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© medianet/Katharina Schiffl

Redaktion 29.11.2024

Den Sendern eine Orientierung geben

Der Verband Österreichischer Privatsender legt Richtlinien zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz vor.

••• Von Dinko Fejzuli und Sascha Harold

Angesichts der rasan­ten Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) haben die privaten Rundfunkveranstalter in Österreich Leit­linien entwickelt, um den Umgang mit den neuen technologischen Möglichkeiten zu regeln. Im Gespräch mit medianet erläuterten Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbandes Österreichischer Privatsender (VÖP), und VÖP-Präsident Mario Frühauf die Chancen, Risiken und Herausforderungen von KI für die Medienwelt und die Beweggründe für die neuen Richtlinien.

Verantwortung übernehmen

Drumm sieht in den Leitlinien zunächst ein wichtiges Signal, um das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit der Medien zu stärken. „Wir möchten den Sendern eine Orientierung geben, wie sie mit KI umgehen sollten, und gleichzeitig zeigen, dass wir als Branche mit KI vertrauenswürdig umgehen”, betont sie. Außerdem gehe es darum, sich von weitgehend unregulierten Plattformen wie Social Media-Diensten abzugrenzen, die keine vergleichbaren Vorgaben erfüllen müssen. „Diese Plattformen stellen jetzt schon ein großes gesellschaftliches Risiko dar. In Kombination mit KI wird dieses Risiko noch einmal deutlich zunehmen”, so Drumm.

Frühauf pflichtet bei und hebt die Rolle der Medien als vertrauenswürdige Informationsquellen hervor: „Radio- und Fernsehstationen haben seit vielen Jahrzehnten eine extrem hohe Glaubwürdigkeit und ein großes Vertrauen unseres Publikums in unsere Leistungen. Das müssen wir in die Zukunft transportieren.”

Effizienz und Personalisierung

Beide sehen in KI großes Potenzial, vor allem für die Steigerung der Qualität und der Effizienz in der Medienproduktion. Frühauf nennt Beispiele wie die Automatisierung von Playlists oder die Auswertung großer Datenmengen, um personalisierte Inhalte zu erstellen: „Mit der Hilfe von künstlicher Intelligenz hat der Mensch mehr Zeit, sich kreative Gedanken zu machen, und wir können mehr Produkte und mehr Content produzieren.” Auch im Bereich der Personalisierung gebe es viele Anwendungen und Möglichkeiten, so Frühauf weiter.

Drumm ergänzt mit Blick auf die Grenzen der KI: „Das, was die KI jedoch nie ersetzen wird können, ist menschliche Kreativität und menschliche Emotion.”

Plattformen und Vertrauen

Betrachtet man die Risiken, die neue KI-Tools mit sich bringen, liegt in den neuen Richtlinien eine Chance, sich von unregulierten Plattformen abzugrenzen. „Das große Risiko für demokratische Gesellschaften geht von der Kombination aus KI und kaum regulierten Medienplattformen aus. KI wirkt im Hinblick auf die Verbreitung von Fake News und die Polarisierung unserer Gesellschaft wie ein Brandbeschleuniger”, warnt die VÖP-Geschäftsführerin.

Frühauf verweist darauf, dass junge Zielgruppen oft ungefiltert Inhalte konsumieren. Er plädiert dafür, die Glaubwürdigkeit der klassischen Medien zu schützen: „Wir als klassische Medien müssen uns hier klar von den Plattformen distanzieren, denn von den streng regulierten Medien geht diesbezüglich praktisch keine Gefahr aus.”

Rechtlicher Rahmen

Mit dem AI-Act hat die EU einen ersten Versuch geschaffen, KI-Systemen einen rechtlichen Rahmen zu verpassen. Darin wird beispielsweise gefordert, ab Februar 2025 sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter eines Unternehmens, die mit der Nutzung von KI-Systemen befasst sind, auch mit entsprechender KI-Kompetenz ausgestattet sind. „Dabei unterstützen wir die Sender über unsere Ausbildungsorganisation, die Privatsenderpraxis, die jedes Jahr 50 bis 60 Workshops organisiert. Heuer und im nächsten Jahr liegt ein starker Schwerpunkt auf KI-Themen. Dabei geht es nicht nur um die Anwendung von Tools wie ChatGPT, sondern auch um konkrete Pflichten, die der AI Act mit sich bringt”, erklärt Drumm.

Mensch bleibt wesentlich

Frühauf und Drumm betonen unisono, dass der Mensch, etwa in der Rolle als Moderator in Radio und TV, unverzichtbar bleibt. Frühauf dazu: „Radio ist von Menschen für Menschen gemacht, und ich bin ein absoluter Verfechter dafür, dass sich daran auch nichts ändert.” Drumm sieht das ähnlich und verweist darauf, dass Emotionen und Kreativität essenziell für den Erfolg von Sendern seien: „KI-Stimmen fehlt die Emotion und die Nähe, und ich glaube, das macht uns aus.”

Fazit und Ausblick

Die VÖP-Leitlinien sind ein erster Schritt, um den Einsatz von KI in der Medienbranche transparent und verantwortungsvoll zu gestalten. Chancen wie Effizienzsteigerung und Personalisierung stehen Risiken wie Desinformation und Vertrauensverlust gegenüber.

Drumm betont vor allem auch die rasante Entwicklung: „Gerade das Thema KI ist extrem dynamisch, und natürlich werden wir auch die KI-Leitlinien laufend evaluieren und weiterentwickeln – auch im Hinblick darauf, wie der AI Act dann wirklich umzusetzen ist.” Man wolle mit den Richtlinien jedenfalls zeigen, dass man sich seitens des VÖP sowohl der Chancen, als auch der Risiken im Zusammenhang mit KI bewusst sei, so Drumm weiter.

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