Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
MR. BEAM. Schon vor einem guten Vierteljahrhundert wählte der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen Univ.-Prof. Anton Zeilinger zum „Wissenschafter des Jahres” (1996). Damit bewiesen sie eine gute Nase. Jetzt erhält er, gemeinsam mit zwei Kollegen, den Physiknobelpreis.
„Wir können davon ausgehen, dass die Welt tatsächlich so verrückt ist, wie Einstein hoffte, dass sie es nicht ist”, wurde Zeilinger zu den Ergebnissen seiner Teilchenverschränkungsexperimente (die „Quanten-Teleportation” mittels „Alice” und „Bob”, Sender A, Empfänger B) zitiert. Tatsächlich verstoßen Zeilingers Erkenntnisse nicht nur gegen alle Regeln des gesunden Menschenverstands, sondern auch gegen jene von Ursache und Wirkung. Dass in den für die und aus der Quantenphysik entwickelten Gleichungen auch die „Zeit” per se nicht mehr vorkommt, wussten Sie? Nun, ist so. Leider hat diese Tatsache noch nicht Eingang in die gängige Praxis des einzuhaltenden Drucktermins gefunden, möchte man als Printjournalistin anmerken.
„Ich sehe Wissenschaftsskepsis als Problem, aber das liegt auch daran, dass der Wissenschaftsjournalismus reduziert wurde. Es gibt viel weniger Wissenschaftsjournalisten, und das ist nicht gut”, sagte Zeilinger im Interview mit der „ZiB 2”. Dem stimmt der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen zu: Die am Mittwoch im Ministerrat vorgestellte Novelle der Medienförderung trage „weder dem Forschungsstandort noch dem Abbau von Wissenschaftsfeindlichkeit Rechnung”. Wissenschaftsjournalismus sei darin kein Förderkriterium – ein „Affront gegenüber allen führenden Wissenschaftsorganisationen des Landes”. „Österreich ist das einzige Land, das durch Erfahrung dümmer wird”, dieses Zitat wird Karl Kraus zugeschrieben. Fälschlicherweise. Andererseits hätte es dem scharfzüngigen Aphoristiker unter Umständen gut gefallen, weshalb wir es, weiterhin mit ihm „verschränkt” und zu Zeilingers Ehren, einfach so stehen lassen.