MARKETING & MEDIA
© Niki Pommer/Fifteen Seconds

Dinko Fejzujli und Martin Keschbaumsteiner 19.04.2019

„Die Zukunft gehört den Neugierigen”

Festival-Gründer Stefan Stücklschweiger und Kommunikationsleiter Nino Groß über den Spirit des erfolgreichen Fifteen Seconds Festivals.

••• Von Dinko Fejzujli und Martin Keschbaumsteiner

Am Anfang waren die Rockstars: 2014 launchten Stefan Stücklschweiger und Thiemo Gillissen in Graz die „Marketing Rockstars”. Schon bald holten sie mit dem innovativen Format mehr als 2.000 Wissbegierige in die steirische Hauptstadt. Rasch war den beiden Gründern klar, dass sie den Event thematisch verbreitern mussten. „Die Begeisterung für modernes Marketing und zeitgemäßen Wissenstransfer war der Startpunkt. Auf lange Sicht hätte uns der Begriff aber eingeschränkt”, erklärt Stefan Stücklschweiger. 2015 wurde die Veranstaltung in „Fifteen Seconds Festival” umbenannt, im Jahr darauf wegen der großen Nachfrage schon auf zwei Tage ausgedehnt. Der Name ist übrigens dem Bauchgefühl geschuldet, erklärt Nino Groß: „Wir denken dabei an die kritische Zeitspanne, in der Menschen etwas instinktiv für gut oder nicht gut befinden – eine Marke, eine Person, einen Werbespot. Wir möchten Teilnehmer unserer Events schon beim Erstkontakt für uns gewinnen.”

Der Erfolg gibt den Organisatoren recht. Im Vorjahr besuchten bereits 5.000 Neugierige, Denker und Macher aus unterschiedlichsten Branchen den Event, um sich über Trends und Topics rund um Wirtschaft, Innovation und Kreativität zu informieren, sich inspirieren zu lassen und zu vernetzen. Für eine andere Form der Vernetzung steht der New Yorker Chris Dancy, der heuer als Speaker auftreten wird. Er gilt – durch den Einsatz von rund 700 Sensoren, Geräten, Anwendungen und Systemen am eigenen Körper – als der am stärksten vernetzte Mensch der Welt und wird über seine Erfahrungen der Selbstoptimierung sprechen.
Das Festival hat sich dabei von Beginn an auch thematisch konsequent entwickelt: Zu Beginn klar als Marketing-Event positioniert, verschob sich der Fokus ab 2016 in Richtung Business und verändert sich 2019 erneut. „Wir erweitern das Festival heuer um die Themen Science, Mobility und Technology und bringen damit neue Interessensgruppen in unser Format ein”, erklärt Geschäftsführer Stefan Stücklschweiger.

Festival for curious minds

Das passiere einerseits, um konkurrenzfähig zu bleiben, so Stücklschweiger. Zum anderen sei man stets offen für zukunftsträchtige Themen, und Neugier gehöre zur DNA von Fifteen Seconds. „Wir nennen uns ja seit Beginn ‚The Festival for curious minds'”, sagt der Gründer. „Weil wir überzeugt sind, dass den Neugierigen die Zukunft gehört, und weil wir der Meinung sind, dass Innovation aus Interdisziplinärität entsteht. Das wollen wir mit der laufenden Weiterentwicklung unseres Events auch fördern.”

So wie bei den neuen Themenbereichen; die Auswahl der Speaker folgt dabei einer einfachen Logik, erklärt Nino Groß, der für die Kommunikation des Festivals verantwortlich ist: „Unser Speaker- and Program Management-Team ist ja ganzjährig an neuen Themen dran. Wir suchen dabei vorwiegend Menschen, die thematisch sehr spannend sind – unabhängig davon, ob sie einer großen Organisation angehören oder nicht. Oder eben Mitarbeiter von Unternehmen und Organisationen, die mit einer aktuellen Kampagne, einer Studie oder einer wissenschaftlichen Veröffentlichung im Fokus der Aufmerksamkeit stehen.” Erfreulich für die Veranstalter – es bewerben sich immer mehr Speaker aus eigenem Antrieb für Fifteen Seconds, und das, obwohl es keinen Cent Honorar gibt. „Die Speaker müssen unser Konzept so gut finden, dass sie gern kommen und kein fly-in/fly-out betreiben, sondern tatsächlich auch am Festival teilnehmen und auch die Sideevents besuchen”, erklärt Groß. Damit man trotzdem Top-Speaker bekommt, brauche es Engagement, große persönliche Begeisterung und überzeugende Argumente.

Günstige Area-Pässe

Finanziell steht das Festival auf zwei Säulen: dem klassischen Ticketverkauf und Partnerschaften. In Analogie zu den drei neuen Wissensbereichen werden heuer erstmals Area-Pässe angeboten.

Wer sich nur für ein bestimmtes Thema des Festivals – etwa Technology – interessiert, kann ein nur für diesen Bereich gültiges Ticket zu einem reduzierten Tarif erwerben. Die klassischen Access All-Areas-Tickets gibt es natürlich auch weiterhin.
Auch vom bisher üblichen Bewerbungsverfahren für junge Talente – Jugendliche, Schüler und Studenten – ist man heuer abgegangen. Man habe das Prozedere kritisch hinterfragt und sei zum Schluss gekommen, dass das Ziel, neugierigen jungen Geistern den Festivalbesuch zu ermöglichen, damit nicht erreicht wurde, so die beiden Manager. „Das neue, sehr leistbare Ticket für alle unter 24 Jahren erreicht dieses Ziel besser und bringt auch wieder mehr Diversität für das Festival”, erklärt Nino Groß. Das helfe gleichzeitig, einen gesunden Mix aus etablierten Profis und hungrigen Newcomern auf dem Festival zu haben – sowohl am Podium als auch im Publikum, ergänzt Stefan Stücklschweiger.

Plattform für Neugierige

Dabei will „Fifteen Seconds eine Plattform für neugierige Menschen sein”, erklärt Stücklschweiger. Diese soll dazu beitragen, dass Menschen sich weiterbilden und persönlich weiterentwickeln können. Als wesentliche Elemente dafür nennt er Wissenstransfer, Networking und Showcasing. Innerhalb dieses Spannungsbogens lägen auch die unterschiedlichen Motivationen für die Teilnahme am Festival.

War das Programm schon in der Vergangenheit sehr dicht, stellen die Organisatoren für 2019 nochmals eine höhere Schlagzahl in Aussicht. Das sei einerseits vielfach geäußerten Wünschen der Teilnehmer geschuldet, zum anderen führe die zunehmende Diversifizierung der Themen eben auch zu einem Mehr an inhaltlichen Angeboten, so die Organsiatoren.
Andererseits habe man sich ganz bewusst gegen ein Streaming der Vorträge entschieden, erklärt Nino Groß, „weil wir bewusst die Offline-Experience – das Live-Erlebnis – stärken wollen. Das Fifteen Seconds Festival sind 48 Stunden, in denen man lernen, als Mensch wachsen und spannende neue relevante Kontakte knüpfen kann.”
Dieser Trend lässt sich auch als Gegenbewegung zum rein Digitalen interpretieren: „Wir haben einen sehr starken analogen Anteil, und Experience ist definitiv ein wichtiges Asset von Fifteen Seconds”, erklärt Stefan Stücklschweiger. Wer 2019 zum sechsten Mal das Festival besuche, erlebe einen völlig anderen Event als in den Jahren zuvor, weil sich das Festival immer wieder neu erfinde.

Grazer Design-Monat inklusive

Um das dichte Programm dennoch etwas zu lockern, denken die Verantwortlichen auch über eine Ausdehnung auf eine ganze Woche nach. Das Fifteen Seconds Festival ist auch in den Designmonat Graz eingebunden, der die steirische Kreativwirtschaft vor den Vorhang holt. „Wir evaluieren gerade, ob es Sinn macht, in diesem Zusammenhang weitere Tage zu bespielen – allerdings nicht in der Größenordnung wie das Festival derzeit stattfindet”, beschreibt Stücklschweiger die Überlegungen. Angedacht sind beispielsweise kleinere Sideevents mit nur 50 Teilnehmern, die es erlauben, bei bestimmten Themen inhaltlich mehr in die Tiefe zu gehen.

Fifteen Seconds bleibt in Graz

Zum Konzept von Fifteen Seconds gehört auch, dass der Event in Graz stattfindet. Zwar kommen die Besucher zwar aus Europa und ganz Österreich, die meisten reisen aber aus Wien an. „Das Commitment zu einem zweitägigen Aufenthalt in Graz erlaubt es unseren Besuchern, tatsächlich abzuschalten und sich auf das Angebot des Festivals einzulassen”, weiß Groß. Die Grazer Stadtväter werden es den Veranstaltern danken, soll das Festival doch für den Wirtschaftsraum Graz eine lokale Wertschöpfung von 2,5 Mio. € einbringen.

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL