MARKETING & MEDIA
Dinko Fejzuli 21.06.2019

Digitalisierung? Die sitzen wir aus!

Am Fall Uber demonstriert die WK Wien gerade, wie man mit Digitalisierung nicht umgehen sollte.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

BESTANDSWAHRER. Sie fahren sicher auch gern in dreckigen Taxis, mit Fahrern, die unhöflich sind, aber dafür von Ortskenntnissen trotz einer abgelegten Taxi-Prüfung keine Ahnung haben, oder?

Convenience? Brauchma net!

Wenn das so ist, dann haben Sie Glück, denn die WK Wien, genauer gesagt die Sparte Transport und Verkehr, hat in einer unheilvollen Allianz mit der Politik gerade dafür gesorgt, dass genau das so weiter möglich ist, indem man auf legistischem Wege den digitalen Fahrdienstanbieter Uber aus dem Markt drängt. Und zwar mit jenen Maßnahmen, mit denen man schon bisher die Taxiunternehmer regulatorisch gegängelt hat – und nicht nur sie, sondern auch deren Kunden als Melkkuh angesehen hat.

Um es vorwegzuschicken: Selbstverständlich braucht es Regelungen, um etwa die Uber-Fahrer vor der Ausbeutung zu schützen, damit sie nicht 15-Stundenschichten fahren, um einigermaßen ihr Auslangen zu finden oder Preisdumping zu verhindern. Aber darum geht es nicht.
In Berlin etwa fahren Taxler und Uber-Fahrer beide mit dem Taxameter, haben also für die gleiche Strecke den gleichen Fahrpreis; es gibt kein Preisdumping, aber gleichzeitig können die Fahrgäste die Annehmlichkeiten der Digitalisierung mit Fahrer-, Routen- und Preisinformation nutzen, können Feedback geben und so den Service verbessern. Denn den Kunden geht es nicht immer um den billigsten Preis, sondern oft eher um den besten und einfachst zu nutzenden Service.
Und was macht die WK Wien? Sie zwingt die eigenen, zahlenden Mitglieder (übrigens auch Uber-Unternehmer/Fahrer) in Zeiten von Google & Co in teure Ortskenntnis-Kurse und schreibt ihnen vor, welche Art Hosen und T-Shirts die Fahrer tragen dürfen.
So wird das nix mit der Digitalisierung. Und die Kammer zeigt gerade vor, wie man Innovationen im Keim erstickt und stattdessen versucht, verzweifelt einen Bestand zu wahren, der schon längst veraltet und nicht zu halten ist.

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL