ABU DHABI. „Der Ausbau der Erneuerbaren Energien wächst in allen Weltmärkten – trotz aktuell niedriger Öl- und Gaspreise”, zieht Adnan Z. Amin, Generaldirektor der Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA), eine erfreuliche Bilanz. Verantwortlich für das Plus von 8,3% sind vor allem die sinkende Kosten – bei Photovoltaik etwa um bis zu 80%.
„Zudem begünstigen zahlreiche andere wirtschaftliche sowie soziale und ökologische Faktoren den Ausbau von erneuerbaren gegenüber konventionellen Kraftwerken”, so Amin.
Erfreulich sei zudem, dass auch die Investitionen in saubere Energiegewinnung stark gestiegen sind, und zwar auf einen neuen Rekordwert von über 252 Mrd. €.
„Das ist ein starkes Signal an Investoren und Politiker, dass Erneuerbare Energien inzwischen nicht nur in den Industriestaaten im Trend liegen, sondern zunehmend auch Schwellen- und Entwicklungsländer darauf setzen”, meint Amin.
Schwellenländer holen auf
Das zeigt auch die nach Regionen gegliederte Auswertung. Demnach wurden die größten Steigerungsraten in Schwellen- und Entwicklungsländern erzielt.
Zentralamerika und die Karibik verzeichneten einen Zuwachs von 14,5%; in Asien, auf das mehr als die Hälfte (58%) der neu errichteten Öko-Kraftwerke entfällt, betrug der Zuwachs 12,4%.
In Europa sind neue Kraftwerke mit einer Leistung von 24 GW gebaut worden (das entspricht einem Plus von 5,2%), und in Nordamerika kamen 20 GW (plus 6,3%) neu dazu.
Wasserkraft ist mit einer installierten Gesamtleistung von insgesamt 1.209 GW der weltweit größte Lieferant sauberer Energie. Drei Viertel der neuen Kraftwerke (26,3 GW) wurden in Brasilien, China, Indien und der Türkei errichtet. In Europa kamen Kapazitäten in Höhe von mehr als einem GW dazu, ebenso in Nordamerika und dem Mittleren Osten (Iran); in Afrika wurde die Wasserkraft um rund 500 MW erweitert.
Der überwiegende Teil des Wasserkraftzubaus entfällt auf Großanlagen mit hohem Investitionsbedarf. Aber Wasserkraft kann auch für jene 300 Mio. Menschen in Entwicklungsländern interessant sein, die bisher keinen Zugang zu einer Stromversorgung haben, aber in der Nähe fließender Gewässer leben. So unterstützt der Energie-Konzern Siemens etwa das Projekt mobile hydro, eine an der TU München entwickelte Kleinstwasserkraftanlage, das nach mehreren Tests jetzt marktreif ist.
Weitere Steigerung möglich
Auf Platz 2 liegt die Windenergie mit einer weltweit Gesamtleistung von 431,95 GW, von denen gut 95% in Asien, Europa und Nordamerika installiert sind. Auch der überwiegende Teil des Zubaus von 63 GW (plus 17%), nämlich 57,1 GW, entfallen auf diese Regionen.
Die Photovoltaik wuchs um 37% auf 227,01 GW. Fast die Hälfte der neuen Anlagen (48%) wurde in Asien errichtet – vor allem in China (15 GW) und Japan (10 GW). In Nordamerika betrug der Zubau acht GW und lag damit erstmals über jenem von Europa (7,6 GW).
Insgesamt kommen die erneuerbaren Energieträger auf einen Anteil von 18%. Amin hält es für durchaus realistisch, dass diese Quote bis 2030 verdoppelt werden kann, und weist darauf hin, dass dadurch weltweit Kosten (z.B. für Luftverschmutzung oder Klimaschäden) von jährlich rund 3,7 Trillionen Euro vermieden werden könnten.
„Das übersteigt die bis 2030 für die Energiewende notwendigen Investitionen von 678 Mrd. Euro deutlich”, sagt Amin. „Um die Verdoppelung und die globalen Klimaziele zu erreichen, muss neben der Stromerzeugung, in der sich die erneuerbaren Energieträger bereits gut etabliert haben, jetzt auch ein verstärkter Fokus auf die Bereiche Verkehr, Heizung und Kühlung gelegt werden.