••• Von Ina Karin Schriebl
Eine der ganz großen Herausforderungen für 2018, die uns in der Vorbereitung allerdings schon jetzt massiv beschäftigt, ist die Datenschutzgrundverordnung, die ab Ende Mai 2018 auch in Österreich zur Anwendung kommen wird”, blickt Julian M. Hadschieff, Vorstandsvorsitzender der Premiqamed Group, in die nahe Zukunft. Hier rolle gerade auch auf Gesundheitsbetriebe eine Lawine an Vorschriften und Auflagen zu. Bei Nichterfüllung stehen Strafandrohungen im Raum, die für Unternehmen existenzbedrohend sein können; daher sei eine aufwendige und sich auf nahezu alle Klinikbereiche erstreckende Vorbereitungs- und Umsetzungsphase nötig.
Negative Preisspirale
Auch Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig, sieht wachsende Herausforderungen für seine Branche:„Mit den ASVG-Änderungen wurde eine negative Preisspirale in Gang gesetzt, die sich 2018 auf die Umsätze auswirken wird. Wir sehen daher ein äußerst bescheidenes Wachstum für nächstes Jahr.” Gleichzeitig gebe es viele Forschungsprojekte, die Anlass zur Hoffnung geben, dass immer mehr Krankheiten behandelbar, wenn nicht sogar heilbar werden. „In dieser Hinsicht werden weitere innovative Therapien zu erwarten sein”, prophezeit Huber. Im Zeitraum von 2012 bis 2020 sind es insgesamt über zwei Mrd. €, die pharmazeutische Unternehmen in den Standort Österreich investierten und noch investieren. Huber wünscht sich ein investitionsfreundlicheres Klima und entsprechende Maßnahmen für den Standort Österreich, da man an die Zukunft denken müsse.
„Da ab Februar 2019 das ganze System der Verifizierung und Serialisierung laufen muss, wird uns speziell dieses Thema in 2018 besonders beschäftigen. Und wir werden weiterhin intensiv Gespräche mit unseren Partnern im Gesundheitswesen führen, um die gute Qualität der Medikamentenversorgung in Österreich aufrechtzuerhalten und auch, wo möglich, weiter zu verbessern”, bekräftigt Huber.
Die Austromed, die Interessensvertretung der Medizinprodukte-Unternehmen, erwartet aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen und neuen regulatorischen Anforderungen ebenfalls ein eher gedämpftes Wachstum. Mit der Verabschiedung der neuen EU-Verordnungen für Medizinprodukte und In-Vitro-Diagnostika komme auf die Medizinprodukte-Branche neben einem Plus an Sicherheit auch ein Mehraufwand an Bürokratie und Kosten zu. Dazu sagt Austromed-Präsident Gerald Gschlössl: „Der Grundgedanke der Neuregelungen ist, die Patientensicherheit noch weiter zu erhöhen. Dies hat man sicherlich erreicht, wobei nicht alle neuen Anforderungen einer höheren Patientensicherheit dienlich sind. Erreicht hat man aber auch, dass der Gesundheitswirtschaft mit diesen Verordnungen zusätzliche Hürden auferlegt werden.” Wer gerade beginne, an einem innovativen Medizinprodukt zu forschen, könne sich bereits auf die neue Situation einstellen. Kompliziert sei es für jene Betriebe, die die Zertifizierung bestehender Produkte verlängern wollen, beziehungsweise deren Produkte kurz vor der Marktreife stehen. „Ich befürchte, dass viele österreichische Produkte vom Markt verschwinden werden. Fest steht jetzt schon, dass Innovationen künftig langsamer das Gesundheitssystem erreichen werden. Schlussendlich ist es der Patient, der darunter leiden wird”, stellt Gschlössl klar.
Regulatorische Hürden
Man stünde mitten in dem Spannungsfeld von sinkenden Erträgen und steigenden regulatorischen Anforderungen, erläutert Andreas Windischbauer vom Verband der österreichischen Arzneimittel-Vollgroßhändler, Phago, die derzeitige Situation. „Wir bieten mehr Leistung für weniger Geld. Das kann nicht gut gehen. Weil wir das Rückgrat der Arzneimittelversorgung sind, ist zu erwarten, dass die Patienten 2018 diese Entwicklungen im Hintergrund zu spüren bekommen”, befürchtet Windischbauer.
Hohe Investitionen
Bis 2019 müsse man sicherstellen, dass die Umsetzung der EU-Fälschungsrichtlinie funktioniert. Für den Großhandel heißt das, dass man in definierten Fällen, zum Beispiel beim Kauf von einem anderen Großhändler oder bei Retourwaren oder bei Verdachtsfällen, dass eine Packung manipuliert oder gefälscht sein könnte, alles prüfen müsse. Zusätzlich gehe mit der Richtlinie für den Großhandel eine Chargendokumentationspflicht bei jeder Auslieferung einher, die es mit der automatisierten Kommissionierung erst zu bewerkstelligen gelte. „Hierfür werden alle sechs Phago-Mitglieder Investitionen in Millionenhöhe stemmen müssen”, kündigt Windischbauer an.
Preisband als Belastung
Das im Oktober erstmals umgesetzte Preisband mit Zwangspreissenkungen werde 2018 voll zur Wirkung kommen, sagt Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen Generikaverbandes, voraus. Man schätze den Effekt auf etwa ein Wachstumsprozent. Dazu komme die neue Generika-Preisregelung, deren Auswirkung je nach Anzahl der Patentabläufe bis zu 0,5 Prozent Wachstum kosten könne. „Zusammen genommen entspricht das etwa 30 Millionen Euro, die als Einsparungseffekt bei den Sozialversicherungsträgern ankommen und von der Pharmawirtschaft im patentfreien Markt bezahlt werden”, rechnet Andiel vor.
Die positive Nachricht für die Patienten seien die weiterhin guten Wachstumsraten des innovativen Sektors. Für die Anbieter patentfreier Arzneimittel erhöhe dies allerdings den Solidarbeitrag erheblich, der für jedes angefangene Wachstumsprozent zehn Mio. € beträgt. Ende 2018 laufe der aktuelle Rahmen-Pharmavertrag aus. Das Gesprächsklima zwischen Pharmawirtschaft und Hauptverband sei durch den Stil der letzten Verhandlungen immer noch negativ belastet, so der Präsident des OEGV.
„Es wird darauf ankommen, zu einer für beide Seiten positiven Gesprächskultur zurückzukommen, um die bestehenden Herausforderungen im Gesundheitssystem partnerschaftlich im Sinne der Patientenversorgung angehen und lösen zu können”, gibt sich Andiel hoffnungsvoll.