WIEN. Man kann sie wohl getrost als Grande Dame der ORF-Talkformate bezeichnen: Seit Jahrzehnten moderiert Barbara Stöckl einfühlsam und ernsthaft im größten Medienunternehmen des Landes - und das, obwohl es sie immer wieder Überwindung kostet, vor einer Kamera zu stehen. Am Sonntag, 2. April, wird sie 60 Jahre alt.
Stöckl wurde 1963 als drittes von fünf Kindern - darunter auch die Ö3-Talkerin Claudia Stöckl - in Wien geboren. Nach der Matura in einem Sportrealgymnasium studierte sie technische Mathematik. Mit ihrem späteren Beruf hat sie aber einen gänzlich anderen Weg eingeschlagen, stand sie doch schon in ihren frühen 20ern für die ORF-Jugendsendung "Okay" vor einer Kamera. Danach folgten "X-Large", "Herz ist Trumpf" und "Live am Samstag". Von 1988 bis 1993 war sie auch in Deutschland beim ZDF tätig.
Untrennbar ist ihr Gesicht mit der Sendung "help tv" verbunden, die sie von 1995 bis 2008 moderierte und dabei Hilfe in diversen Notsituationen leistete. In den 90er-Jahren war sie auch an der Seite von Alfons Haider bei Übertragungen vom Wiener Opernball zu sehen. Von 2000 bis 2002 stellte sie in der "Millionenshow" knifflige Fragen. Ca. 100 Folgen moderierte sie, wobei im Februar 2001 auch erstmals der Hauptgewinn - damals zehn Millionen Schilling - geknackt wurde. Geld in Form von Spenden floss auch bei diversen "Licht ins Dunkel"-Sendungen, durch die sie führte.
Ihr Name tauchte erstmals 2003 in einem Sendungstitel auf: "Bei Stöckl" hieß der Talk, der rund zwei Jahre im ORF zu sehen sein sollte. Von 2008 bis 2012 talkte Stöckl samstagnachmittags in "Stöckl am Samstag" über Frauenthemen, Generationskonflikte, Gesundheit und Soziales. Ab Februar 2013 war es dann einfach nur noch "Stöckl". Die Sendung kommt mittlerweile auf Hunderte Ausgaben, im Rahmen derer sie einmal wöchentlich im ORF 2-Spätabend Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Lebenswelten und Generationen trifft, um mit ihnen über das Leben, Erfahrungen, Zukunftsvisionen und gesellschaftlich aktuelle Themen zu sprechen. Bei speziellen Anlässen wie "Bewusst gesund"-Initiativen des ORF - zuletzt zur Herzgesundheit - ist die Moderatorin mit "Stöckl live" zu sehen.
Dabei will sie keine beinharten Interviews führen. Dafür sei sie zu harmoniebedürftig, verriet sie. Viel mehr sei ihr Anliegen, dass sich die Menschen bei ihr wohlfühlen und öffnen. Ihr sei es wichtig, Gefühle zu zeigen und zu Schwächen zu stehen.
Sie selbst müsse sich trotz jahrzehntelanger Erfahrung immer wieder überwinden, vor die Kamera zu treten. Das koste viel Kraft, so Stöckl. Früher sei auch ihr Aussehen Thema gewesen. "Ich finde mich nicht hässlich, aber ich habe gewusst, dass ich in der Branche mit meinem Aussehen allein nicht punkten werde. Mittlerweile bin ich froh, dass ich nicht in einem Segment arbeite, wo du Püppchen sein musst. Ich bin in einem Bereich, in dem Reife und Persönlichkeitsentwicklung ein Qualitätsmerkmal sind. Ich darf Falten haben und ein paar Kilo zu viel", sagte sie vor ein paar Jahren gegenüber der Zeitschrift "Woman".
Dass sie mit ihrer harmonischen, einfühlsamen Art gut ankommt, beweisen ihre drei Romy-Auszeichnungen als "Beliebteste Talkmasterin". Auch kann sie auf ein Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich und den Prälat-Leopold-Ungar-Journalistenpreis verweisen.
Abseits des Fernsehens betätigt sie sich wiederholt als Autorin. Erst 2020 erschien "Erwin Pröll - Außer Dienst". Darin zeichnete sie auf, wie Prölls (ÖVP) Rücktritt als Niederösterreichischer Landeshauptmann vor sich gegangen ist. 2017 verfasste sie "Ermutigungen für jeden Tag" und 2007 "Wer braucht Gott?". Mit Regisseur Peter Nagy führt sie zudem die Firma KIWI-TV Filmproduktionsgmbh. (red)