MARKETING & MEDIA
© PantherMedia/Parshko

Redaktion 23.04.2021

Digitalisierung als Zukunftsstrategie

E-Paper, Paywalls, Podcasts – die Corona-Pandemie läutet ein neues Zeitalter in der Tageszeitungsbranche ein.

•• Von Tanja Holz

WIEN. Das Jahr 2020 war ein Jahr, das alles auf den Kopf gestellt hat – so auch die Medienbranche. Pandemiebedingt sind Vergleiche zum Vorjahr schwierig, doch die Tageszeitungsbranche wagt einen positiven Blick in die Zukunft.

Strukturelles Wachstum

Für Krone-Geschäftsführer Gerhard Valeskini steht der Kurs auf Wachstum und Prozessoptimierung. „Die Krone arbeitet plattformübergreifend an den Strategieprojekten, wesentliche Weichenstellungen werden im Laufe des Jahres erfolgen. Hand in Hand mit den strategischen Projekten in den Mutter-Medien­unternehmen läuft ein Strategieprozess in der Mediaprint, um die Aktivitäten entlang der Vermarktungskette besser zu synchronisieren und die Voraussetzungen für ein strukturelles Wachstum zu schaffen.”

2020 war für Valeskini ein merkwürdiges Jahr, das die Krone gut gemeistert hat. „Wir haben keine staatliche Unterstützung für Kurzarbeit in Anspruch genommen, wichtige Strategieprojekte wurden vorbereitet und gestartet. Dies, um die redaktionelle Stärke auf allen Plattformen besser erlebbar zu machen und zukünftig die Orientierungsfunktion als führendes unabhängiges Medienunternehmen noch stärker wahrzunehmen. Seit Oktober des Vorjahres sind wir in jeder Landeshauptstadt mit einem Redaktionsstandort vertreten.”
Thomas Kralinger, Geschäftsführer der Tageszeitung Kurier, setzt auf den Ausbau des digitalen Angebots und verspricht weitere Neuerungen: „Mit den Digitalabos hat der Kurier eine erfreuliche Trendwende geschafft. Wir planen mit unserem Fernsehsender schauTV einen Fokus auf Regionalität und Nachhaltigkeit nach dem Motto #gemeinsamfürmorgen und arbeiten an neuen Kurier-Platt­formen. In den nächsten Monaten wird also mit einigen digitalen und inhaltlichen Innovationen des Kurier Medienhauses zu rechnen sein.” Auf die Frage, ob das Jahr 2020 auch Positives mit sich brachte, betont Kralinger die Entwicklung neuer Formate.

Neue Plattformen

„Unsere Redaktion und das ganze Unternehmen haben trotz widriger Umstände die hohe Qualität unserer Produkte gesichert und online Rekordreichweiten erzielt. Die Art des Zusammenarbeitens hat sich grundlegend verändert – eine Herausforderung, die alle Einheiten des Medienhauses bravourös gemeistert haben. Das Jahr wurde genutzt, um strategische Vorhaben umzusetzen: Etwa die Initiierung des Stadtstudios Pods & Bowls, das inzwischen in das Palais Ferstel übersiedelt ist, die Realisierung von Podcast-Innovationen wie ‚­Kurier to Hear' oder den Abschluss des Print-Kurier-Relaunch Anfang März”, so Kralinger.

Zahlende Leserschaft

Auch für die Kleine Zeitung, deren besondere Stärke ihr regionaler Charakter ist, hat sich im letzten Jahr gezeigt, dass eine treue Leserschaft das A und O ist. Thomas Spann, Geschäftsführer der Kleinen Zeitung, meint dazu: „Diese Krise hat den hohen Stellenwert von Qualitätsmedien aufgezeigt und somit einen wichtigen Impuls für die Zukunft gesetzt. Wir haben eine große Bestätigung für die Qualität unserer Inhalte und das Vertrauen in die Nach­richtenmarke Kleine Zeitung gerade in ungewissen Zeiten erhalten.”

Auch Spann, der 18 Regionalbüros in Steiermark, Kärnten und Osttirol führt, betont die Wichtigkeit der digitalen Produkte: „Nicht nur das Interesse an unseren digitalen Inhalten ist enormen gestiegen, sondern auch die Bereitschaft, für diese Premiuminhalte zu bezahlen.”
Die Einschätzung der weitere Entwicklung der Kleinen Zeitung im Jahr 2021 aus jetziger Sicht bewertet Spann durchaus optimistisch. „Wir sehen ein langsames Abflauen der Krise im Werbemarkt. Auf der Lesermarktseite bleibt das Informationsbedürfnis auf hohem Niveau und erhöht sich die Dynamik digitaler Mediennutzung. Wir werden hier als unabhängiges sowie regionales Qualitätsmedium attraktive Angebote setzen.”

Thema Datenschutzbruch

Für Eva Dichand, Geschäftsführerin und Herausgeberin Österreichs größter gratis Tageszeitung Heute, ist das Jahr 2021 ein besonders schwieriges Jahr in wirtschaftlicher und journalistischer Hinsicht.

„Wirtschaftlich geprägt von Covid und Lockdown und den einhergehenden Umsatzeinbußen, journalistisch durch das Auftauchen immer mehr rein parteipolitisch geprägter Pseudoplattformen, die gut recherchierten Journalismus mit Denunzierung, Datenschutzbruch und teils menschenverachtender Verfolgung einzelner Personen prägen und verwechseln”, betont Dichand neben der Coronakrise auch die Problematik des Einflusses der Politik auf die journalistische Landschaft Österreichs.

Flexibilität im Arbeitsalltag

Einen Blick auf das Geschehen im Westen, genauer in das coronagebeutelte Tirol, bietet die Tiroler Tageszeitung. Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding, dem größten Verlagshaus in Tirol, ist besonders auf die Anpassungsfähigkeit seines Unternehmens stolz.

„Wir konnten durch den Lockdown im März letzten Jahres sehen, dass wir in der Medienproduktion äußerst flexibel auf eine kurzfristige Änderung der Ausgangssituation reagieren können. So ging beispielsweise aufgrund der guten technischen Voraussetzungen die Umstellung auf Homeoffice völlig reibungslos vonstatten. Wie alle Unternehmen haben wir im Management einer Pandemie-Situation neues Terrain beschritten und konnten dabei natürlich auch sehr viel dazulernen.” Zudem betont Petz die positiven Seiten von Videokonferenzen. „Die Vorteile von Videomeetings werden wir jedenfalls nach der Pandemie nützen. Wir können dadurch deutlich flexibler Sitzungen anberaumen und uns manche Reisetätigkeit sparen”, so Petz.

Hoffnung auf Öffnung

Dennoch sei der virtuelle Kontakt kein Ersatz für persönliche Meetings. „Die Kommunikation – und damit meine ich insbesondere auch physische Kontakte – für ein Medienunternehmen essenziell. Der inspirierende Austausch mit den jeweiligen Gesprächspartnern funktioniert auf persönlicher Ebene ganz anders. Deshalb hoffen wir sehr auf eine baldige Normalisierung der Lage”, erklärt Petz die Problematik.

„Obwohl in Tirol die Infektionszahlen derzeit stabil bzw. leicht rückläufig sind, ist noch nicht absehbar, wann es zu ersten Öffnungsschritten kommen wird. Davon wird ein Anziehen der Umsätze im Anzeigenverkauf für Print und Online abhängen”, so Petz über die Situation im Sales-Bereich.
Um den Verlusten entgegen zu wirken, setzt die Tiroler Tageszeitung auf Abos: „Vertriebsseitig profitiert die Tiroler Tageszeitung von konstant hohen Abonnenten-Zahlen, im März 2021 haben wir außerdem auf tt.com eine Paywall eingerichtet, von der wir uns mittelfristig zusätzliche Erlöse erwarten. Wenn es zu einer schrittweisen Öffnung des gesellschaftlichen Lebens ab dem Sommer kommt, sind wir insgesamt optimistisch für 2021”, blickt Petz abschließend durchaus positiv auf den Rest des Jahres.

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL