••• Von Dinko Fejzuli
Trotz schwieriger Markt- und Rahmenbedingungen gelang es der APA-Gruppe, im Geschäftsjahr 2022 ein deutliches Umsatzwachstum vorzulegen. Der Konzernumsatz 2022 betrug 74,35 Mio. € und konnte gegenüber 2021 (70,86 Mio.) um 3,49 Mio. € oder 4,9 Prozent gesteigert werden.
Aufstieg zur Nummer eins
Die APA avancierte damit zur größten nationalen Nachrichtenagentur-Gruppe Europas; als global oder international tätige europäische Agenturen gelten die französische AFP, die deutsche dpa, die spanische EFE und die britische PA.
Maßgeblich zum Wachstum beigetragen haben alle Bereiche des Unternehmens: die Geschäftsfelder Nachrichtenagentur mit der APA-Redaktion, Informationsmanagement mit APA-OTS und APA-DeFacto und APA-PictureDesk, Informationstechnologie mit APA-IT und Gentics.
medianet bat Clemens Pig, geschäftsführender Vorstand der APA – Austria Presse Agentur und Präsident der EANA – European Alliance of News Agencies ins medianet TV Studio, der gleich zu Beginn des Gesprächs mit medianet-Herausgeber Chris Radda feststellte: „Der Gesamterfolg bestätigt die strategische Ausrichtung der APA-Gruppe als neutrale und digitale NewsTech-Plattform, und die aktuellen Ergebnisse sind vor allem aber eine Teamleistung, denn gerade die Corona-Zeit hat viel von uns allen verlangt, und dieses Ergebnis ist auch deshalb eine schöne Gelegenheit, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Leistungen vor den Vorhang zu holen. Zum Ergebnis selbst lässt sich sagen, dass es sich gelohnt hat, gerade in Zeiten von AI, sich schon seit einigen Jahre mit der Digitalisierung beschäftigt zu haben.”
Und in der Tat: Während anderen Medienunternehmen Mitarbeiter abbauen mussten, konnte man in der APA-Gruppe neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufnehmen.
Die APA selbst bezeichnet Pig im Gespräch mit Radda als „Gesamtkunstwerk” mit dem Kerngeschäft der Nachrichtenredaktion und der multimedialen Nachrichtenagentur, wobei dazwischen auch neue Geschäftsfelder dazugekommen seien und eben genau in diesen technologieorientierten Digitalgeschäftsfeldern konnte die APA neues Personal aufbauen.
Der Mensch bleibt
Pig ist aber insgesamt zuversichtlich, dass es in allen Bereichen weiter gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen werde. „Es geht nicht nur um den IT-Bereich. Am Ende braucht man auch beim Thema AI mehr denn je gute Journalistinnen und Journalisten”, so der APA-CEO über die Befürchtung vieler, dass Künstliche Intelligenz am Ende „menschliche” Jobs kosten werde.
Ein Vorteil der APA sei, so Pig, dass sie auf mehreren Standbeinen stehe – auch international, wo bei die generelle Marschroute für die nächsten Jahre laute: „Vom Nachrichten-Lieferanten zur internationalen News-Tech-Plattform”.
Produktionsplattform
Dabei helfen sollen Produkte wie der APA-NewsDesk (Nachfolger des APA Online Manager) oder neue Module am PR-Desk. Neu am APA-NewsDesk sei etwa, dass man künftig Content „sehr Event-orientiert” anbieten werde, etwa in der Wahlberichterstattung, oder mit News, Daten und Agenda auch neue Module integriert würden. „Und der PR-Desk vereint das multimediale Verbreiten von Inhalten und das Medien-Monitoring für die Kommunikationsbranche – letztlich genau jene Zielgruppen, die die APA bisher auch bedient”, so Pig.
Insgesamt will man als APA weg von der Lieferantenrolle hin zur „echten Produktionsplattform”, so Pig über die zentrale Strategieperiode ab 2024.
Dabei helfen sollen neue KI-gestützte Produkte wie etwa das neue Bildredaktionssystem „Pix”; Pig spricht hier von einer „Revolution”, die gerade im Gange sei. Wesentlich dabei sei, dass immer das Motto „Trusted AI” gelte, denn die Vertrauenswürdigkeit der APA sei buchstäblich ihre DNA.
Der APA-CEO präzisiert: „Ein ungeordneter und unkontrollierter Einsatz von AI öffnet der Desinformation, Manipulation und Fake News Tür und Tor. Und damit diese neuen Technologien nicht zum Superspreader von Fake News werden, schaffen wir als freie Medien, die sich dem Qualitätsjournalismus verpflichten, eigene Wissensräume, wo wir AI-Tools mit wissensbasierten und faktenbasierten Wissen trainieren. Dies führt am Ende dazu, dass man sich als Konsument auf die Inhalte, die wir anbieten, als vertrauenswürdig verlassen kann.”
Als zentrales Thema sieht Pig die Frage, in welcher Form AI künftig auch aus regulatorischer Sicht genutzt werden und zum Einsatz kommen soll. Hier fordert er etwa eine Art Gütesiegel für Content, bei dem Userinnen und User sicher sein können, dass die Inhalte aus vertrauenswürdigen Quellen kommen.
Über Inhalte definieren
Nicht minder wichtig sei künftig in diesem Zusammenhang auch die Frage des wirtschaftlichen Schutzes der eigenen Inhalte. Hier mahnt er ein: „Die Frage der Wertschöpfung darf uns nicht entgleiten. Wir werden unsere Inhalte Fremdanbietern sicher nicht mehr zur Verfügung stellen, um Algorithmen zu trainieren. Diese Phase ist vorbei, das müssen wir künftig bei uns belassen, auch weil wir diesen hochwertigen Content kostspielig produzieren”
Pig weiter: „Wir bringen AI zum Glühen, aber wir müssen definieren, wo wir das tun und wo wir noch größere Risiken sehen, das ist unsere Aufgabe”, so der APA-CEO.
Apropos Risiko: Pig mahnt hier auch zur Vorsicht: „Ich sehe, dass diese Systeme bei unkontrolliertem Einsatz das Potenzial haben, unsere Meinungsbildungsprozesse zu destabilisieren.” Und: Was hier derzeit schon negativ demokratiegefährdend passiere, sei höchstens „ein Gruß aus der Küche, aber nicht mal die Vorspeise”.
Synergien suchen
Am Schluss plädiert Pig für noch mehr Kooperation innerhalb der heimischen Medienhäuser – auch, weil dann die Wertschöpfung bei diesen Unternehmen bleibt und nicht zu den Digitalgiganten abwandere: „Die Medien entscheiden mit ihrem Content im Wettbewerb mit anderen Medien, wohin sich die Userinnen und User orientieren, aber sicher nicht über die Frage, welche Log-in-Systeme oder welche Digitaltechnologien man verwendet.”
Und mit Blick auf die demokratiepolitische Bedeutung von unabhängigen Medienunternehmen, aber auch Nachrichtenagenturen, meint Pig abschließend: „Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen liberalen Demokratien und wirtschaftlich gesunden, unabhängige Nachrichtenagenturen.”
Sein Fazit: „Die saubere Nachricht wird künftig so wichtig sein wie sauberes Wasser.”