••• Von Paul Christian Jezek
WIEN/BERLIN. Dass Fake News keine leere Worthülse in politischen Debatten ist, sondern eine konkrete Gefahr für Firmen und andere Organisationen darstellt, zeigt die kürzlich veröffentlichte Studie „European Communication Monitors 2018” der europäischen Forschungsgemeinschaft EUPRERA unter Kommunikationsexperten aus 48 Ländern.
Den stärksten Einfluss von Fake News auf ihre Organisationen berichten Experten aus Russland (53,2%), gefolgt von Serbien, Slowenien und Polen (jeweils mehr als 40%).
Im Gegensatz dazu waren Organisationen in Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Tschechien im letzten Jahr deutlich weniger betroffen (unter 17%); Österreich (21%) rangiert mit Deutschland, den Niederlanden, Italien, Spanien sowie Schweden im Mittelfeld.
Besonders stark betroffen von absichtsvoll und verifiziert falschen Informationen und deren Verbreitung sind Regierungsorganisationen, der öffentliche Sektor sowie politische Organisationen wie Parteien (44,6% waren 2017/18 mindestens einmal davon betroffen).
Dabei werden insbesondere die Sozialen Medien als Ursprung solcher irreführender Inhalte hervorgehoben (81,3%), auch wenn ein großer Teil ebenfalls in den traditionellen Massenmedien seinen Ursprung hat (59,6%). Aber nicht nur externe, sondern auch interne Medien wie Intranets können Ursprung irreführender Inhalte sein (14,3%).
Viel zu wenig Aufmerksamkeit
Trotz der realen Gefahr in Bezug auf die Reputation oder die Marke von Firmen erscheint es verwunderlich, dass ein Drittel der europäischen Kommunikationsexperten dieser Debatte keine größere Aufmerksamkeit zollt. Dies geschieht zumeist erst dann, wenn man selbst davon betroffen ist: Lediglich für ein Viertel der Befragten (24,4%) haben Fake News eine Relevanz bei der täglichen Arbeit. Während die Mehrzahl auf die Expertise der Kommunikationsexperten setzt, haben nur 12% der betroffenen Organisationen etablierte Standards erarbeitet, um für solche Angriffe gewappnet zu sein.
Glaubwürdigkeit im Fokus
Sabine Einwiller (Uni Wien, European Communication Monitor-Vertreterin für Österreich) weist auf die Kernaufgabe von Kommunikationsmanagern hin, die Reputation der Organisation in einer volatilen Welt zu schützen und sie gegen Angriffe zu verteidigen: „Glaubwürdige Inhalte, glaubwürdige Führungskräfte und Organisationen sind wie ein Fels in der Brandung dieser instabilen Welt.”