••• Von Martin Rümmele
WIEN. Die Stärkung des niedergelassenen Bereichs sei aufgrund des politischen Hickhacks zwischen Krankenkassen und Ärzten nach wie vor nicht absehbar, ärgert sich Austromed-Präsident Gerald Gschlössl, wenn er den Wahlkampf betrachtet. Er wünscht sich einen Durchbruch für eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit; dabei gehe es nicht ums Geld, sondern um die beste Versorgung für den Patienten, sagt er.
Leistungsharmonisierung
Weil sich die Ärzte gegen Reformen wie den Ausbau der Primärversorgung sperren, würden sie nicht nur ihr positives Image verspielen, sondern auch anderen Bereichen wie etwa der Medizinproduktebranche schaden. „Wir brauchen eine Leistungsharmonisierung – gerade für den Bereich der Medizinprodukte ist das wichtig. Derzeit bekommt etwa ein steirischer Arzt kein Geld für einen Wundverband, und ein Wiener Arzt schon. Das versteht kein Mensch”, sagt auch Austromed-Geschäftsführer Philipp Lindinger im Gespräch mit medianet. Derzeit hätten nicht einmal die Krankenkassen einen detaillierten Überblick, welche Leistungen wo zu welchen Tarifen angeboten werden.
Gschlössl wünscht sich von den Parteien und der künftigen Regierung deshalb mehr Mut zum Experiment: „Man sollte einmal etwas ausprobieren. Wir geben derzeit viel Geld aus für die Gesundheitsversorgung. Das, was wir dafür bekommen, ist nicht schlecht, aber super ist es auch nicht.” Gschlössl wünscht sich etwa die schon lange diskutierte Finanzierung aus einer Hand und die Zusammenfassung der Finanzströme von Kassen und Ländern im niedergelassenen und stationären Sektor. Das müsse nicht eine Superkrankenkasse bedeuten, in jedem Fall aber mehr Transparenz und Verantwortung. „Derzeit interessieren beispielsweise die Folgekosten einer Therapie einen Einkäufer im Krankenhaus nicht, weil er keinen therapeutischen Mehrwert hat”, sagt Lindinger.
Das führe auch dazu, dass Innovationen gerade aus der Medizinproduktebranche nur schwer im Markt unterzubringen sind. Es gebe viele Start-ups mit guten Ideen, die aber von den bestehenden Regularien auf dem Boden gehalten werden. Einkäufer würden lieber bei Bewährtem bleiben, als Neuentwicklungen eine Chance zu geben. Das belaste auch den Wirtschaftsstandort Österreich, kritisiert Lindinger.
Gschössl: „Wir brauchen mehr innovatives Denken und auch eine bessere Wahrnehmung von dem, was Medizinprodukte leisten. Das geht vom Wundverband über eine App bis zu OP-Einrichtung. Gäbe es keine Medizinprodukte, wäre etwa ein OP leer und der Arzt nackt.” Gerade der Medizinproduktesektor sei enorm innovativ. „Zwei Drittel der Entwicklungen kommen von Betroffenen, die die Probleme sehen. Das hat eine enorme Dynamik.”