••• Von Gianna Schöneich
WIEN. In der letzten Ausgabe der medianet vom 5. Mai wurde ein Gastkommentar von Hans Harrer, Vorstand des Senat der Wirtschaft, abgedruckt.
„Es ist eine Schande, dass es bisher keinen nationalen Aufschrei über das Skandalvideo der AK OÖ gegeben hat”, schrieb Harrer.
Das sogenannte Skandalvideo der AK OÖ wird am 24. April auf YouTube veröffentlicht. „Der Miesmacher Rap” zeigt einen rappenden Chef, der sich selbst als Narziss und verantwortungslos bezeichnet. Er steckt einer schwangeren Frau einen Geldschein ins Dekolleté, nimmt deren Arbeiterkarte, wirft sie fort und rutscht letztlich auf ihr aus.
Konzentrierte Kampfansage
Mit dem Satz „Wenn Arbeiter zu Marionetten von Superreichen werden, dann hilft nur eins: die Leistungskarte der Arbeiterkammer”, nimmt der Oberösterreichische Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer die Karte vom Boden auf, und das Video endet.
Damit begannen dann die Proteste. Die Wirtschaftskammer OÖ (WKOÖ) stoppte wegen des provokanten Videos die Kooperation mit der Arbeitnehmervertretung.
„Die Wirtschaftskammer betrachtet dies als konzertierte Kampfansage gegen die von ihr vertretenen Unternehmerinnen und Unternehmer und drückt auf die Stopp-Taste”, hieß es in einer Aussendung der WKOÖ. „Aufgrund dieses Stils der Arbeiterkammer werden wir die Zusammenarbeit bis auf Weiteres aussetzen”, kündigte die designierte WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer ein Einfrieren der Sozialpartnerschaft mit der AK Oberösterreich an. Hummer bestätigte außerdem, dass Gespräche mit der AK und gemeinsame Projekte ab sofort auf Eis lägen. Sie verlangte eine Entschuldigung und dass das Video nicht mehr ausgestrahlt wird – allerdings ist das Video auf YouTube zu sehen und das Internet vergisst bekanntlich nichts.
Herabwürdigung der Frau
Am Montag meldete sich dann der Österreichische Werberat zu Wort und verlangte den sofortigen Stopp des Videos, beziehungsweise einen Sujet-Wechsel. Das Video diskriminiere eine ganze Berufsgruppe, so das Urteil des Werberats.
Dieses kritisierte wiederum Kalliauer. Vor allem der Vorwurf der Herabwürdigung von Frauen sei seiner Ansicht inhaltlich falsch. So würde der Spot sexistisches Verhalten am Arbeitsplatz kritisieren, daher würde sich eine stark überzeichnete Darstellung von Sexismus im Video wiederfinden.
„Uns da jetzt Sexismus vorzuwerfen, das grenzt an Böswilligkeit”, so Kalliauer. Er verwies darauf, dass der Werberat ein Organ der Unternehmen und seine Mitglieder fast ausschließlich Arbeitgeberverbände im Umfeld der Werbewirtschaft seien. „Mit unserem Spot thematisieren wir die schwarzen Schafe unter den Unternehmerinnen und Unternehmern, nicht alle pauschal”, so Kalliauer. Die Frage, was Satire darf, beantwortete er mit Kurt Tucholsky: „Alles!”
Herbeigeführte Spaltungen?
Harrer dürfte mit der Kritik an dem Video nun zufrieden sein. Und auch Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung, begrüßte die Entscheidung gegen das „Hate-Video”.
LHStv. Manfred Haimbuchner (FPÖ) forderte eine Entschuldigung Kalliauers. „In diesem Spot geht es der AK nicht um den Zusammenhalt, nicht um die wirkliche Vertretung der Interessen der Arbeitnehmer. Es ist klar erkennbar, dass eine Spaltung herbeigeführt werden sollte”, findet er. Er hoffe dennoch, dass die Sozialpartner wieder zu einer Gesprächsbasis finden werden.
Es bleibt abzuwarten, ob das Video nun tatsächlich gestoppt wird, oder sich Kalliauer als hartnäckig beweist – trotz der vielen Kritik.