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Redaktion 06.08.2019

Budget-Schlacht in sozialen Medien: Kritik an Ausgaben der Parteien

Online-Vermarkterkreis im iab austria übt heftige Kritik an Schwächung des heimischen Medien- und Digitalstandorts.

WIEN. Rund 1,4 Millionen Euro haben die wahlwerbenden Parteien in den letzten Monaten bei U.S.-Digitalgiganten ausgegeben. Bereits im Mai 2019 übte der Online-Vermarkterkreis im interactive advertising bureau austria deutliche Kritik an den Ausgaben der wahlwerbenden Parteien bei U.S.-Digitalgiganten. Damals lagen sie noch bei rund einer halben Million Euro. Nun sind die Netto-Ausgaben laut Medienberichten, die auf Eigenangaben der Plattformen basieren, auf 1,4 Millionen Euro angewachsen – 1,4 Millionen Euro, die der heimischen Medien- und Digitalwirtschaft entzogen werden.

Sie teilen sich laut Facebook-Transparenzbericht auf eine knappe Million Euro auf Instagram und Facebook auf. Rund 400.000 Euro entfallen auf YouTube. Bei österreichischen Digitalmedien wurden laut Focus im ersten Halbjahr 2019 von politischen Parteien, dem Europäischen Parlament, dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds und dem Magistrat der Stadt Wien insgesamt 1,67 Millionen Euro ausgegeben. 45,6 Prozent der Werbeausgaben für Digital-Medien in der Höhe von 3,07 Millionen Euro entfallen demnach auf U.S.-Digitalgiganten.

„Soziale Medien leisten keinen Beitrag zur journalistischen Qualität in Österreich, führen hierzulande kaum Steuern ab, schaffen fast keine Arbeitsplätze und sind bei den Machern von Fake-News ebenso beliebt wie bei den wahlwerbenden Parteien. Österreichische Medien bieten fundierten Journalismus, Vertrauenswürdigkeit, Brand Safety und Umfeldqualität. Die Ausgabenstrategie der Parteien ist vor dem Hintergrund der Lippenbekenntnisse zur Stärkung des Digital- und Medienstandorts absolut nicht nachvollziehbar“, ärgert sich Eugen Schmidt (AboutMedia), Leiter des Online-Vermarkterkreises im iab austria.

Spitzenreiter unter den Social-Media-Werbern ist die SPÖ. Seit März 2019 hat sie rund 353.000 Euro an Facebook und Instagram überwiesen. Den zweiten Platz belegt die FPÖ mit 227.000 Euro. Ebenfalls sechsstellige Beträge sollen an YouTube geflossen sein, wo die FPÖ den unrühmlichen Spitzenplatz belegt. Der dritte Platz geht mit 206.000 Euro Ausgaben für Facebook und Instagram an die ÖVP. Vergleichsweise gering muten die 52.000 Euro an, die die NEOS auf Facebook in den letzten Monaten ausgegeben haben.

Im Vergleich dazu die Digital-Spendings der wahlwerbenden Parteien im ersten Halbjahr bei österreichischen Medien laut Focus, wobei es sich hier um Brutto-Zahlen nach Listenpreisen handelt, die allfällige Rabatte und Sonderkonditionen nicht berücksichtigen:

• SPÖ: 757.272 Euro (inkl. der EU-Wahl)
• NEOS: 582.634 Euro
• ÖVP: 229.864 Euro
• FPÖ: 26.110 Euro

Politik investiert trotz schwachen Werbemarkts in ausländische Plattformen
Laut aktuellen Focus-Daten ist der heimische Werbemarkt im ersten Halbjahr 2019 um moderate 1,9 Prozent zum Vorjahr gewachsen. Digitalwerbung konnte im ersten Halbjahr 2019 zwar um 6,1 Prozent wachsen. Rund die Hälfte der Digitalausgaben wandert jedoch zu den transatlantischen Giganten ab. Die Ausgaben für soziale Medien sind um 12,4 Prozent überproportional gestiegen. Die Gesamtausgaben für Digitalwerbung machen nur 14,7 Prozent des rot-weiß-roten Werbekuchens aus.

*„Österreichische Digitalmedien erreichen seit dem Ibiza-Video Rekord-Reichweiten, weil sich die Menschen bei vertrauenswürdigen Quellen über das politische Geschehen informieren. Die Politik setzt lieber auf Effekthascherei in sozialen Medien, anstatt auf die eigene Medienlandschaft als verlässlichen Partner zu vertrauen und den Digitalstandort zu stärken, der Arbeitsplätze und seriösen Journalismus finanziert. Geht’s noch absurder?“, zeigt sich Schmidt über die millionenschweren Ausgaben der wahlwerbenden Parteien verwundert. (red)

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