INDUSTRIAL TECHNOLOGY
© IV/Schweighofer Fiber/Riebler

Salzburger Leitbetriebe

Paul Christian Jezek 04.05.2017

An Salzburgs Leitbetrieben hängen über 50.000 Arbeitsplätze

Fast sieben Mrd. Euro Wertschöpfung, eineinhalb Mrd. Investitionen werden veranlasst.


SALZBURG. Die 24 in Salzburg ansässigen internationalen Produktionsleitbetriebe lösen in Österreich eine Produktion von 19,43 Mrd. € aus und generieren eine Wertschöpfung von 6,89 Mrd.; an diesen Leitbetrieben hängen insgesamt 51.591 Arbeitsplätze und - pro Leitbetrieb durchschnittlich - 642 Zulieferbetriebe. Diese Zahlen liefert eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts IWI im Auftrag der Industriellenvereinigung.

„Unsere Leitbetriebe sind Zentrum und Impulsgeber des Wohlstandes in unserer Gesellschaft“, sagt Studienautor Herwig W. Schneider. „Von ihrer Wettbewerbsfähigkeit und Exportorientierung profitieren zahlreiche kleinere und mittlere Unternehmen. Das gilt besonders auch für Salzburg, das allgemein als starkes Tourismusland wahrgenommen wird. Aber hier gibt es starke und wichtige Produktionsunternehmen, die nicht nur in der regionalen Wirtschaft eine zentrale Funktion wahrnehmen.“

In Österreich werden derzeit 265 internationale Produktionsleitbetriebe ausgemacht; an diesen Leitbetrieben hängt jeder fünfte Job in Österreich. Sie geben mit 3 Mrd. € auch jeden dritten Forschungseuro in Österreich aus – und sind damit für die Forschungs- und Entwicklungsquote ausschlaggebend. Einer der 24 Leitbetriebe in der Produktion in Salzburg ist die Schweighofer Fiber GmbH in Hallein, Teil der österreichischen Schweighofer Gruppe. In Hallein wird der Rohstoff Holz umweltfreundlich zur Produktion von hochwertigem Spezialzellstoff und Bio-Energie genutzt. Schweighofer Fiber gehört zu den größten Ökostromerzeugern des Landes Salzburg. Am Standort Hallein sind 240 Mitarbeiter beschäftigt, davon 14 Lehrlinge. „Seit 2012 haben wir 60 Mio. Euro in den Umbau der Zellstofffabrik investiert und produzieren seit 2013 hochreinen Spezialzellstoff“, sagt Managing Director Jörg Harbring. „Der überwiegende Teil der Produktion wird von Kunden in Asien zur Herstellung von Textilfasern verwendet. China ist unser größter Absatzmarkt.“

Textilzellstoff aus österreichischer Fichte ist in Asien stark nachgefragt. Mit sieben Prozent Marktanteil bei den importierten Zellstoffen zählen die Halleiner zu den Marktführern in China. „Die Produktion läuft mit Vollauslastung. Und der Markt für Textilfasern entwickelt sich rasant; Prognosen sagen eine Verdoppelung des Faserverbrauchs bis zum Jahr 2030 voraus. Die Anbauflächen für Baumwolle sind limitiert, und der Tragekomfort von Polyestertextilien aus Mineralöl lässt zu wünschen übrig. Daher wird ein großer Teil des Zuwachses auf die Viskose entfallen. Das sind gute Zukunftsaussichten für Schweighofer Fiber“, betont Harbring.

Der Jahresumsatz des Leitbetriebes betrug zuletzt 130 Mio. €, davon 17 Mio. € aus dem Verkauf von Energie. Aus Bleichfiltraten der Zellstofffabrik wird in einem innovativen Verfahren durch Fermentation Biogas gewonnen. Insgesamt erzeugen drei Reaktoren bis zu 1.400 Kubikmeter Methangas stündlich. Seit Dezember 2016 wird das Biogas in einem neuen Blockheizkraftwerk zu Ökostrom und Fernwärme verarbeitet und in das öffentliche Netz eingespeist. In Summe investierte Schweighofer Fiber allein 2015 und 2016 rund 7 Mio. € in die Erzeugung und Verwertung von Biogas. So können 24.000 Haushalte mit Ökostrom und bis zu 15.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt werden. Harbring: „Dem Unternehmen geht es sehr gut. Die Investitionskredite der Banken wurden getilgt und es wird kräftig investiert." In 2017 gilt das Augenmerk der Ressourceneffizienz: 2 Mio. € fließen in den Ausbau des Laugekessels, 7 Mio. € in eine Sortierung und Nachbehandlung der Hackschnitzel. Im Ergebnis kann wiederum mehr Grünstrom erzeugt und der wertvolle Rohstoff Holz effizienter genutzt werden. Die Produktionskapazität der Zellstofffabrik steigt von 147.000 auf 160.000 Tonnen im Jahr 2018.

“Leitbetriebe sind Schlüsselplayer“, sagt der Präsident der Industriellenvereinigung Salzburg, Peter Unterkofler. „Damit sie aber weiter Impulsgeber einer starken Wirtschaft sein können, braucht es auch faire Rahmenbedingungen.“ So würden die forschungsintensiven Leitbetriebe einen signifikanten Anteil an den gesamten Forschungs- und Entwicklungs-Investitionen Österreichs stemmen. „Diese Führungsrolle sollte mit einer Investitionszuwachsprämie für die Industrie noch gestärkt werden“, sagt Unterkofler. Generell sollte die Investitionstätigkeit der Unternehmen verstärkt und damit auch das Wirtschaftswachstum beschleunigt werden – als Kurbel könnte dabei die Halbierung der Körperschaftssteuer von 25 auf 12,5% auf nicht entnommene Gewinne dienen. Von der Bundesregierung wünscht Unterkofler ein modernes Arbeitszeitgesetz. „Bei vielen Industriebetrieben läuft es zurzeit gut. Um die Aufträge effizient abzuarbeiten, wäre mehr Flexibilität bei der Tagesarbeitszeit nötig“, sagt er. (pj)

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