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Im Wandel Die Arbeits­bedingungen – hier bewusst überzeichnet – verändern sich im Journalismus teils drastisch.

29.01.2016

Düsteres Bild der Journalisten

Journalisten denken, dass ihr Berufsstand kein gutes Image hat. Zufrieden sind wenige, den Beruf würden sie dennoch wieder ergreifen.

••• Von Jürgen Hofer

WIEN. Feuerwehrleute, Krankenschwestern und Ärzte mag man, Politiker, Autoverkäufer und Journalisten eher weniger. Diese Aussage entstammt nicht nur dem oft zitierten Stammtisch ums Eck, sie wird auch von regelmäßigen Imageumfragen – u.a. von Reader's Digest – belegt. Gewisse Branchen erhalten das Image-Mascherl allerdings nicht nur von außen umgehängt, sondern stellen sich auch selbst kein allzu gutes Zeugnis aus. Wie beispielsweise der aktuelle Journalisten-Barometer zeigt.

„Unsere Studienreihe zeigt, dass das Berufsbild Journalist mit einigen Schrammen versehen ist – zumindest in der Selbstbetrachtung”, fasst Thomas Schwabl, Geschäftsführer des umsetzenden Marketagent.com, die Ergebnisse zusammen. Mehr als 800 Interviews mit Journalisten aus Österreich und Deutschland führte man dabei ­Ende des abgelaufenen Jahres 2015 – Details zum Studiendesign siehe Infobox.

Im Jahresvergleich schlechter

Jeder zweite Befragte meinte dabei, dass der Journalistenberuf kein gutes Image in der Öffentlichkeit genieße. Immerhin etwas über 30% sind der Ansicht, dass man ein gutes oder sehr gutes Image habe. Ein Bild, das sich auch im Zeitverlauf – Marketagent.com erhob derartige Daten bereits 2004 erstmalig – nicht signifikant geändert hat. Österreichische Journalisten attestieren sich selbst dabei ein besseres Image als die deutschen Kollegen, Redakteure in Print und Online sind weniger vom guten Image überzeugt als jene in TV und Radio.

Nur drei von zehn Journalisten der Befragung sind mit ihren derzeitigen Arbeitsbedingungen zufrieden; knapp 60% äußern sich negativ, vor allem freie Mitarbeiter. Aus dem Print- und Online-Journalismus kommen dabei besonders kritische Stimmen.
Die Bedingungen seien dabei in den letzten Jahren deutlich schlechter geworden: Meinten 2004 noch exakt zwei Drittel, dass die Arbeitsbedingungen schlechter geworden sind, so sagen das aktuell über 83%. Einhergehend mit den schlechten Bedingungen sind die befragten Journalisten auch der Meinung, dass der Zeitdruck zugenommen habe: 88,7% sprechen dabei von deutlich oder eher größerem Zeitdruck – vernachlässigbare 1,5% empfinden den Zeitdruck als nachlassend.
„Es ist vor allem der wirtschaftliche und zeitliche Druck, der den Journalisten immer mehr zu schaffen macht”, erklärte Thomas Schwabl vor versammelten Journalisten, aber auch PR-Experten bei der Präsentation am Dienstag in Wien.
Als „einen der wenigen Lichtblicke für Journalisten” bezeichnete der Marketagent.com-Geschäftsführer dabei die Recherchemöglichkeiten: Über drei Viertel sind mit den zur Verfügung stehenden Recherchemöglichkeiten zufrieden – diese Aussage gestaltet sich auch über die Jahre hinweg konstant hoch; die wichtigste Quelle ist dabei das Internet.
Auffallend: Die Bedeutung von Presse-Aussendungen sowie von PR-Agenturen – von Schwabl exemplarisch hervorgehoben – sinkt als Informationsquellen der Journalisten: 70,9% gaben 2015 an, Presse-Aussendungen als Recherche- und Informationsquelle zu nutzen, 2004 waren es noch 84,2%. Ein ähnliches Bild in Sachen PR-Agenturen: 48,1% greifen auf diese als potenzielle Quelle zurück (2003 noch 61,9%).

Freie unzufriedener

Bei allem Pessimismus, der der Befragung zu entnehmen ist, würden dennoch sieben von zehn den Beruf des Journalisten erneut ergreifen – 2004 waren es allerdings noch über 87%. Zufrieden zeigt sich auch ein Großteil der Befragten mit der Bezahlung: 9,3% sind sehr zufrieden, knapp die Hälfte ist insgesamt zufrieden, 38,8% sind allerdings auch weniger oder überhaupt nicht zufrieden mit ihrer Bezahlung. Die Unzufriedenheit zeigt sich bei freien Mitarbeitern weitaus höher als bei fest Angestellten.

Die Zukunft des Berufsstands an sich wurde von den 838 Befragten abschließend als schwierig eingestuft: 73,4% sind dieser Ansicht. Vier von zehn sehen die eigenen beruflichen Perspektiven im Journalismus positiv.

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