Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
ANSICHTEN. Interessante Einblicke in die österreichische Seele ermöglicht eine neue Studie, für die Vorstandsmitglieder, Aufsichtsräte und Personalleiter österreichischer Großunternehmen zur gesetzlichen Frauenquote in Führungspositionen befragt wurden – Männer wie Frauen. Wie erwartet, sprechen sich Frauen für die Quote aus, Männer dagegen. Eigenartig muten die Vorbehalte an, die männliche Befragte hegen: Bei Einführung einer Quote stünde „die Leistung nicht mehr im Vordergrund”, Frauen könnten „negativ beleumdet werden” – und: die Voraussetzungen seien schlicht „nicht gegeben”.
Im Detail hinterfragt: Stünde die Leistung derzeit im Vordergrund, wie kann dann die gegenderte Entlohnung immer noch in so vielen Betrieben fröhliche Urständ feiern? Wäre die negative Beleumdung ein Problem – „Quotenfrau” –, könnte man dann die Betroffenen nicht selbst entscheiden lassen, ob sie sich ihren guten Ruf per Karrieresprung und mehr Geld ruinieren wollen? Argument Nummer drei, die fehlenden Voraussetzungen, sind, so zeigen mannigfaltige Beispiele aus Gegenwart und Geschichte, bei vielen höchsten Amts- und Würdenträgern des anderen Geschlechts auch nicht gegeben. Also: Who cares? Oder aber man hält es mit dem polnischen Europaabgeordneten Janusz Korwin-Mikke, demzufolge Frauen eben „schwächer, kleiner und weniger intelligent” sind. Jedem Tierchen sein Pläsierchen …
Der positive Aspekt der aktuellen Befragung ist die Tatsache, dass sich zumindest die befragten Frauen positiv zur Quote äußern. In medianet ist eine geplante Story einst daran gescheitert, dass zum Jubeltag der Frau am 8. März bis zu Redaktionsschluss keine drei Frauen in Führungsfunktion zu finden waren, die bereit gewesen wären, sich überhaupt – und schon gar nicht positiv – zur Quote zitieren zu lassen. Nur nicht anstreifen.
Heutzutage sind solche Berührungsängste kein Thema mehr. Und das ist gut so. Lesen Sie mehr dazu in „careernetwork” ab Seite 73 dieser Ausgabe.