INDUSTRIAL TECHNOLOGY
© Stefan Csaky

Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich, mit Claudia Plakolm, Staatssekretärin für Digitalisierung, Jugend und Zivildienst, und Philipp Krabb, Research Lead Accenture Österreich. (v.l.)

Helga Krémer 12.07.2024

Holistische Transformation

Laut einer aktuellen Accenture-Studie sind 80 Mrd. Euro Produktivitätspotenzial durch Automatisierung zu heben.

WIEN. „Die Automatisierung hebt die Produktivität in allen Branchen auf ein neues Niveau. Sie beschleunigt und vereinfacht Prozesse und ist damit ein echter Wachstumstreiber für heimische Unternehmen und die Volkswirtschaft“, sagt Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich, bei der Präsentation der AccentureAutomatisierungsstudie. Claudia Plakolm, Staatssekretärin für Digitalisierung, Jugend und Zivildienst, ergänzend dazu: „Der Einsatz von neuen Technologien, die Digitalisierung und das Ausschöpfen der Automatisierungspotenziale ist entscheidend für die Zukunft des Standorts Österreich. Wir müssen hier am Ball bleiben und schauen, dass Lehrlingsausbildung, Schulen und Universitäten sich ständig weiterentwickeln. Und wir müssen diese Veränderungen als Chance begreifen und den Menschen Mut machen, hier mitzugehen. Das ist mir ganz wichtig!“

Aus der Reserve locken
„Automatisierungspotenziale gibt es für alle. Es betrifft den Handel wie die öffentliche Verwaltung, die Industrie und den Finanzdienstleistungssektor. Die Automatisierung kann sinnvoll und nutzstiftend entlang der gesamten Wertschöpfungskette eingesetzt werden. Die Anwendungen starten beim Beschaffungsprozess, gehen über Produktion, die HR-Abteilung, Finanz, Marketing und Sales bis zum Reporting“, erläutert Zettel und unterstreicht damit den holistischen Ansatz der AutomatisierungsTransformation.

Laut Accenture-Analyse variiert das Automatisierungspotenzial zwischen den unterschiedlichen Branchen. Im Gesundheitsbereich wurde ein Potenzial von 37% errechnet, gefolgt vom Handel mit 44%, die öffentliche Verwaltung und der Finanzdienstleistungssektor weisen einen Wert von 47% auf und die Industrie ist Spitzenreiter mit einem Potenzial von 51%. „Schöpfen wir das gesamte Produktivitätspotenzial aus, sind das rund 81,5 Mrd. Euro“, erklärt Zettel und ergänzt: „Der effiziente Einsatz von Automatisierungs-Technologien kann ein globales BIP-Wachstum von drei Prozent ermöglichen. Das bedeutet für Österreich ein Wachstumspotenzial von zwölf Mrd. Euro.“

Der Wandel der Arbeitswelt und das Entstehen von neuen Berufen sei ein völlig natürlicher Vorgang, der uns seit Jahrhunderten begleitet, so Plakolm: „Ich bin der Überzeugung, dass wir die Digitalisierung für uns nutzen müssen, dass sie uns das Leben ungemein erleichtern kann und lästige Aufgaben übernimmt. Es gibt Bereiche in der Arbeitswelt, da werden wir immer zu 100 Prozent Menschen für die Arbeit brauchen. Es gibt aber auch Bereiche, wo Künstliche Intelligenz den Menschen unter die Arme greifen und den Arbeitsalltag wesentlich erleichtern kann. Sehen wir also positiv auf diese Entwicklung und nutzen sie für uns – immer mit dem Blick darauf, dass der Nutzen für den Menschen im Mittelpunkt steht.“

Potenziale, Handlungsbedarf und Fachkräftemangel
Die Führungskräfte sind sich der Potenziale von Prozessautomatisierungen bewusst. 80% der Manager sind der Meinung, dass automatisierte Prozesse für sämtliche Geschäftsentscheidungen genutzt werden können. Dennoch hat erst ein Viertel der Unternehmen ihre Prozesse voll automatisiert. „Es besteht Handlungsbedarf bei der Umsetzung“, betont der Accenture-Österreich-Geschäftsführer.

Eine konsequente Automatisierungs-Transformation kann auch beim Fachkräftemangel Abhilfe schaffen. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ist in keinem EU-Land so groß wie in Österreich. Die alternde Bevölkerung und die steigende Teilzeitquote verschärfen die Situation. „Die Automatisierung kann dabei unterstützen, den Bedarf zu verkleinern“, erläutert Zettel.

GenAI erreicht neues Level
Die Dimensionen der Automatisierung starten bei mechanisch-elektrischer Automatisierung wie etwa bei Sortiermaschinen, geht über Robotische ProzessAutomatisierung wie E-Mail-Eingangsregelungen, über Künstliche-IntelligenzAnwendungen wie Spam-Filter oder Recommendation-Apps bis zum Einsatz von Generativer Künstlicher Intelligenz, der Produktion von neuem Output. „Die Technologie-Evolution zeigt, dass Automatisierung zunehmend eigenständiger wird und für komplexere Aufgaben einsetzbar ist. Mit GenAI erreichen wir ein neues Level“, unterstreicht Philipp Krabb, Research Lead Accenture Österreich und Verfasser der Studie.

Die Herausforderungen für Unternehmen bei der Automatisierungs-Transformation seien neben den Kosten für Implementierung und Betrieb, die Identifikation der Prozesse, das Training der Arbeitskräfte im Umgang mit den neuen Tools und die Akzeptanz im Betrieb. „Die Transformation muss holistisch gedacht und professionell umgesetzt werden. Es braucht skalierbare Lösungen und eine klare Strategie. Entscheidend für den Erfolg ist der Mensch. Unternehmen müssen ein gezieltes Upskilling der Mitarbeiter in dem Prozess mitdenken“, so Krabb abschließend.

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL