Chicago. In der Krebsmedizin zeichnet sich bei der medikamentösen Behandlung mit neuen Arzneimitteln zur Steigerung der körpereigenen Abwehrkräfte gegen Tumoren eine Revolution ab. Das ergibt sich aus Vorträgen beim Jahreskongress der Amerikanischen Gesellschaft für Onkologie (ASCO), der dieser Tage über die Bühne ging. „Die Immuntherapie wird die Krebstherapie völlig verändern”, schrieb der Koordinator des Comprehensive Cancer Center (CCC) im Wiener AKH, Christoph Zielinski.
Für die Pharmabranche ist die Immuntherapie damit einer der attraktivsten Märkte – es winken Gewinne in Milliardenhöhe. Viele Pharmafirmen versuchen nun, diesen Trend zu bedienen. Bristol-Myers Squibb, MSD, Roche, AstraZeneca sowie Pfizer und Merck schätzen ihre Position gut ein. Bei den kooperierenden Konzernen Pfizer und Merck Serono peilen die Entscheidungsträger ein höheres organisches Wachstumstempo durch eine umfassende Pharma-Pipeline an.
Erfolgreiche Kooperation
Ende 2014 gingen Pfizer und Merck eine Kooperation ein. Beide wollen zusammen Medikamente auf den Markt bringen, die das körpereigene Abwehrsystem dazu bringen sollen, bösartige Tumore zu bekämpfen. Im laufenden Geschäftsjahr will Merck bis zu 20 klinische Studien im Rahmen seiner Kooperation mit Pfizer starten. Avelumab ist die zurzeit wichtigste Substanz, die aus dieser Allianz hervorging. Die Chefin der Merck-Gesundheitssparte, Belen Garijo, rechnet damit, dass Merck bei Krebsarten wie etwa Eierstockkrebs, Merkel-Zell-Karzinom, Kopf-Hals-Tumoren, Blasen- und Nierenkrebs zu den ersten Unternehmen mit Zulassungen in der Immuntherapie gehören wird. „Wir konzentrieren uns stark auf Forschung und Entwicklung”, sagt Garijo.
Merck und Pfizer befinden sich mit dem neuen Medikament in der dritten und damit letzten Phase der klinischen Erprobung zur Behandlung des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms. Avelumab wird außerdem in der zweiten Phase zur Behandlung des Merkel-Zell-Karzinoms getestet, ein besonders bösartiger und seltener Hautkrebs, und in der ersten Phase zur Behandlung verschiedener Tumorarten wie Eierstockkrebs, Nieren- und Blasenkrebs. Mit ers-ten Umsätzen rechnet Garijo bereits ab 2017. „2016 und 2017 werden entscheidende Jahre für uns, in denen wir klarstellen müssen, dass wir unsere ersten Medikamente auf den Markt bringen.” Im vergangenen Jahr hätte man deutliche Fortschritte gemacht, die Pipeline entwickle sich sehr schnell.(rüm/um)