••• Von Martin Rümmele
WIEN. Nach dem öffentlichen Nachdenken von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) über eine Wirkstoffverschreibung von Medikamenten macht nun die Ärztekammer dagegen mobil. Mücksteins Idee: Mediziner sollen den Patienten nur Wirkstoffe verschreiben, und die Apotheker können das Medikament dafür frei wählen können. Ab dem Wochenende wolle man mit der Informationskampagne – des Werbers UniqueFessler – „Gegen Wirkstoffverschreibung – für Patientensicherheit” die Öffentlichkeit zu diesem Thema sensibilisieren.
Breite Präsenz
„In den größten österreichischen Tageszeitungen, Infoscreens in den größten österreichischen Städten sowie auf den großen Internetplattformen werden wir unsere Botschaft verbreiten, zudem wird die Site www.gegenwirkstoffverschreibung.at zur Verfügung stehen, um auf die vielen Probleme hinzuweisen, die die Wirkstoffverschreibung mit sich bringen würde. Zudem appellieren wir an unsere Patienten, dass sie in der Apotheke drauf bestehen sollen, nur das Präparat zu erhalten, das ihr Arzt verschrieben hat”, sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte.
Er ortet in den Plänen eine „Patientengefährdung”. „Völlig ohne Not” würde „versucht, die höchst vernünftige und bewährte Trennung der Rollen von Arzt und Apotheker aufzuheben”, sagte Steinhart. „Eine Arzneimittelspezialität ist mehr als nur ein Wirkstoff”, sagt Ernst Agneter von der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien. Dieser sei zwar der wohl wichtigste Inhaltsstoff; wie er sich im Körper verhält, wäre aber „ganz massiv durch die anderen Bestandteile beeinflusst”.
Pharmasektor uneinig
Unterstützung bekommen die Ärzte von der Industrie. Die Verschreibungshoheit der Ärzteschaft zu beschränken, sei weder im Sinne der Patienten noch trägt sie dazu bei, die Versorgungsqualität zur verbessern, sagt Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. Das würde Patienten verunsichern. Die Apothekerkammer und die ÖGK hingegen unterstützen die Ideen.