INDUSTRIAL TECHNOLOGY
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PAUL CHRISTIAN JEZEK 12.07.2019

Ohne Telekom läuft ­absolut gar nichts

Unserer Telekommunikationswirtschaft werden entlang der gesamten Wertschöpfungskette 7 Mrd. € zugerechnet.

••• Von Paul Christian Jezek

Dienste und Anwen­dungen wie Open Data, E-Government, E-Commerce, Smart Cities, Soziale Medien oder alle Arten von Streaming-Diensten wären in entsprechend hoher Qualität ohne Telekom-Infrastruktur und die damit einhergehende Internet-Geschwindigkeit nicht möglich.

Die Digitalisierung hat in unserem Leben Einzug gehalten. „Hinter ihr stehen eine enorme Wirtschaftsleistung und die Telekommunikationsanbieter, die mit ihren Netzen die Digitalisierung erst ermöglichen”, sagt Klaus Steinmaurer, der per 1. Juli als neuer Geschäftsführer im Fachbereich Telekommunikation und Post der staatlichen Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) Johannes Gungl als obersten Telekomregulator abgelöst hat. Dennoch zeigt sich ein bemerkenswertes Bild bei den „Telkos”: Trotz ihrer Bedeutung für unsere Kommunikation und für den Wohlstand stehen sie unter Druck.

Stagnierende Umsätze

OTT-Dienste wie Skype, WhatsApp oder Facebook Messenger ersetzen herkömmliche SMS: Allein in den vergangenen sechs Jahren ist der Versand von SMS um beinahe drei Viertel bzw. genau um –72% eingebrochen, von 7,8 Mrd. 2012 auf 2,2 Mrd. im Vorjahr.

Gleichzeitig steigt der Datenverbrauch stetig stark an. 2012 betrug der durchschnittliche mobile Datenverbrauch im Endkundenmarkt weniger als 25 Mio. GB pro Quartal. Allein in den sechs Jahren bis 2018 hat sich dieser Wert auf 373 Mio. GB fast verfünfzehnfacht. Dennoch sinken die Preise, insbesondere im mobilen Breitband je GB. Anfang 2012 waren es knapp unter 25 € pro GB, 2018 sind es unter zwei Euro. Das entspricht einem Rückgang von 92% in lediglich sechs Jahren.
Dabei stagniert der Umsatz der Telkos im Mobilfunk seit 2012 bei rund 600 Mio. € pro Quartal; sogar mit einem leicht negativen Trend – und das, während die Netze immer leistungsfähiger werden und immer bessere Qualität bieten. „Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung über die Systematik der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung hinaus wurde bislang nur unzureichend thematisiert”, erklärt Steinmaurer. Deshalb hat das Wirtschaftsforschungsinstitut Economica vor Kurzem im Auftrag der RTR eine Studie erstellt, um die ökonomische Bedeutung der Telekommunikationswirtschaft aufzuzeigen.

6,96 Milliarden Euro

Demnach hat die Bruttowertschöpfung, die unmittelbar und mittelbar mit der gesamten Telekomwirtschaft im Zusammenhang steht, im Jahr 2018 rund sieben Mrd. € betragen und war für 79.380 Arbeitsplätze verantwortlich.

„Darin eingerechnet sind die vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereiche wie etwa die Herstellung von Glasfaserkabeln oder die Vermietung von Telekommunikationsanlagen”, erklärt Studienautor Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung und Leiter des Economica Instituts.
Ein Teil der Bruttowertschöpfung sind indirekte Effekte: Die gesamte Telekomwirtschaft bezieht Vorleistungen von anderen Sektoren, in denen wiederum Wertschöpfung entsteht. Diese indirekten Effekte betragen zwei Mrd. €.
229 Mio. € wiederum betragen die induzierten Effekte; diese entstehen dadurch, dass das in der gesamten Telekommunikationswirtschaft erzielte Einkommen den Konsum und somit die Gesamtnachfrage erhöht. Dadurch schaffen sie weitere Wertschöpfung.
Allein die Telekommunikations-Betreiber des Kernbereichs der TK-Wirtschaft lösen 2018 eine Bruttowertschöpfung von insgesamt 4,33 Mrd. € aus.
Das ergibt sich aus den bezogenen, vorgelagerten Leistungen im Wert von 1,16 Mrd. €, aus der selbst ausgelösten Wertschöpfung von 3,03 Mrd. € und der induzierten Wertschöpfung durch Konsum im Wert von 138,85 Mio. €. „Die Leistungen der Telekommunikationswirtschaft sind eine Grundvoraussetzung für das Funktionieren einer digitalen Ökonomie und modernen Gesellschaft”, fasst Helmenstein zusammen.

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