••• Von Dinko Fejzuli
Am Anfang stand die Vision, eine Agentur zu gründen, die weit schlagkräftiger sein sollte als die großen multinationalen Agenturkonzerne es in Österreich je sein könnten. Heute, 35 Jahre danach, zählt ReichlundPartner zu den leistungsstärksten Agenturgruppen des Landes.
Und auch aus Kundensicht zählt ReichlundPartner zu den besten Agenturen des Landes. Bei den medianet xpert.awards haben die österreichischen Marketer für die Jahre 2020, 2021 und 2022 die Agenturlandschaft hinsichtlich Kreativität, Innovationskraft, Beratungsstärke und Kompetenz bewertet und Reichl-undPartner Bestnoten in den Bereichen Kreativität, Innovationskraft, Beratungsstärke und Kompetenz verliehen. Zusätzlich erhielt Rainer Reichl persönlich den medianet xcellence.award für herausragendes Agenturmanagement. medianet bat den Agenturgründer zum Jubiläumsinterview.
medianet: Herr Reichl, Sie haben Ihre Agentur 1988 gegründet, sind seitdem stetig gewachsen.Was dabei auffällt: Sie haben sich, obwohl Ihre Gesellschaft für Elebnismarketing in den letzten 30 Jahren in 78 Ländern dieser Welt Events organisiert hat, als Agentur aber immer auf den österreichischen Markt konzentriert. Warum?
Rainer Reichl: Ich denke, man muss das tun, was man richtig gut kann. Und als inhabergeführte, österreichische Agentur mit einem stabilen Team verstehen wir den österreichischen Markt besser, als internationale und vor allem auch deutsche Agenturen das je können werden. Dazu kommt, dass wir als Fullservice-Werbeagentur in Österreich einen perfekten Cocktail aus analoger, digitaler, sozialer und persönlich erlebbarer Kommunikation bieten können.
Das gilt für den B2C-Bereich.Einige unserer österreichischen B2B-Kunden begleiten wir weltweit.
medianet: Sie haben einmal gesagt, bei Ihrer Gründung habe man Ihnen keine lange Zukunft als Agentur vorhergesagt. Wie haben Sie es geschafft, Ihre Kritiker hier Lügen zu strafen? Was an Ihrer neuen Agentur war visionär und als Konzept gänzlich neu?
Reichl: Das gesamte Führungsteam von ReichlundPartner verwendet seine Energie eher dafür, nicht auf den Mitbewerb zu achten, sondern sich auf die Bedürfnisse unserer Kunden zu konzentrieren. Letztendlich ist Marketing das Denken im Kundennutzen.
medianet: Vergleicht man eine Werbeagentur aus den 90er-Jahren und heute, so haben diese zwei relativ wenig miteinander zu tun. Wie wichtig war das Entwickeln neuer Business-Modelle und wie sah das bei ReichlundPartner aus?
Reichl: Wir haben zum Glück zukünftige Entwicklungen immer rechtzeitig antizipiert und waren der Branche immer einen Schritt voraus. Deshalb wurde ich wahrscheinlich auch als erster Agenturchef Österreichs mit dem medianet xcellence.award für außerordentliches Agenturmanagement ausgezeichnet.
Die Gesellschaft für Erlebnismarketing war die erste Eventagentur, die sich für Employer Branding und Live Experience auf internationalem Niveau eingesetzt hat, ReichlundPartner Digital war eine der ersten Digitalagenturen Österreichs, und SMC Social Media Com zählt zu den ersten Social Media-Agenturen. Bei ReichlundPartner Future Thinking arbeiten wir an der Entwickung innovativer Geschäftsmodelle und entwickeln Start-ups. Wir sind einfach immer vorne dabei, wenn es um Innovationen geht. Das verlangen unsere Kunden von uns.
medianet: Welche Auswirkungen hatte diese Veränderung auf das Portfolio der Agentur und wie hat sich diese überhaupt entwickelt?
Reichl: Wir sind eine customized Agency und passen uns den Bedürfnissen der Kunden an, richten das Leistungsangebot darauf aus.
medianet: Wenn man schon vom Angebot einer Agentur spricht, so braucht es auch Experten, die dieses Versprechen gegenüber den Kunden auch umsetzen können. Was bedeutet diese veränderte Anforderung in Richtung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
Reichl: Unser Team aus 170 fix angestellten, erfahrenen, bestens ausgebildeten Generalisten und Spezialisten arbeitet interdisziplinär in allen Bereichen der Marketingkommunikation. Auf Freelancer verzichten wir seit Anbeginn.
medianet: ReichlundPartner ist bekannt dafür, sehr oft ein First Mover zu sein; so haben Sie eine der überhaupt ersten Social Media-Agenturen des Landes gegründet. Wie schafft man es aus Ihrer Sicht, neue Trends und Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und vor allem zu antizipieren?
Reichl: Wir haben immer auf gute Berater, internationale Universitäten und eine globale Erfahrungswelt gesetzt. So hat uns Ernst Ulrich von Weizsäcker, Vice President des Club of Rome, dazu gebracht, den Rückwärtsgang im Marketing einzulegen: Refuse, Reduce, Repair, Recycle, Nachhaltigkeit … sind die Themen der Zukunft und diese verlangen nach Einstellungsveränderungen. Zum anderen ist für uns die digitale Transformation ein Riesenthema; und mit medyoucate haben wir eine erste globale Bildungsplattform für Chirurgen ins Leben gerufen. Und so wird uns nie langweilig.
medianet: Wenn wir noch kurz bei der Digitalisierung bleiben: Sie warnen hier aber auch vor den negativen Folgen und nennen Social Media sogar die ‚unsozialen Medien': Welche Gefahren sehen Sie hier? Wovor warnen Sie?
Reichl: Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin der Digitalisierung gegenüber sehr hoffnungsvoll eingestellt. Viele Themen werden wir nur durch vernetztes digitales Denken lösen. Nervös macht mich nur, wenn etwas aus dem Ruder läuft, da sind schon auch Algorithmen, die auch Schlimmes verstärken können, und natürlich Computer, die sich selbst erfinden und ‚fortpflanzen'. Es ist eine Frage der Ethik, wie wir damit umgehen.
medianet: Wenn wir aber in die Zukunft blicken, dann könnten Ihre aktuellen Prognosen noch harmlos sein, wenn man sich die Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz ansieht und deren Potenzial. Wie ist Ihre Prognose hier? Ist AI mehr Segen oder mehr Fluch?
Reichl: Friede und Wohlstand hängen eng mit Bildung zusammen. Wenn es uns gelingt, das globale Bildungsniveau ordentlich zu entwickeln, und da kann KI auch einen Beitrag dazu leisten, werden wir es auch lernen, gut mit den neuen Technologien umzugehen. Ich bin optimistisch.
medianet: Frage zum Schluss: Die ersten 35 Jahre hat ReichlundPartner – wie man auch jedes Jahr am medianet xpert. Ranking sehen kann, höchst erfolgreich absolviert. Was waren aus Ihrer Sicht die Meilensteine der letzten 35 Jahre und, falls möglich: Wo sehen Sie die eigene Agentur in, sagen wir, zehn bis fünfzehn Jahren positioniert?
Reichl: Ich denke, dass die Meilensteine in unserer Erfolgsgeschichte sehr unspektakulär, aber wirkungsvoll sind: Wir stehen in einer schnelllebigen Branche für Kontinuität. Für viele Kunden arbeiten wir seit Jahrzehnten und genießen ein hohes Maß an Vertrauen. Dabei setzen wir auf ganzheitliche Kommunikation und nehmen somit eine Sonderstellung am Markt ein. Zudem haben wir uns niemals über unsere Kunden, sondern allein durch unsere Leistungsstärke positioniert. Wir sind heute groß genug für komplexe Aufgaben, aber auch klein genug für die individuelle Betreuung unserer Kunden.