HEALTH ECONOMY
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Krankenhäuser sind gefordert: Resistente Keime werden zum Hygieneproblem.

19.02.2016

Spitalhygiene wird zum Problemfall

Antibiotika-Resistenzen nehmen weiter zu und belasten Klinikbetreiber; parallel kritisiert der Rechnungshof zu hohe Aufwendungen für Reinigung in Wiener Krankenanstalten.

••• Von Ulli Moschen

WIEN. Experten verweisen auf die zunehmenden Resistenzraten von Bakterien gegen Antibiotika in der EU, sowohl bei Menschen als auch bei Tieren. Jedes Jahr sterben in der EU rund 25.000 Menschen durch bakterielle Infektionen, die durch resistente Keime hervorgerufen worden sind. Wenn es nicht gelingen sollte, diese zurückzudrängen, fehlen bei schweren Erkrankungen die Behandlungsmöglichkeiten.

Infektionen nehmen zu

Im Humanbereich sind besonders die Resistenzen gegenüber Krankenhauskeimen bedenklich. Dass die Hygienebedingungen in Österreichs Krankenhäusern starke Mängel aufweisen, ist in diesem Kontext nicht gerade beruhigend. In Europa kommt es pro Jahr zu rund 3,2 Mio. Krankenhausinfektionen. In Österreich gehen etwa 2.400 Todesfälle auf nosokomialen Infektionen zurück. Und das, obwohl ein Drittel der Krankenhausinfektionen leicht und ein weiteres Drittel mit etwas Aufwand verhindert werden könnte.

Situation unbefriedigend

„Hygiene wird nicht ernst genommen”, erklärt Gerlinde Angerler von der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH). Das Melde- und Qualitätssicherungssystem für Krankenhausinfektionen in Österreich sei unterentwickelt und intransparent, ein Verschuldensnachweis schwer zu erbringen. Aber auch in der Prävention versagt Österreich. Hygiene ist in den Ausbildungen Nebensache, statt verbindlicher Regelungen und Hygienekontrollen setzt man auf Empfehlungen.

Ein Ausweg ist für die unter Kostendruck stehenden Spitäler aber nicht einfach. In den Wiener Krankenhäusern sind etwa die Kosten für die Wäscheversorgung und die Geschirr- und Gebäude­reinigung durch die Umstellung auf externe Firmen in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Der Stadt­rechnungshof kritisiert das und empfiehlt, die Preissituation am Markt zu überprüfen und gegebenenfalls Neuausschreibungen vorzunehmen.

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