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© ORF/Hans Leitner (2)

Team Die Autoren der „Tagespresse”, Jürgen Marschal, Sebastian Huber und Fritz Jergitsch.

Gianna schöneich 01.09.2017

Einen Schritt weiter …

Die „heimische Lügenpresse” war zu Gast beim neuen ORF-Format „Tagespresse aktuell”.

••• Von Gianna Schöneich

WIEN. „Ich freue mich, dass so viele Vertreter der heimischen Lügenpresse meiner Einladung gefolgt sind. Bitte wundern Sie sich nicht über die Küche im Hintergrund, wir wussten schlicht und einfach nicht mehr, was wir mit unserem Budget sonst noch alles anfangen sollten. Wir dachten, eine Mikrowelle hat jeder im Büro, wir gehen den entscheidenden Schritt weiter.” So begrüßte Anchorman Joachim Fuchs – bisher besser bekannt als Kabarettist Joachim Brandl, vergangenen Dienstag bei der Präsentation des neuen ORF-Formats „Tagespresse aktuell”.

Die „Tagespresse” ist ein Online-Phänomen. Mit Titeln wie „Kurz will Wahlprogramm nach der Wahl präsentieren” stehen sie für Satire und betiteln sich selbst als „Österreichs seriöseste Onlinezeitung”.

Vorerst zwölf Folgen

Die Mediadaten sprechen für sich: über 650.000 Unique Clients pro Monat, über 2 Mio. Page Impressions, über 1,2 Mio. Visits.

Nun ist die „Tagespresse” tatsächlich einen entscheidenden Schritt weiter gegangen – den Schritt ins Fernsehen. Ab dem 19. September werden zwölf Folgen ausgestrahlt, jeden Dienstag um 22:55 Uhr im Rahmen von „Die.Nacht” in ORF eins.
Dass „Tagespresse”-Autoren Jürgen Marschal, Sebastian ­Huber und Fritz Jergitsch nicht nur im Internet mit ihren Stories Erfolg haben, bewiesen sie schon im Rabenhof Theater. Sie selbst wollen allerdings nicht auf der Bühne stehen, weshalb Joachim Brandl ihnen diese Aufgabe mit absoluter Ernsthaftigkeit abnimmt.
Stark eingesetzt für das neue Format habe sich Kathrin Zechner; die Programmdirektorin des ORF zeigte sich stolz und „wahnsinnig glücklich” und erklärte gegenüber medianet: „Ich habe die Erwartung, und die ist hoch, dass die ‚Tagespresse' sich die DNA nicht nehmen lässt – von keinem Kollegen, von keiner Kollegin und auch von mir selbst nicht. Das ist das Wichtigste. Das, was sie im Text können, haben sie bewiesen, können sie auch im Theater und sie werden im Medium TV ihren eigenen Weg finden. Die einzige Vorgabe ist: Behaltet eure DNA.”
20 Minuten pro Woche berichtet Anchor Brandl objektiv und kompromisslos über nationale und internationale Ereignisse. „Tagespresse aktuell” liefert eine kompakte Wochenzusammenfassung mit den wichtigsten Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Chronik, Kultur und Sport für die Zielgruppe der ­Österreicher „mit höchstem Bildungsniveau, einem sattelfesten Wertekatalog und zehn Wochen Resturlaub”. Das fünfköpfige Reporterteam Magda Kropiunig, Antonia Stabinger, David Scheid, Lukas Tagwerker und Berni Wagner wird unter der Leitung von Regisseur Jan Frankl die Stimmung im Land einfangen und Experten mit Fakten und besorgniserregenden Entwicklungen in unserer Gesellschaft konfrontieren.

Gelungenes Format

Auf die Frage von medianet, ob die Sendung bei all den ohnehin kursierenden Fake News nicht überflüssig ist, sagt Jergitsch: „Gerade in Zeiten von Fake News muss man seinen eigenen Fake streuen, um etwas vom Kuchen abzubekommen.”

Und Huber erklärt: „Es sind in dem Sinn keine Fake News, sondern satirische Nachrichten. Es macht mehr Sinn denn je, jetzt Satire zu machen. Es ist notwendig, es braucht ein Kollektiv, um die Doppelmoral der Politiker aufzuzeigen.”
Es scheint, als wäre es heute nötiger denn je, satirische Nachrichten ins TV zu transportieren. Jergitsch und sein Team nehmen kein Blatt vor den Mund und sprechen Dinge aus, die vielleicht nicht jeder Redakteur sagen würde.
In jedem Fall dürfen sich die Zuschauer auf ein gelungenes Format freuen, das die Lachmuskeln beanspruchen wird.

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