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Redaktion 06.07.2018

Ein Wechsel der Perspektive

Rückblick auf die Zeiten vor der postfaktischen Ära – und die Regierung hält, was sie verspricht.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

HEROES. „Heldenland ist abgebrannt”, schrieb der Philosoph Christian Schneider vor sieben Jahren im Magazin brand eins. Es gebe so gut wie keine Helden mehr. Jedenfalls keine im klassischen Sinne. „Wir leben halt in postheroischen Zeiten”, konstatierte er. Der Homersche Heldentypus habe seine Unschuld verloren. Doch die Menschen brauchten Helden, weil sie wesentliche Projektionsgestalten seien, die „den Gemeinschafts- und den Utopiebedarf von Gesellschaften” regulierten. Folge der Heldenlosigkeit sei der Zerfall der Gesellschaft als Gemeinschaftsprojekt, konstatierte Schneider und wurde damals in diesem Kommentar damit zitiert.

Ihre Sorgen möchten wir haben, könnte man mit einigem Abstand heute anmerken. In den vergangenen sieben Jahren hatten wir einiges an Heldentum zu verkraften. In den modernen Heldenmaschinen wurden statt der Heroen im Heldengesang der „Ilias” die Stars und Sternchen der Instant-Castingshows produziert, befeuert vom Aufstieg der Sozialen Medien. Wahre Helden waren dann jene in Wirtschaft und Politik, die den Weg aus der kurz darauf startenden wirtschaftlichen Depression gewiesen haben.
Und das Postheroische macht uns – seit wir das Postfaktische kennengelernt haben und eben am Postdemokratischen schnuppern – auch keine ernst zu nehmenden Sorgen mehr. Derzeit ist es schon eher das Postsozialpolitische, das die Menschen auf die Straße treibt. Keine Helden der Arbeit jedenfalls, nach derzeitiger Auslegung.

Pacta sunt servanda

Der Beschluss der Ausweitung der Höchst­arbeitszeit hat am Donnerstag jedenfalls für hitzige Debatten im Parlament gesorgt. Vor allem das überraschende Vorziehen der Arbeitszeitflexibilisierung auf den 1. September empörte die Opposition. Dementsprechend ist dieser Kommentar Alexei Grigorjewitsch Stachanow gewidmet, dem ersten „Helden der Arbeit” – im Sinne des „Gemeinschafts- und Utopiebedarfs der Gesellschaft” …

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