INDUSTRIAL TECHNOLOGY
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In Kroatien setzt die IKT-Branche derzeit 21 Mrd. Kuna (2,8 Mrd. Euro) um und beschäftigt mehr als 32.000 Menschen.

Redaktion 18.11.2016

Kleines Silicon Valley Kroatien?

Trotz vieler Hürden zeigt die kroatische IKT-Branche Stärke und Potenzial, meint IT-Experte Adrian Ježina.

ZAGREB. Bis 2020 wird es europaweit 670.000 Jobs im IKT-Sektor geben. Die Nachfrage wird allerdings über diese Zahl hinausgehen: bis zu 756.000 potenzielle Jobs könnten geschaffen werden; dem werden nicht ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte gegenüberstehen.

Adrian Ježina, Präsident des Fachverbands für die IKT-Branche in Kroatien, ist optimistisch: Trotz der Rezession im kleinen EU-Land in den letzten sechs Jahren erwiesen sich die Hauptindizien für den IKT-Sektor – Exporte, Wertzuwachs und Anzahl der Beschäftigten – als durchgehend positiv. Exporte von Software und IT-Services sind schon lang stark im Wachsen, und die Zahl der Arbeitsplätze stieg um 10%. „Doch zwischen Privatwirtschaft und Staat gibt es noch eine Kluft”, sagt Ježina. „Kroatien muss stärker aufholen und auf der Überholspur bleiben; es reicht nicht, nur den Blick nach Palo Alto und Silicon Valley zu richten, um die Innovationen und Trends mitverfolgen zu können.” Auch strukturelle Änderungen seien notwendig: gesetzlich definierte Fördermaßnahmen, die Bereitstellung öffentlicher Daten als Voraussetzung innovativer IKT-Lösungen und Dienstleistungen bei Anwendungen rund um Energieverbrauch, öffentlichen Verkehr, Gesundheit u.v.m.

Telekom erholt sich zusehends

Ein großer Durchbruch wäre latu Ježina die Umsetzung der längst angekündigten Steuer­reform zur Entlastung der Einkommenssteuer. „Erst dann könnte man den Wettbewerbsvorteil des kroatischen Arbeitsmarkts für die gesamte Region in vollem Umfang ausnutzen – z.B. den günstigeren Preis für gut ausgebildete Arbeitskräfte.” Nach jahrelangem Umsatzrückgang aufgrund von Regulierungen bzgl. Roaming und Zusammenschlüssen, starkem Mitbewerb und der Entstehung von OTT (Over-the-top)-Unternehmen scheint sich die Telekommunikationsbranche endlich zu erholen.

IT-Zentralen in Kroatien

„Eine Vielzahl globaler IT-Konzerne hat ihre Headquarters in Kroatien eröffnet”, weiß Ježina.

Die Start-up-Szene erlebt einen regelrechten Boom, und es entstehen hochqualifizierte Unternehmen vor allem im Bereich Software-Entwicklung, sowohl auf regionaler als auch auf globaler Ebene. „Um das große Potenzial der IKT-Industrie im Land auszuschöpfen, muss Kroatien weiter an einer gesamtgesellschaftlichen Orientierung in Richtung IKT arbeiten”, fordert Ježina. Dies könne noch Jahre dauern – „der Kurs ist jedoch schon stabil, um sich bei den weltweiten Ranglisten immer höher zu positionieren”.
Es stünden die nächsten Schritte an, um den Erfolg abzusichern: Ein ganzheitliches Fördersystem sei zu schaffen, das u.a. die Förderung der MINT-Ausbildung ins Auge fasst, angemessene finanzielle Rahmenbedingungen vorgibt, eine gesunde Steuerpolitik und die Beschleunigung der Digitalisierung des öffentlichen Sektors und der lokalen Regierung in den Fokus rückt.
„Das Ziel, Kroatien zu einem Hotspot der IKT-Entwicklung in Südosteuropa zu machen, rückt damit in greifbare Nähe”, wünscht sich Ježina. Und ein kleines Silicon Valley könnte entstehen … (red)

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