Kirchberg an der Raab/Wien. Matthias Prödl ist die dritte Generation einer steirischen Tischler-Dynastie, die von seinem Großvater Josef Prödl 1956 gegründet wurde. Heute führt er gemeinsam mit seinem Vater Josef Prödl die Geschäfte des erfolgreichen Familienunternehmens.
Aufgewachsen ist Matthias, der mit dem zweiten Vornamen auch Josef heißt, mittendrin, wo er bereits vieles für sein späteres Berufsleben mitbekommen hat. Sein Großvater, der noch bis ins hohe Alter jeden Tag vorbeigeschaut hat, war ein Pionier in Sachen Küchenbau. Diese sollte nicht mehr jenes Kammerl bleiben, das sie immer gewesen ist, sondern ein Objekt zum Herzeigen. Dieses Streben wurde vom Vater weiter ausgebaut, die Zusammenarbeit mit den Architekten intensiviert, die Mitarbeiterschaft aufgestockt.
Neben dem klassischen Möbel- und Innenausbau bildet die Küche bis heute eines der wichtigsten Standbeine des Tischlereibetriebes, wobei Matthias Prödl sich nun als junger Chef mehr und mehr auf Gesamtlösungen konzentriert: „Die Küche ist oft der ‚bottle opener' für ein ganzes Projekt, das sich dann oft viel weiter als erwartet entwickelt und in die Planung anderer Möbel mündet.”
Nach dem Studium der Betriebswissenschaften in Graz stieg Matthias Prödl 2010 aktiv ins Unternehmen und vor drei Jahren auch in die Geschäftsführung ein. Gemeinsam mit seinem Vater als Team knüpft er an dessen langjährige Erfahrungen an und bringt parallel dazu seine eigenen Ideen ein.
Schritt für Schritt
Auf die Frage, ob er das eigentlich auch vorhatte, sagt er: „Für mich war es letztendlich immer klar, das Unternehmen eines Tages zu führen. Natürlich hatte ich auch andere Pläne, aber die meisten davon hatte ich schon in jungen Jahren umgesetzt, sodass sich diese Frage dann gar nicht mehr stellte, etwas anderes zu machen. Ich habe in Kanada gelebt, wo ich semiprofessionell Fußball gespielt habe, habe studiert und auch sonst viel erlebt. Aber ich habe noch viel vor, insbesondere mit der Firma.”
Obwohl er einerseits sehr traditionsbewusst ist, bringt er andererseits seine eigene Handschrift ein, wie zum Beispiel die neuen Standorte in Wien und Berlin. „Wir schätzen uns glücklich, dass das Tischlerhandwerk in Österreich sehr nachgefragt ist. Die Idee mit dem Berliner Büro war es, einen ersten Schritt hinaus über die Grenzen zu machen. Aber im Moment liegt unser Fokus immer noch auf Österreich, vor allem auch deshalb, weil wir unseren Prinzipien treu bleiben wollen. Dazu zählt auf jeden Fall die Nachhaltigkeit. Unsere Werte sind, regional einzukaufen, hier zu produzieren und für unsere Projekte regionale Partner zu haben.”
Das Ganze sehen
Besonders stolz ist Matthias Prödl, für seine Kunden alles aus einer Hand anbieten zu können – ein besonderer Service, den auch die Architekten sehr zu schätzen wissen. „Wir arbeiten sehr stark mit Architekten zusammen, von denen wir die fertigen Pläne bekommen und diese dann umsetzen. Manchmal sind wir schon zu Beginn bei einem Projekt dabei, hier können wir uns natürlich noch besser einbringen. Die Architekten schätzen es, dass wir gut umsetzen können und eine gute Qualität bieten. Unser Material-Know-how und die Unterstützung bei der Planung wird sehr geschätzt – der Architekt kann sich bei uns ‚fallen lassen'”, resümiert der junge Unternehmer.
Doch eines ist ihm dabei ganz wichtig: „Dass die Chemie stimmt – mit den Bauherren, mit den Architekten und mit meinen Mitarbeitern. Nur dann kommen wir zu einem Ergebnis, mit dem der Kunde, der Planer und wir glücklich sind.”
Der erklärte Stratege und Gesamtdenker bemüht sich stets, die Dinge aus mehreren Blickwinkeln zu sehen. „Ich betrachte unser Unternehmen immer aus ganzheitlicher Sicht: Es gibt nicht nur die Produktion oder nur das Design oder nur das Marketing. Es gehört alles zusammen. Ich sehe es als ein Unternehmen mit dem Ziel, das Handwerk in seiner perfekten Form hervorzubringen. Darauf liegt mein Fokus. Denn zweifelsohne ist das wichtigste Tool, das wir haben, unsere Mitarbeiter – ohne die würde sich das alles nicht umsetzen lassen.”
Und das ist nicht der einzige Punkt, der Matthias Prödl weit über den Tellerrand blicken und große Pläne schmieden lässt. „Wir erweitern gerade unsere Produktion und möchten noch nachhaltiger und moderner werden. Vor allem in Sachen Energie versuchen wir unabhängiger zu werden und haben mit Photovoltaik vorgebaut. Außerdem heizen wir mit Hackschnitzel aus unseren eigenen Holzresten. Trotzdem wird die Zukunft herausfordernd. Zudem wir möchten noch sichtbarer werden und diese Sichtbarkeit auch im Ausland vorantreiben.”
Hand und Herz
Die Herausforderungen wachsen mit den Aufgaben. Was also treibt den Menschen Matthias Prödl an? „Mir war es immer ein großes Anliegen, dass das Handwerk geschätzt und auch entsprechend bezahlt wird. Daher ist es schön und deutlich spürbar, dass das Handwerk mehr gesehen wird und die Leute mehr Feingefühl dafür entwickeln, was wie viel kostet”, fühlt er sich bestätigt in der Meinung, dass sich die Leute jetzt mehr damit auseinandersetzen. Das hat auch sehr viel mit Kostenwahrheit zu tun, die sich in diesen Zeiten offenbart und vorher praktisch nicht existierte.
Die größte Herzensangelegenheit bleibt jedoch das Handwerk selbst: „Mein Antrieb ist, dass das Handwerk in der Gesellschaft erhalten bleibt, dass es gesehen, wahrgenommen und gefördert wird. Es braucht Zeit, um etwas Gutes und Schönes herzustellen, das darüber hinaus auch maßgeschneidert und individuell ist. Diese Zeit zu geben, ist auch ein Zeichen der Wertschätzung, die das Handwerk verdient.”
Der Umstand, dass die Leute wieder mehr in ihr Zuhause investieren, ist eine glückliche Fügung. Aber auch bei Büros, Hotels und Restaurants ist das Unternehmen sehr gefragt.
Dennoch zeigt sich Matthias Prödl auf die Frage nach seiner Definition von Luxus selbst bescheiden: „Luxus ist für mich nicht Schmuck, Uhr oder Auto, sondern, wenn ich mir im Supermarkt etwas kaufen kann, was mir persönlich am meisten zusagt, ohne dabei auf den Preis zu schauen. Dabei halte ich Transparenz, Qualität, Lieferketten und Nachhaltigkeit für das Wichtigste – auch in unserem Unternehmen.”