgesetzes klargestellt, dass neben der physischen auch die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer zu schützen ist. Im Zuge der österreichischen Arbeitsschutzstrategie 2013–2020 wurde eine eigene Arbeitsgruppe gegründet, die seitdem die Prävention arbeitsbedingter psychischer Belastungen aktiv vorantreibt und zahlreiche europäische Maßnahmen auf nationaler Ebene umsetzt. „2014 wurden österreichweit 4.973 Betriebe im Hinblick auf die Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen geprüft, was einer Steigerung von über 60 Prozent gegenüber 2012 entspricht”, sagte Anna Ritzberger-Moser. Sozialminister Hundstorfer setzt neben der Kontrolle vor allem auch auf Information und ist zuversichtlich, dass Betriebe im eigenen Interesse mitmachen.

Bewusstsein steigt

Sehr positiv sei, dass österreichische Unternehmen stark auf die Mitwirkung und Einbeziehung der Mitarbeiter setzen, wenn es darum geht, Maßnahmen im Betrieb umzusetzen. Im europäischen Vergleich liegt Österreich hier an dritter Stelle hinter Norwegen und Dänemark, gefolgt von Schweden und Finnland.Der Großteil der Österreicher – konkret 82% – nimmt zudem Burn-out ernst. Nur für elf Prozent handelt es sich um eine „Modeerscheinung”. Das ist das Ergebnis einer parallel veröffentlichten Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts IMAS bei 1.011 Personen über 16, darunter 483 unselbstständig Erwerbstätigen.Auf die Frage nach Faktoren, die der Prävention dienen, nannten 66% „ausreichend Schlaf”. Für 63% ist eine „gute Abgrenzung zum eigenen Job abschalten können”, entscheidend. Mit 54 Prozent landete ein „intaktes, harmonisches Familienleben” an der dritten Stelle.

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