HEALTH ECONOMY
© C. Sauermann

Innovativ mediclass-­Gründer Christoph Sauermann ist überzeugt, die Lösung für Versorgungsprobleme im Gesundheits­wesen gefunden zu haben.

Martin Rümmele 16.12.2016

Gesunde Alternative

Das Gesundheitszentrum mediclass freut sich über steigende Nachfrage; 2017 soll deshalb in Wien ein zweiter Standort eröffnen.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. „Wir sind das einzige funktionierende Konzept für eine Primärversorgung. Während andere darüber seit Jahren diskutieren, zeigen wir vor, dass es geht und wie es geht”, gibt sich Christoph Sauermann, Geschäftsführer des Wiener Gesundheitszentrums mediclass, selbstbewusst. Der Grund für seine Zuversicht: Das Konzept erfreut sich so starker Nachfrage, dass Sauermann derzeit Gespräche mit Immobilienentwicklern führt, um bereits im kommenden Jahr ein zweites Zentrum aufsperren zu können.

Großes Interesse

Das Prinzip hinter medi­class beschäftigt derzeit nicht nur Krankenversicherungen, es stößt auch bei den Ärzten im Gegensatz zu den aktuell kritisierten Primärversorgungszentren auf großes Interesse. Der Grund: Die Ärzte arbeiten vernetzt und können sich im Zentrum abstimmen, sind aber komplett selbstständig und ungebunden. Und sie haben für die Ordinationsflächen keine Kosten. Mit einem Mitgliedsbeitrag von 320 € finanzieren Patienten die medizinische Infra­struktur – die Ordination, die Technik und die Mitarbeiter. Damit ist ein Großteil der Kosten für das Zentrum, aber auch für die Patienten, bereits abgedeckt. Für die jeweilige Behandlung zahlen die Patienten dann nur den Kassentarif. Denn die Ärzte verrechnen nur diesen ­Tarif zu verrechnen – im Gegenzug dafür, dass sie das Zentrum kostenlos nutzen. „mediclass kümmert sich sogar um die Einreichung zur Kostenrückerstattung bei der Sozialversicherung”, sagt Sauermann. Derzeit nutzen bereits mehr als 200 Unternehmen das Angebot für ihre Beschäftigten. Zusammen mit Privatkunden hat mediclass bereits mehr als 8.000 Mitglieder.

„Wir bieten eine Rundumversorgung an. Ein Patient hat nur eine Nummer und ruft an, wenn er ein Problem hat oder etwas braucht. Alles andere organisieren dann wir – von Terminen bis zur Abrechnung mit den Kassen.” Gleichzeitig habe man so gut wie keine Wartezeiten. Das sei gerade für Unternehmen wichtig, weil Firmen zunehmend das Problem hätten, dass Beschäftigte durch lange Wartezeiten im Gesundheitswesen zu lang ausfallen.

Professionelle Organisation

Die Trennung von Infrastruktur und medizinischer Versorgung mache die Abläufe wesentlich professioneller und erlaube gleichzeitig den Ärzten, dass sie sich mehr Zeit für die Patienten nehmen, ist der Gründer des Zentrums überzeugt. Die aktuelle Diskussion über den Spardruck im Gesundheits­wesen sei deshalb auch Wasser auf die Mühlen des Geschäftsmodells. Sauermann: „Warte­zeiten nehmen zu. Damit wächst die Bereitschaft in der Bevölkerung, für eine neue und innovative Versorgung etwas zu bezahlen. Die Menschen müssen sich die Versorgung nicht mühsam organisieren und Termine ausmachen.” Das Interesse an der Lösung steige deshalb gewaltig.

Weitere Expansionspläne

Auch in den Bundesländern wachse die Nachfrage, sagt ­Sauermann. „Es gibt konkret ­Anfragen aus Linz und Graz – gerade auch von Unternehmen.” Für 2017 liegt jetzt einmal der Fokus klar auf Wien, aber die Bundesländer seien in jedem Fall erklärtes Ziel von medi­class. Sauermann: „Unser System ist skalierbar. Es geht um die Fragen eines optimalen Standorts, des Bedarfs und um die Rahmenbedingungen. Wenn das klar ist, können wir einen Standort sehr rasch in wenigen Monaten umsetzen”, sagt Sauermann.

Derzeit arbeitet der medi­class-Chef auch an einer neuen Kampagne; man wolle die Antwort, die man auf die aktuellen Diskussionen im Gesundheitswesen biete, stärker nach außen transportieren. „Alle wissen, dass es im Gesundheitswesen nicht weitergeht. Primärversorgungszentren sind eine gute Lösung”, sagt Sauermann. Sein Angebot laute deshalb: „So geht gesund jetzt!”

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