Die neue Dreierkoalition der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation: Gustav Götz (Grüne Wirtschaft), Konrad Maric (SWV), Mathias Miller-Aicholz (Unos) und Vorstandsmitglied Birgit Kraft-Kinz (Wirtschaftsbund).
Wien. Nach den Kammerwahlen steht nun die neue Führung der Fachgruppe Werbung und Marktkommunkation der WK Wien. Bisher führte Birgit Kraft-Kinz vom schwarzen Wirtschaftsbund eine Zweier-Koalition mit der Grünen Wirtschaft. Und auch nach den Wahlen ist der Wirtschaftsbund mit 11 Mandaten die größte Fraktion und hat entsprechend der Wahlordnung (Proporz) auch einen Sitz im neuen Vorstand der Fachgruppe. Die Koalition wurde aber abseits von Kraft-Kinz gebildet.
Gustav Götz, bisher Vize von Kraft-Kinz, führt eine Koalition aus Grün, Rot und den neu im Fachgruppen-Ausschuss vertretenen Unos (Kammerfraktion der Neos) an. Kuriosum am Rande: Die Neos sitzen zwar in der Koalition, haben aber aufgrund der Wahlordnung keinen Anspruch auf einen Sitz im Fachgruppenvorstand. Sie sind dort nur kooptiert; ohne Stimmrecht. medianet bat die Mitglieder der neuen Führung und die Führung der alten Koalition um ein paar Antworten zur künftigen (Zusammen)Arbeit.
medianet: Die Wahlen sind geschlagen, und die neue Fachgruppen-Führung steht. Gibt es ein Arbeitsprogramm für die kommende Periode, und wie sieht es aus?Gustav Götz (Grüne Wirtschaft) : Das Wichtigste ist sicher die Veränderung der Kammer. Das Wahlergebnis in unserer Fachgruppe hat diesen Wunsch deutlich gezeigt. Und da gibt es viele Möglichkeiten: Vereinfachung, Transparenz, Kostenreduktion und vieles mehr. Die Details werden wir in einer Klausur erarbeiten, eines steht schon jetzt fest: Wir werden rasch an die Arbeit gehen.Konrad Maric (SWV): Darüber hinaus ist auch sehr wichtig, die ‚klassische' Vertretungsarbeit der Mitglieder der Wiener Kommunikationswirtschaft zu forcieren und das Lobbying für die Mitgliedsbetriebe gegenüber Institutionen und Gesetzgebern und natürlich auch gegenüber Auftraggeber-Gruppen wieder zu stärken und zu intensivieren. Stichworte wie Sozialer Schutz und SVA, Werkvertragsreglungen, Ausschreibungswesen oder Vereinfachung der Gewerbe- und Berufsgruppenbürokratie werden sicher auf unserer Liste sein.Mathias Miller-Aichholz (Unos): Wir wollen dazu beitragen, die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass unseren Mitgliedern Wachstum und unternehmerische Entwicklung erleichtert werden. Ein Arbeitsprogramm werden wir in einer gemeinsamen Klausur in den nächsten Wochen zusammenstellen. Jedenfalls sind wir auch angetreten, um einen neuen Geist in die Wirtschaftskammer zu bringen – dieses Ziel geht über die einzelnen Fachgruppen hinaus.medianet: Frau Kraft-Kinz, Sie waren bisher in einer Zweier-Koa-lition Fachgruppen-Obfrau. Nun sind sie ‚nur' zweite Stellvertreterin; wie wollen Sie es trotzdem schaffen, künftig ihre Anliegen in der Fachgruppe umsetzen?Kraft-Kinz: Wir sind stimmen-stärkste Fraktion und wurden auf Platz eins gewählt. Wir haben ein engagiertes und gutes Team. Es wird an der Grünen Wirtschaft mit ihren ‚Allianz'-Partnern liegen, welche Initiativen umsetzbar sind bzw. nicht. Die Gestaltung von Rahmenbedingungen und das Forcieren einer Wiener Position werden in dieser Konstellation nicht leicht möglich sein. Ich sehe nach vorn – es gibt viel zu tun!medianet: Anders als bisher sind alle vier Fraktionen im Vorstand vertreten, die Unos ohne Stimmrecht kooptiert. Wie kams dazu?Götz: Der Gedanke dahinter ist, dass wir ein Zeichen für Veränderung und Dialog setzen wollen. Deswegen haben wir den Antrag eingebracht, alle im Ausschuss vertretenen Fraktionen auch in den Vorstand zu kooptieren. Dieser Antrag wurde auch einstimmig angenommen. Maric: Niemand, der/die für die Branche und ihre Unternehmen arbeiten will, soll ausgeschlossen werden, denn gute Initiativen haben keinen PolitFarb-Code. In den Gesprächen vor der Allianzbildung haben wir alle festgestellt, dass inhaltlich bei einer Vielzahl der Sachthemen ein gemeinsames Vorgehen machbar ist. Und gerade in schwierigeren Zeiten macht es Sinn, alle positiven Kräfte und ihre unterschiedlichen Zugänge auf neue Art zu bündeln. Der Relaunch hin zur transparenten, dialogorientierten Fachgruppenarbeit braucht eine tragfähige, breite Basis auf der sich alle wiederfinden, die einen Beitrag dazu leisten wollen. medianet: Vor allem die EPU innerhalb der Mitglieder haben vor der Wahl alle als neue Zielgruppe entdeckt. Wie wirds umgesetzt?Götz: Die Ideen für die nahe Zukunft reichen von Unterstützung bei Büroinfrastruktur, Bildungsgutscheinen bis zu Crowdfunding. Auch eine finanzielle Entlastung im Einflussbereich der Fachgruppe wird geprüft. In den letzten Monaten wurde schon Vorarbeit beim Thema Co-Working/Arbeitsgemeinschaften gemacht, das wollen wir jetzt auch rasch umsetzen.medianet: Herr Maric: Im Wahlkampf bildeten Marcus Arige und Karl Javurek das Wahlkampfteam des SWV. Es überrascht, dass keiner der beiden nun im Vorstand vertreten ist. Welche Gründe gab es hierfür?Maric: Wir sind als Team (Team Werbung Wien) angetreten, das eng zusammenarbeitet. Die gemeinsamen Inhalte, der Wille zur Veränderung der WKO und die Forderung nach mehr sozialer Sicherheit für alle Selbstständigen sind dabei unsere Basis. Markus Arige und Karl Javurek haben mich vorgeschlagen, das ganze Team hat einstimmig zugestimmt. Ein Grund dafür war sicher auch, dass ich als stellvertretender Fachverbandsvorsitzender der ersten grün-roten Zusammenarbeit in der WKO war. In sehr gutem Einvernehmen mit der von Peter Drössler geführten Grünen Wirtschaft konnten wir wichtige Schritte für eine neue und aktive Kammer-Arbeit setzen. Das hat damals auch WKO-intern für einige positive Unruhe gesorgt. Diese gute und breite Zusammenarbeit gilt es nun gemeinsam und mit neuer Dynamik fortzusetzen.medianet: Herr Miller-Aicholz, die Unos sind neu in der Fachgruppe und gleich im Vorstand kooptiert. Wäre die Rolle der Opposition nicht leichter gewesen, um sich künftig innerhalb der Fachgruppe zu positionieren?Miller-Aichholz: Wir sehen zwischen uns und den anderen Fraktionen mehr Gemeinsames als Trennendes, auch wenn es da und dort natürlich ideologische Unterschiede gibt. Daher lag es auf der Hand, von Anfang an die Zusammenarbeit in den Vordergrund zu stellen. Es geht ja auch darum, ein Zeichen zu setzen, wie Politik funktionieren kann. Das Mauern gegen innovative Ideen und Betonieren alteingesessener Strukturen, wie es die Regierungsparteien im Nationalrat betreiben, ist eine Old-School-Politik, mit der wir nichts am Hut haben.medianet: Herr Götz, Sie sind nun nicht mehr Junior-Partner, sondern selbst Fachgruppen-Obmann. Auf welche Art und Weise wird das zu erkennen sein?Götz: Unsere Mitglieder werden schon in Kürze sehen, dass sich hier etwas verändert hat. Als ein erstes Zeichen habe ich den Antrag gestellt, alle Fraktionen im Präsidium zu haben, in dem es sonst nur drei Plätze gegeben hätte. Für uns ist alles auf dem Prüfstand und wir haben vor, unsere Fachgruppe zur besten der ganzen Kammer zu machen. Wir werden auch darauf achten, dass sie dem Anspruch der Mitglieder entspricht. Wer aus der Kommunikationsbranche kommt, muss nach vorn denken und auch vorn sein. Das muss auch an der Fachgruppe erkennbar sein.
Nach innen wird sich der Informationsfluss ändern. Es sollen alle aus unserem großen Team auch alle Informationen bekommen. Es ist mir ein Anliegen, dass immer alle die Möglichkeit haben, mitzuarbeiten. Deshalb war mir auch wichtig, dass hier in diesem Interview alle Fraktionen die Gelegenheit haben, sich zu äußern.
medianet: Abschließende Frage: Die Grüne Wirtschaft ist zwar nicht die größte Fraktion, stellt aber erstmals den Fachgruppenobmann. Können Sie die Bedeutung dieses Umstands aus der Sicht der Grünen Wirtschaft beschreiben bzw. bewerten?Götz: Das ist ganz einfach: Ich wurde als Obmann mit 21 zu 10 Stimmen im Ausschuss gewählt. Aus dieser Allianz ist die Grüne Wirtschaft jene Fraktion mit den meisten Stimmen der Wähler. Der Obmann oder die Obfrau ist sicher eine wichtige Funktion, aber die Arbeit wird immer von allen Ausschuss-Mitgliedern und der Geschäftsführung gemacht. Und jene, die Projekte umsetzen, werden diese in Zukunft auch verstärkt in der Öffentlichkeit vertreten. Auch das wird eine merkbare Veränderung sein.