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Redaktion 04.02.2022

Digitaler Freiraum des ORF braucht Grenzen

VÖP-Präsident Christian Stögmüller und VÖP-Geschäftsführerin Corinna Drumm im Interview über Privatradios, ORF und globale Konkurrenz.

••• Von Dinko Fejzuli und Josephine Wolfram

WIEN. Im Herbst 2021 wurde bei der Generalversammlung des Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP) mit Christian Stögmüller (Life Radio) ein neuer Vorstandsvorsitzender gewählt. medianet sprach mit dem neuen VÖP-Präsidenten und der VÖP-Geschäftsführerin Corinna Drumm über die Forderungen des privaten Rundfunksektors, das Medientransparenzgesetz und die digitale Transformation.

Den Dialog aufrechterhalten

Der ehemalige VÖP-Präsident, Ernst Swoboda, hatte den Verband unter dem Motto des Gemeinsamen geleitet, so Christian Stögmüller. Dieser möchte nun „dieses Erbe so gut wie möglich weiterentwickeln und intensivieren”. In den letzten Monaten stand für ihn daher der Dialog mit allen relevanten Stakeholdern und Marktteilnehmern im Vordergrund und dieser prägt auch „derzeit die Qualität in der Behandlung von Sachthemen wie Förderungen, Digitaltransformation oder ORF-Gesetz”.

Seit Beginn der Pandemie wurde das Ungleichgewicht hinsichtlich der Finanzierung verstärkt. „Während der ORF eine Gebührenerhöhung in Höhe von 60 Millionen Euro einführt, müssen wir mit pandemiebedingten Werbeerlösrückgängen umgehen”, vergleicht Stögmüller die Entwicklung der letzten zwei Jahre. Gerade für Privatsender, die im Sinne von Vielfalt und Innovation viel Agilität in den Markt bringen, ist eine tragfähige Existenzgrundlage unerlässlich.
„Wenn wir den Blick auf die digitale Welt richten, steht da nicht nur die Frage nach einer Digitalnovelle für den ORF im Raum, sondern es stellen sich auch für uns besondere Herausforderungen, um in der digitalen Welt und neben den großen Online-Plattformen als österreichischer Medienstandort überhaupt bestehen zu können”, so Stögmüller. „Das Schlagwort ‚Kooperation statt Konkurrenz' ist erfolgsentscheidend.”

Digitale Abwanderung

Stögmüller hofft auf eine Ausweitung der Mittel, die dem privaten Rundfunk aus dem Digitaltransformationsfonds zur Verfügung stehen. Dazu braucht es klare Rahmenbedingungen für den ORF. Corinna Drumm fordert ein sorgfältiges Abwägen zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor: „Wenn die Politik für den ORF im digitalen Bereich an der einen oder anderen Stelle Freiräume schaffen möchte, muss natürlich auch definiert werden, wo diese Freiräume enden und wie – so wie es auch aus dem Ministerratsvortrag vom Herbst hervorgeht – ein Ausgleich für die damit einhergehende Wettbewerbsverzerrung durch Beschränkungen im Bereich der kommerziellen ­Kommunikation geschaffen wird.”

Neupositionierung der Medien

Besonders kritisch sieht Drumm die Nutzung von US-Plattformen wie TikTok: „Die Grundsatzfrage ist, inwieweit solche Plattformen mit österreichischen Geldern unterstützt werden sollten – das betrifft nicht zuletzt auch das Thema Medientransparenz. Gerade öffentliche Gelder sollten nicht an Plattformen gehen, die hierzulande keine Wertschöpfung leisten und eine Gefahr für unsere Gesellschaft darstellen. Es wäre im Interesse aller, wenn dieses Geld an österreichische Medien geht.” Eine Absicherung durch ein „klares und strenges Regelwerk” sollte verhindern, dass die Privatsender im digitalen Bereich zwischen dem ORF auf der einen Seite und den Plattformen auf der anderen Seite „zerrieben werden”. Um der Abwanderung der Zielgruppen von heimischen Medien zu den großen Online-Plattformen entgegenzuwirken, müssen viele Parameter neu gestaltet werden. In Zusammenarbeit mit der BBC wurde bereits vor einigen Jahren der „Radioplayer” – eine Online-Audioplattform, die mittlerweile in jedem europäischen Staat realisiert wurde – in Österreich umgesetzt, wodurch eine ernstzunehmende Alternative zu den internationalen Streaming-Angeboten entstanden ist. „Das Angebot an den ORF, Teil dieser Radioplayer-Welt zu sein, besteht unverändert und wir stehen dazu im Gespräch”, so der neue VÖP-Präsident.

Einheitliche Rabattregelung

Ein Ungleichgewicht sieht Stögmüller auch im kommerziellen Vermarktungsbereich in der „doch besorgniserregenden Entwicklung der Brutto-Netto-Schere”. Der zu niedrige Pay-Factor betrifft nicht nur den Bereich der privaten Medien, sondern letztlich auch den ORF. Die gesetzliche Regelung bezüglich der ORF-Rabatte sollte überprüft werden. Mit Blick auf die Entwicklung von Bruttoerlösen zu Nettoerlösen zeigt Drumm auf, „dass die Rabatte jedes Jahr zunehmen”. Das erhöht den Druck auf private Medien, die sich ausschließlich durch Werbung finanzieren.

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