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Werner Rosenberger.

Redaktion 24.02.2021

Barrierefreiheit nützt Menschen mit Beeinträchtigungen und bringt wirtschaftliche Vorteile

Die Initiative WACA und TÜV Austria begleiten Unternehmen, Organisationen und Institutionen am Weg, den eigenen Internetauftritt für alle uneingeschränkt zugänglich zu machen.

WIEN. In der Corona-Pandemie kommt dem Internet eine besondere Bedeutung zu. Nicht nur der Online-Handel boomt, auch Lernangebote, virtuelle Events, Apps und Streamingmöglichkeiten zum Zeitvertreib in den eigenen vier Wänden erfreuen sich großer Beliebtheit. Dazu kommt die verstärkte Nutzung des virtuellen Amts, der Erledigung von Behördenwegen im Netz.

1,7 Mio. Menschen mit temporärer oder dauerhafter Beeinträchtigung in Österreich
Am PC, Tablet oder Smartphone uneingeschränkt an Internetangeboten teilhaben zu können, klingt dabei nur allzu selbstverständlich. „Ist es aber nicht“, weiß Werner Rosenberger, er ist Projektleiter bei WACA, Web Accessibility Certificate Austria (waca.at), welches die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs und weitere Experten entwickelt haben. Hinter dem Begriff steht barrierefreies Web. Und Barrieren gäbe es, so Rosenberger, leider genug. „Wir haben in Österreich 1,7 Mio. Menschen mit temporärer oder dauerhafter Beeinträchtigung, zwei Mio. Menschen können nicht sinnerfassend lesen, 320.000 Personen sind stark seheingeschränkt. Barrierefreiheit im Web ist also kein Randthema, sondern betrifft eine große Gruppe an Menschen in unserem Land.“ Ein Engagement zur Beseitigung von Barrieren im Netz sei daher nicht nur sozial- und gesellschaftspolitisch ein Gebot der Stunde, Barrierefreiheit bringe auch handfeste wirtschaftliche Vorteile.

Digitale Barrierefreiheit
Was versteht man eigentlich unter digitaler Barrierefreiheit? Wie können beeinträchtigte Personen eine Website bedienen? Werner Rosenberger: „Menschen mit Behinderungen nutzen assistive Technologien zur Benutzung von Onlineangeboten. Am gängigsten sind Screenreader und diese Softwareprogramme können Websites vorlesen, aber auch bedienen. Wichtig ist hier, dass Websites und Apps für diese Technologien geeignet, also richtig programmiert sind, quasi maschinenlesbar sind. Wichtig ist auch, dass sie mittels Tastatur am Desktop oder Tippfunktionen im Smartphone bedienbar sind. Ein wichtiges Element sind auch Farbkontraste, diese sind für alle User wichtig, da damit das Auge geschont wird.“

Gesetzliche Verpflichtungen für Barrierefreiheit
Mit dem „European Accessibility Act“ trat 2019 eine EU-Richtlinie über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen in Kraft. Die Richtlinie ist bis zum 28. Juni 2022 in nationales Recht umzusetzen und muss – abgesehen von Ausnahmen – ab dem 28. Juli 2025 angewandt werden. Die Richtlinie verpflichtet die Mitgliedsstaaten u.a. dazu, den gesamten Online-Handel barrierefrei zu gestalten; lediglich Kleinstunternehmen werden von dieser Verpflichtung nicht erfasst. Zusätzlich gibt es ein eigenes Web-Zugänglichkeits-Gesetz (WZG) für öffentliche Einrichtungen. Im WZG festgelegt ist, dass Websites nach den internationalen Richtlinien der Barrierefreiheit – den WCAG 2.1 der W3C, Konformität AA – erstellt sein müssen. Werner Rosenberger: „Zukünftig sollen damit keine Menschen mehr vom Web ausgeschlossen, Informationen und Dienstleistungen im Internet generell besser zugänglich sein.“

Zertifizierungsstelle TÜV Austria: neutral, objektiv, unabhängig
Wer die WCAG-Richtlinien – und damit die vier wichtigen Prinzipien für Barrierefreiheit: wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust – erfüllt, erhält ein WACA-Zertifikat in Gold, Silber oder Bronze. TÜV Austria ist mit seinem Tochterunternehmen TÜV Trust It Zertifizierungsstelle für WACA.

TÜV Trust It liefert für ihre Kunden seit Jahren erfolgreich Expertisen für Informationssicherheit und ist international mit Prüf- und Zertifizierungsleistungen tätig. Als neutraler, objektiver und unabhängiger Partner steht das Unternehmen für Sicherheit und Qualität. Die Leistungen basieren auf anerkannten Standards und bewährten Methoden. TÜV Trust It beteiligt sich in Standardisierungsgremien, entwi­ckelt und veröffentlicht aber auch eigene Standards.

Projektverantwortlicher Alexander Zeppelzauer: „Als TÜV Austria führen wir die Qualitätssicherung durch, folgen den Empfehlungen des Auditors, auch mit Stichproben, stellen das Zertifikat aus und verwalten dieses dann auch.“

TÜV Trust It: Robuste Inhalte für barrierefreies Web
Für Zeppelzauer spielen robuste Inhalte für barrierefreies Web dabei eine Hauptrolle. Nur sie könnten zuverlässig von einer großen Auswahl an Benutzeragenten einschließlich assistierender Techniken interpretiert werden können. Das heißt, dass Webinhalte auf möglichst vielen verschiedenen Plattformen, etwa Google Chrome, Internet Explorer, Firefox oder Mobile Apps, gleich gut barrierefrei funktionieren.

Darüber hinaus gäbe es jedoch noch weitere Herausforderungen; Alexander Zeppelzauer: „Online-Shops sind oftmals noch viel zu unübersichtlich gestaltet, mit fehlenden Bildbeschreibungen oder der Möglichkeit einer Sprachbedienung bzw. zum Vorlesen der Inhalte. Nicht selten entstehen Unklarheiten bei den Bezahlfunktionen.“

Barrierefreiheit verbessert Usability und Google-Ranking
Online Barrieren abzubauen, verbessere zudem die Usability der eigenen Website und somit auch das Google-Ranking. Barrierefreies Webdesign lohne sich daher auch wirtschaftlich und erfordere oft einen nur geringen Mehraufwand, so Zeppelzauer abschließend. (red)

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