HEALTH ECONOMY
© Erwo Pharma GmbH

Portraits Die Gesundheitsbranche gilt als Wachstumsmarkt der Zukunft. Gleichzeitig belastet sie öffentliche Haushalte. Martin Rümmele sprach für sein Buch (siehe unten) mit den Akteuren. Teil 1: Ernst Wolensky, Erwo Pharma.

Redaktion 26.08.2016

Erfolgreiche Rezepte

Neues Buch zur Gesundheitswirtschaft zeigt Portraits von Unternehmern. „Gesunde Ideen” im medianet-Vorabdruck – Teil 1: Erwo Pharma.

BRUNN/GEB. Ernst ­Wolensky kennt sie wohl alle – die Höhen und Tiefen der Pharmabranche. Und er ist so etwas wie ein spätberufener Jungunternehmer. Wolensky – gelernter Mediziner – hat vor neun Jahren im Alter von zarten 47 sein Pharmaunternehmen Erwo Pharma gegründet. Heute setzt er damit bereits rund 9 Mio. € um und ist bei rezeptfreien Produkten bereits unter den Top-Ten der Branche in Österreich.

Massiver Einschnitt

Begonnen hat die Erfolgsgeschichte allerdings mit einem massiven Einschnitt: Wolensky war Manager bei einem internationalen Pharmakonzern und als solcher für das Österreich-Geschäft zuständig. Doch dann wurde der Konzern, der Finanzinvestoren gehörte, mit einem anderen Pharmaunternehmen fusioniert. Wolensky wurde wie anderen langedienten Managern des Konzern vermittelt, dass man lieber auf jüngere und vermeintlich hungrigere Leute setzt.

Die Alternative zum Golden-Handshake war, einen sogenannten Emerging Market aufzubauen – einen Markt mit Potenzial, der aber auch Erfahrung braucht. „Ich war davor rund zwölf Jahre laufend unterwegs und etwa 100 Tage pro Jahr nicht zu Hause. Also dachte ich mir, wenn ich noch einmal etwas aufbaue, dann etwas für mich selbst”, erzählt er. Hintergrund war nicht zuletzt der enorme Druck der Investoren, hohe Renditen zu erwirtschaften. Das sei allerdings in Österreich nicht immer möglich gewesen, weil die von den Krankenkassen zugestandenen Preise für die Konzernvorgaben zu niedrig waren. „Manche Produkte wurden deshalb in Österreich einfach nicht eingeführt” – Entwicklungen, die nicht zu seinem Verständnis und seinen Werten gepasst hätten, erzählt er heute. Und so entschied er sich, das zu machen, was er davor auch gemacht und gelernt hat – nur eben auf eigene Rechnung: den Vertrieb von Arzneimitteln mit dem Fokus auf den Nutzen für Patienten und über entsprechende und auf Vertrauen beruhende Beziehungen zu den anderen Vertriebspartnern, wie Apothekern und Spitälern.

Begeisterung für Medizin

Es erfülle ihn mit Stolz, was er im System und für die Menschen leiste, schildert der Unternehmer. Er habe nicht zuletzt auch aus einem sozialen Antrieb und dem Wunsch, Menschen zu helfen, einen Beruf im Gesundheitswesen ergriffen. Nach dem Besuch einer Höheren Technischen Lehranstalt maturierte Wolensky als Elektrotechniker. Als Sanitäter beim Bundesheer bekam er dann erste Kontakte zum Medizinsystem. „Als ich einmal zusehen durfte, wie einem Patienten eine Insulinpumpe eingesetzt wurde, hat mich die Verbindung von Technik und Medizin begeistert.” Also studierte er Medizin und kam dann über Zufälle in die Pharmaindustrie; auch hier begeisterten ihn die Innovationskraft der Branche und ihre Möglichkeiten. Als dann der Abschied im Konzern anstand, besann er sich auf diese Wert. Der Schritt dann war recht logisch: Wolensky holte ein paar alte Mitstreiter an Bord, und gemeinsam wollte man es noch einmal wissen. Den Anfang machten auslizensierte Produkte des Ursprungsunternehmens und die Zusammenarbeit mit kleineren als auch etablierten Herstellern, für die Erwo Pharma den Vertrieb organisierte.

Zu Beginn konzentrierte man sich auf das Marketing und den Vertrieb von Humanarzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln und Medizinprodukten in Apotheken und Krankenhäusern. Dieses ursprüngliche Geschäftsmodell hat man nun etwas geändert und will sich auch verstärkt auf Eigenmarken wie die neue entwickelte Linie „Dr. Schreibers” konzentrieren. Allein mit diesen Produkten konnte das Unternehmen im Vorjahr eine 750.000 € umsetzen, für 2016 rechnet Wolensky mit 1,2 Mio. €.

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