INDUSTRIAL TECHNOLOGY
© Agrana

PAUL CHRISTIAN JEZEK 27.05.2016

Agrana liefert weiter wichtige Impulse für die Wirtschaft

Diversifizierung und kluge Investitionen bringen massive nachhaltige Wertschöpfung für Österreich – und darüber hinaus.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Die Agrana Beteiligungs-AG verbesserte im Geschäftsjahr 2015/16 das Ergebnis der Betriebs­tätigkeit (EBIT) um rund 6% auf 129 Mio. € (Vorjahr: 121,7 Mio.).

Der Konzernumsatz war mit 2.477,6 Mio. € (Vorjahr: 2.493,5 Mio.) stabil, wobei der geringfügige Rückgang um 0,6% insbesondere auf ganzjährig tiefe Zuckerpreise zurückzuführen war.
Für die laufende Periode geht CEO Johann Marihart für Zucker von weiterhin stabilen Absatzmengen und Preisen aus, also auch von keinen ersehnten Preissprüngen nach oben. Effizienzbedingt soll aber in diesem Segment das EBIT zulegen, das sich zuletzt bei 8% Umsatzrückgang (auf 673 Mio. €) auf 4,3 Mio. € halbiert hat. Geholfen haben operativ zusätzliche Deckungsbeiträge durch höheren Absatz. Im Zucker-Segment hat Agrana für 2016/17 ein geringes Mengenwachstum in fast allen Bereichen geplant, und es gibt laut Marihart zumindest Anzeichen für Entspannung der schwierigen Preissituation: Die Quotenzucker-Lagerbestände seien durch die Trockenheit auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren gefallen. Zudem sei an Osteuropas Zucker-Spotmärkten ein Preisanstieg zu bemerken. Die Weltmarktpreise sind dagegen sehr niedrig geblieben und haben sich erst in den letzten Wochen etwas gebessert.

Starke Stärke

In den Segmenten Stärke und Frucht – den tragenden Säulen des Konzerns – hat Agrana 2015/16 die Umsätze gesteigert und auch ergebnismäßig gepunktet. Bei Stärke wuchsen die Erlöse um 3,1% auf 722 Mio. €, und das EBIT zog wegen höherer Absatzmengen und gestiegener Ethanol-Erlöse auf 66 (54) Mio. €. Im Fruchtsegment setzte man mit 1,083 Mrd. € um 2% mehr um und hielt das EBIT bei 59 Mio. €. Bei Fruchtzubereitungen lagen Absatz und Verkaufspreise leicht über dem Vorjahr, wodurch hier der Umsatz um 8% zulegte.

Bei Stärke will Marihart die Spezialitätenstrategie vorantreiben, also den Fokus auf Produkte mit höherer Veredelung sowie auch auf gentechnikfreie und Bio-Stärken legen. Spezialstärken werden für die Papier-, Textil-, Kosmetik-, Pharma- und Baustoffindustrie angeboten, nach Wachs- und Biomais experimentiert man auch mit Wachsweizen. Bei Fruchtsaftkonzentraten stehen Grundstoffe für die Getränkeindustrie (natürliche Aromen, Energydrinks) im Zentrum.

Strategische Investitionen

Insgesamt will Marihart den Agrana-Konzern auf noch mehr Wettbewerbsfähigkeit trimmen, vor allem bei Zucker. Da geht es um höhere Ausbeuten, Nebenprodukteveredelung und Kapazitätsausweitungen. In Tulln etwa erfolgt der Ausbau der Melasse-Entzuckerung, in Leopoldsdorf soll eine neue Verdampfstation Energie einsparen.

In der Maisstärke-Fabrik in Aschach an der Donau wird der Kapazitätsausbau gestartet, die Produktionsmenge dort soll um ein Drittel erhöht werden. Insgesamt investiert Agrana dafür laut Marihart an die 80 Mio. €. Im Gesamtkonzern soll das Investvolumen 2016/17 mit 114 Mio. € erneut über den Abschreibungen von rund 90 Mio. € liegen.

Nachhaltige Wertschöpfung

Aktuell zeigt ein Wertschöpfungsbericht des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung deutlich, dass Agrana ganz allgemein wichtige Impulse für Wirtschaft und Beschäftigung liefert. „Mit unserem ökonomischen Fußabdruck sind wir zweifellos ein Leitbetrieb, der in Österreich und auch darüber hinaus nachhaltige Wertschöpfung generiert”, kommentiert Marihart die Ergebnisse der Economica-Analyse.

Allein in Zentral- und Osteuropa, wo Agrana mit Produktionsstandorten in neun Ländern präsent ist, erwirtschaftet das Unternehmen eine Bruttowertschöpfung von 300 Mio. €. Die gesamt knapp 1,5 Mrd. € Wertschöpfung der Agrana-Beteiligungs-AG entsprechen in etwa dem kompletten Wertschöpfungsbeitrag, der in Österreich durch die Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen entsteht. „Unsere Berechnungen zeigen, dass der Agrana durch ihr Wertschöpfungsnetzwerk auch auf internationaler Ebene eine volkswirtschaftliche Bedeutung zukommt”, bestätigt Anna Kleissner von Economica.
Der Beitrag zur Beschäftigung ist ebenfalls beachtlich: Von 8.708 direkten Jobs in der Agrana-Gruppe hängen weltweit rund 31.000 weitere Jobs ab. Aufgrund der vielen Vorleistungen aus beschäftigungsintensiven Bereichen wie z.B. der Landwirtschaft sind die Beschäftigungsmultiplikatoren der Agrana-Gruppe überdurchschnittlich hoch und liegen in einer Bandbreite von 3,95 für das Segment Frucht bis 5,81 für das Segment Stärke. Das bedeutet, dass mit einem Arbeitsplatz in der Agrana bis zu fünf weitere Arbeitsplätze weltweit geschaffen werden. (Dabei entfallen mehr als 80% auf Europa.)
Natürlich ist die Agrana-Gruppe besonders für den Standort Österreich von eminenter Bedeutung. Der gesamte Bruttowertschöpfungsbeitrag liegt hier bei mehr als 580 Mio. €. Der größte Effekt stammt dabei aus dem Segment Stärke (288 Mio. €) und ist damit vergleichbar mit derWertschöpfung aller (!) heimischen Tankstellen.
Noch stärker zeigt sich die Relevanz des Konzerns in der Bedeutung für den heimischen Arbeitsmarkt: Insgesamt werden österreichweit 8.726 Arbeitsplätze durch Agrana abgesichert – das ist etwa gleich viel wie in der gesamten Getränkeherstellung oder in Reise­büros.
Große zusätzliche Bruttowertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte entstehen darüber hinaus durch die Investitionstätigkeit der Agrana – zuletzt wurden dadurch eine Wertschöpfung in Höhe von 172 Mio. € weltweit ausgelöst und mehr als 4.600 Arbeitsplätze abgesichert.

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