Von DORA BAUER
VILVOORDE. Living Tomorrow ist ein experimentelles Innovationszentrum, eine Schnittstelle zwischen Herstellern und Nutzern. Es wurde im vergangenen Jahr eröffnet. Über 80 Unternehmen zeigen im belgischen Vilvoorde nahe Brüssel ihre Visionen vom Leben in der Zukunft.
Die Zukunft denken
In der obersten Etage hat Miele sein Food Lab installiert. „Im Food Lab verbinden wir digitale Hightech und Künstliche Intelligenz mit aktuellen Küchengeräten“, erklärt Andreas Enslin, Miele Design-Chef, und führt weiter aus: „Wir können hier Zukunftsvisionen spielerisch testen. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch, die Technik tritt in den Hintergrund. Assistenzsysteme leiten beim Kochen an und werden multimodal per Sprache, mit Gesten, über ein Tablet oder eine Touchoberfläche auf der Arbeitsplatte bedient.“
Die Assistenzsysteme im Food Lab heißen „Nutrition Assistant“ und „Cooking Companion“. Beide sind Prototypen, die über die Miele Cloud gesteuert werden und mit Funktionen ausgestattet sind, von denen einige schon in wenigen Jahren serienreif sein werden. Der Nutrition Assistant kennt die Familienmitglieder, ihre Lieblingsrezepte, aber auch Unverträglichkeiten für bestimmte Lebensmittel oder Diäten, die eingehalten werden sollen. Auf Wunsch wertet er die Vital- und Aktivitätsdaten des Nutzers aus, die dieser beispielsweise über ein Wearable bereitstellt, und kreiert daraus einen individuellen Wochenspeiseplan.
Begleiter und Küchenchef
Der Übergang zum digitalen Küchenchef, dem Cooking Companion, ist fließend – und im Food Lab live erlebbar. Als lernendes System kennt er die Fähigkeiten der Köchinnen und Köche im Haushalt und passt sich kontinuierlich dem individuellen Arbeitstempo an. Er gibt Hinweise, wann welche Zutaten in den Backofen und Dampfgarer gegeben oder die Pfanne auf dem Kochfeld vorgeheizt werden soll. Einstellungen wie Betriebsarten, Temperaturen und Zeiten steuert das System im Hintergrund.
„Mit so einem intelligenten System kann in Zukunft jeder in seiner Küche gutes und gesundes Essen zubereiten – unabhängig von Alter oder Vorkenntnissen“, sagt Andreas Enslin. „Die Künstliche Intelligenz gleicht alles aus. Sie sorgt dafür, dass nichts anbrennt oder überkocht und steuert den Kochprozess so, dass ein Menü zur gewünschten Zeit fertig ist.“
Das macht Lust auf das Leben und Kochen von morgen – und darauf, es zu erleben.
Roboter als Kofferträger
Ein zweites Projekt hat Miele im Voco Hotel verwirklicht, das sich über mehrere Etagen des Living-Tomorrow-Gebäudes erstreckt. An der Rezeption und auf den Hotelfluren sind Serviceroboter für die Gäste unterwegs.
Die autonom fahrenden Prototypen betätigen sich als Kofferträger und sind mit Schubladen für den Zimmerservice ausgestattet: Der Hotelgast bestellt per App, der Roboter wird in Back-Office oder Küche des Hotels mit der gewünschten Bestellung beladen und kündigt seine Ankunft auf dem Smartphone des Gastes an.