HEALTH ECONOMY
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Engpässe Der Nahost­konflikt könnte die ­Probleme bei der Versorgung mit Medikamenten weiter verschärfen, fürchten Experten.

Redaktion 03.11.2023

Neue Lieferprobleme

Die EU-Kommission hat Ideen gegen Lieferengpässe bei Medikamenten vorgelegt. Gleichzeitig gibt es neue Sorgen.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/BRÜSSEL. Dem eskalierten Nahostkonflikt wohnt laut einem Bericht des Spiegel zumindest das Potenzial inne, die globale Medikamentenversorgung zu beeinträchtigen. Dennoch werden über 60 Wirkstoffe in Israel hergestellt. Laut Spiegel sieht das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zumindest bei acht Wirkstoffen einen „potenziell einschränkenden Sachverhalt” vorliegen. Von seiten der heimischen Arzneimittelbehörde BASG heißt es dazu: „Es gilt zu betonen, dass es sich vor allem um eine gesamteuropäische Problematik handelt, die von der für zentrale Zulassungen zuständigen Europäischen Arzneimittelagentur EMA gemeinsam mit den nationalen Behörden genau beobachtet wird”.

Nicht zuletzt deshalb und wegen der generell anhaltenden Probleme hat die EU-Kommission in Brüssel einen freiwilligen Solidaritätsmechanismus ins Leben gerufen, um möglichen Engpässen bei Medikamenten im kommenden Winter vorzubeugen. Wenn ein Land nicht genug von einem bestimmten Medikament hat, könnten andere Staaten aushelfen, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bei der Vorstellung der Maßnahme. Weiters werde die Kommission eine Liste mit kritischen Medikamenten erstellen und deren Lieferketten bis April 2024 untersuchen. Danach soll entschieden werden, ob weitere Maßnahmen zur Verhinderung von Engpässen nötig sind. Die EU-Mitgliedstaaten werden ermutigt, bei Engpässen, die Regeln flexibel anzuwenden. Sie könnten beispielsweise erlauben, dass Medikamente länger verkauft werden oder Alternativen schneller auf den Markt kommen dürfen. Um auch längerfristig eine größere Verlässlichkeit der Arzneiproduktion zu garantieren, soll eine „Allianz für kritische Medikamente” (Critical Medicines Alliance) ab Anfang 2024 alle relevanten Akteure des Bereichs zusammenbringen. Die Allianz soll zum Beispiel gemeinsame Einkäufe auf EU-Niveau koordinieren.

Kritik von der Industrie

Wenig begeistert davon zeigt sich Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Die zentrale Frage, wie Pharmaunternehmen dabei unterstützt werden können, wieder verstärkt in Europa zu produzieren, werde viel zu wenig thematisiert. Nach wie vor würden die notwendigen Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Ausbau der Arzneimittelproduktion fehlen. Dabei wären zusätzliche Produktionskapazitäten der sicherste Weg, um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit wichtigen Medikamenten zu stärken. „Eine gezielte Stärkung des Pharmastandorts könnte einen Schub für die Arzneimittelproduktion in Europa auslösen. Mit gezielten Förderungen und fairen Preisen für Produkte Made in Europe könnten wir die Arzneimittelproduktion nicht nur halten, sondern sogar ausbauen”, ist die FCIO-Geschäftsführerin überzeugt. Hier gelte es anzusetzen, denn kein Unternehmen kann seine Produktion auf Dauer halten oder ausbauen, wenn es sich wirtschaftlich nicht rechnet und Konkurrenten aus Asien mit niedrigeren Kosten die heimischen Produkte vom Markt verdrängen.

Ärztekammer stützt Industrie

„Wir fördern zu wenig vorausschauend und wundern uns dann, wenn sich ein Unternehmen verabschiedet. Hier fehlt mir die gesundheitspolitische Weitsicht”, sagt auch Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Wie es gehe, zeige das Beispiel der in Europa einzigen Antibiotikaproduktion am Sandoz-Standort Kundl in Tirol. „Das ist das Best-Practice-Beispiel. Dort werden in den nächsten zehn Jahren für die weitere Modernisierung 250 Mio. Euro investiert.”

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