••• Von Dinko Fejzuli
WIEN. Monika Redlberger-Fritz, Virologin der MedUni Wien, ist vom Public Relations Verband Austria (PRVA) im Rahmen des Österreichischen Kommunikationstages als Kommunikatorin des Jahres ausgezeichnet worden. medianet bat sie zum Interview.
medianet: Frau Redlberger-Fritz, Sie wurden heuer vom PRVA als Kommunikatorin des Jahres ausgezeichnet. Welche Bedeutung hat diese Auszeichnung für sie?
Monika Redlberger-Fritz: Ich habe mich allein über die Nominierung schon unendlich gefreut und als ich dann gesehen habe, wer die Mitnominierten waren, konnte ich es gar nicht glauben, dass ich die Auszeichnung erhalte und freue mich nun um so mehr.
medianet: PRVA-Präsidentin Karin Wiesinger würdigte Ihr unermüdliches Engagement, einer breiten Öffentlichkeit medizinische Fakten betont sachlich, aber einfach verständlich zu vermitteln und damit Ängste abzubauen. Wie schwierig ist es, dies gerade bei so einem Thema wie Corona zu tun?
Redlberger-Fritz: Ich glaube, es ist relativ schwierig für jeden Mediziner, der nicht in Kommunikation geschult ist, dies so zu tun, dass es jeder und jede versteht. Ich beherzige den Rat meiner Schwester, die einmal zu mir meinte: ‚Erkläre es so, als wenn du es mir erzählen würdest', und das funktioniert ganz gut. (lacht)
medianet: In der Coronadiskussion dominieren bei Fake News oft einfache, aber falsche Slogans. Kann man so komplexe Sachverhalte auch mit einfachen Botschaften sachlich erklären?
Redlberger-Fritz: Absolut, das ist möglich und das muss man auch versuchen, weil eben, wie erwähnt, nicht alle Menschen einen medizinischen Hintergrund haben.
medianet: Aber gerade das Gespräch mit Skeptikern ist oft sehr schwierig. Was würden Sie hier raten?
Redlberger-Fritz: Im persönlichen Gespräch versuche ich, solche Menschen nicht noch mehr Informationen zu geben. Viel wichtiger ist es in so einer Situation, die richtigen Fragen zu stellen und das, was man vermitteln möchte, sie selbst herausfinden zu lassen. Das ist oft viel wirkungsvoller. Etwa wenn man danach fragt, woher ihre Informationen stammen. Hier erkennen Menschen dann oft selbst, dass diese Quellen eventuell doch nicht ganz seriös sind. Oft ist es wichtiger, meinem Gegenüber die richtigen Fragen zu stellen, als Antworten zu geben.
medianet: Wie weit hängt die Glaubwürdigkeit der Information von der Glaubwürdigkeit der Person ab, die sie vermittelt?
Redlberger-Fritz: Ich bin keine Kommunikationswissenschafterin, aber ich glaube, dass das durchaus eine Rolle spielt. Ein junger Bursch würde vermutlich seinem Sportidol mehr Vertrauen schenken als einem Politiker oder Mediziner. Man muss die richtigen Peers haben, die wiederum einen positiven Einfluss auf die Meinung der Betroffenen haben können …
medianet: … problematisch wird es aber, wenn diese Informationen nicht von Idolen, sondern aus den Sozialen Medien kommen.
Redlberger-Fritz: Ich glaube, dass man hier etwa die Skeptiker schon noch erreichen kann, denn diese sind durchaus bereit, weiterzulesen. Schwierig wird es mit bereits radikalisierten Menschen, die, abgeschottet in ihrer Bubble, nur mehr ganz bestimmte Informationen durchlassen.
medianet: Frage zum Schluss. Können Sie sich als Medizinerin auch menschlich erklären, dass es auch Mediziner oder Wissenschaftler gibt, die sich als Coronaleugner entpuppen?
Redlberger-Fritz: Sie sagen es selbst. Weil sie eben auch Menschen sind. Jeder hat seine Ängste und Befürchtungen und einen anderen persönlichen Hintergrund und dann passiert es, dass plötzlich ein Mediziner zum Viren-Experten mutiert. Also ich als Virologin würde es mir nicht zutrauen, einen Blinddarm zu operieren und auch ein Automechaniker kann nicht plötzlich eine Flugzeugturbine reparieren. Und genau so sind Mediziner eine diverse Gruppe, die in ihrer Sparte ihre Expertise besitzen, aber noch lange keine ausgesprochene Expertise in anderen Bereichen haben können.