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Dinko Fejzuli 15.12.2017

Es gibt einen ­Anfang und auch ein Ende

APA-DeFacto-Geschäftsführer Klemens Ganner über den ­Austria-Kiosk. Wohin die Reise künftig gehen könnte.

••• Von Dinko Fejzuli

Gut 300 österreichische und internationale Zeitungen, Zeitschriften und Magazine in digitaler Form, wobei die angebotenen Publikationen in PDF-Form bereitgestellt werden und mit einem entsprechenden Reader auf dem eigenen PC, Mac, Laptop und Tablet oder auf jedem anderen internetfähigen Gerät heruntergeladen und gelesen werden können – das ist in wenigen Worten zusammengefasst der Austria-Kiosk.

medianet sprach mit APA-DeFacto-Geschäftsführer Klemens Ganner darüber, wie sich der digitale Kiosk seit seinem Start im Jahr 2011 entwickelt hat – und wohin die Reise künftig gehen wird.


medianet: Herr Ganner, Sie sind seit Sommer 2016 Geschäftsführer von APA-DeFacto und damit auch für den Austria-Kiosk verantwortlich. Wie hat sich denn das digitale Angebot entwickelt?
Klemens Ganner: Mit dem Austria-Kiosk sind wir nun unter www.kiosk.at seit 2011 am Markt und stehen mittlerweile bei gut 25.000 Usern. Generell verfolgen wir zwei Geschäftsmodelle: Zum einen das ganz normale B2C-Business und zum anderen unser ‚FreeLounge'-­Modell, bei dem etwa Betreiber von Hotels, Kaffeehäusern, Bibliotheken, Thermen und Krankenhäusern mit uns einen Vertrag abschließen und so ihren Kunden und Gästen die Publikationen des Austria-Kiosk kostenlos anbieten können. Wir haben mittlerweile österreichweit weit über 70 Partner und eben mit den Austria Trend Hotels 26 neue Standort mit unserem Angebot ausgestattet.

medianet:
Wie hat sich das Inventar entwickelt?
Ganner: Mittlerweile stehen wir bei 300 Publikationen, gestartet sind wir mit ca. 100. Der letzte Zugang war eine Reihe von ausländischen Medien aus Russland, Tschechien und Polen. Damit sind wir auch für potenzielle Partner interessant, die selbst über eine internationale Klientel verfügen.

medianet:
Wie sieht es denn innerhalb des Portfolios mit der Nutzung aus?
Ganner: Ich würde sagen, diese spiegelt jene Nutzung wider, die auch durch die Zahlen der ÖAK ausgewiesen wird.

medianet:
Nach den ganzen Ausgaben, die Sie anbieten, ist der nächste logische Schritt die Möglichkeit, einzelne Artikel zu konsumieren. Wie ist hier der Stand?
Ganner: Hier ist der Beta-Release schon in den App-Stores verfügbar. Die finale Version wird vermutlich in Q1 2018 kommen. Dabei wird nicht nur die App gelauncht, sondern auch der gesamte Kiosk auf www.kiosk.at – und dann kann man sich aussuchen, ob man eine ganze Ausgabe oder nur einzelne Artikel konsumieren möchte.

medianet:
Werden Sie das Portfolio erweitern und wenn ja, in welche Richtung?
Ganner: Im Bezug auf das Angebot der Verlage wird die Reise vor allem noch mehr in den internationalen Bereich gehen. Auf Kundenseite werden wir versuchen, durch intelligente Algorithmus-Lösungen etwa den Usern noch mehr Artikel vorzuschlagen, die ihrem Interesse entsprechen könnten und so die Nutzung steigern.

Es gibt natürlich auch Fantasien, gezielt bestimmte Usergruppen mit einem passenden Content-Angebot anzusprechen. So liegt es nahe, weitere Kooperationen etwa mit Reiseveranstaltern einzugehen, damit diese ihren Kunden auch im Ausland österreichische Medien kostenlos als zusätzlichen Service anbieten können.
Generell ist unser Angebot für all jene interessant, die selbst Kunden, Klienten oder User haben, die in einer Situation sind, in der sie Zeit haben, unser Portfolio zu genießen – von der Wartehalle am Flughafen bis zum Vorzimmer eines Arzts.
Unser prominentester FreeLounge-Partner sind die ÖBB. Seit einigen Wochen ist in allen Railjetzügen der Austria-Kiosk verfügbar. An den Bahnhöfen werden die jeweils aktuellsten Versionen der Medien auf den im Zug befindlichen Server geladen und sind damit während der Fahrt sofort verfügbar.


medianet:
Kommen wir nochmals auf die Verlagsseite zurück. Welchen Vorteil hat eine Präsenz für jene Medien, die vielleicht noch nicht im Austria-Kiosk vertreten sind?
Ganner: Die letzten ÖAK-Zahlen haben gezeigt, dass die ePaper-Abrufe grundsätzlich steigen. Die Bereitschaft, Content in dieser Ausgabeform zu konsumieren, steigt, und jeder Verlag, der in den Austria-Kiosk geht, hat potenzielle 25.000 User, die zahlungspflichtigem Verlagscontent in ePaper-Form gegenüber grundsätzlich sehr aufgeschlossen sind.

medianet:
Bei digitalen Verlagsinhalten scheitert es ja auch oft daran, dass sich User auf jeder Plattform mit all ihren Daten jeweils neu einloggen müssen …
Ganner: Genau zu diesem Thema arbeiten wir unter dem Titel ‚MediaKey' an einer verlagsübergreifenden Lösung. Dabei sollen User die Möglichkeit haben, ohne Brüche und Barrieren Content unterschiedlicher Verlage nutzen zu können. Das haben wir im Austria-Kiosk jetzt schon, und das wird durch MediaKey auf die Websites der teilnehmenden Verlage ausgedehnt.

medianet: Wie wichtig ist der Austria-Kiosk für Verlage und Medien, um neue Leserschichten zu erreichen?
Ganner: Um genau das zu erreichen, wird unsere Startseite ständig mit anderen Medien­titeln neu generiert. Das ist sicher ein Asset. Man darf eines nicht unterschätzen: Alle diese Verlage haben starke Marken – und die haben die Leser im Kopf. Durch die ständige Rotation der Zeitungen sieht man dann aber bestimmt das eine oder andere, was man noch nicht kennt. Wie stark hier unser Einfluss ist, kann ich nicht sagen; die Möglichkeiten sind aber durchaus gegeben.

medianet:
Wie sieht es generell mit der Vermarktung aus? Immerhin promotet jeder Verlag, der sein Angebot im Austria-­Kiosk werblich unterstützt, automatisch auch das Angebot aller anderen ...
Ganner: Generell unternehmen sowohl wir als auch die Verlage Anstrengungen, um den Austria-Kiosk zu promoten. In den Bereichen der FreeLounge stellen wir sehr viel zur Verfügung – wie Aufsteller und anderes Infomaterial. Im B2C-Bereich sind wir selbst tätig, mit Newslettern und Kampagnen – auch mit gemeinsamen Kampagnen mit den Verlagen.

medianet:
Kommen wir zurück zum Portfolio des Austria-Kiosk. Ist Video-Content ein Thema?
Ganner: Nein, nicht für den Austria-Kiosk, für die APA an sich natürlich sehr wohl. Man muss in der Kommunikation und in dem, was man anbietet, klar und verständlich bleiben und kein Tool sein, das vorgibt, alles zu haben. Grundsätzlich wäre Video für den ePaper-Bereich schon ein Thema; ich sehe es aber eher bei den Verlagen selbst angesiedelt. Es geht ja auch darum, dass im ePaper derzeit der Print-Content eins zu eins abgebildet wird. Beginnt man hier zusätzliche Inhalte wie etwa andere Werbeformen zu integrieren, wird es unglaublich komplex.

medianet:
Kann es nicht auch sein, dass der Leser ohnedies eine eins-zu-eins-Abbildung des Printprodukts will?
Ganner: Das ist sicherlich auch ein Thema: Ich verlasse nicht mein gewohntes Terrain, ich lese normalerweise Print und ich finde mich dort wieder und kenne mich dort aus. Es gibt einen Anfang und ein Ende.

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