Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
HALTET DEN DIEB. In Wahrheit ist bisher nur eines bekannt, das man mit Sicherheit über die Misere der Wien Energie sagen kann:
Das Unternehmen hat mit Strom zum Fixpreis für einen bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft gehandelt, wobei dem Käufer, sollte der Preis zum künftigen Verkaufszeitpunkt gestiegen sein, der Fixpreis zugesichert bleibt, und der Verkäufer eben die Differenz zu tragen hat – theoretisch.
Denn: Optimalerweise ist der Preis in der Zukunft billiger, der Käufer muss trotzdem den zugesicherten, höheren Fixpreis bezahlen, und dem Verkäufer bleibt die Differenz.
Pech hatte die Wien Energie, dass die Preise aktuell nicht fallen, sondern nicht nur steigen, sondern zum Teil Strom um bis zu 1.000% teurer geworden ist. So etwas kann niemand vorhersehen – und kann sich wieder ändern.
Vorwerfen kann man der Wien Energie vermutlich nur das Volumen, denn dieses, und damit das Risiko, ist offenbar deutlich zu hoch gewesen.
All diese sachlichen Argumente in der Causa scheinen der Politik, konkret dem Finanzminister und der Umweltministerin, egal zu sein, wenn sie die Chance sehen, politisches Kleingeld zu wechseln – nicht sehr staatstragend.
So weit, wenn auch aus staatspolitischer Verantwortung völlig verantwortungslos, verständlich, aber: Dass da auch ein Großteil der Medien, auch jener, die für sich in Anspruch nehmen, Qualitätsmedien zu sein, mitmacht und die Causa skandalisiert, ist ein glattes Versagen.
Keine Ahnung, aber davon viel
Viele heimische Medien haben Dinge geschrieben, die vermutlich rufschädigend und damit auch klagbar sind – etwa wenn behauptet wurde, die Wien Energie stünde vor der Pleite, sie sei bereits insolvent, und die Wohnungen der Wiener würden im Winter kalt bleiben.
Ich gebe aber gerne zu: Die Wien Energie kann man hier auch nicht ganz aus der Verantwortung entlassen. Ihre Kommunikation war in Wahrheit keine – und das ließ natürlich Raum, Zeit und Aufmerksamkeit für alle anderen.