MARKETING & MEDIA
© ORF

Redaktion 10.04.2024

Franz-Grabner-Preise 2024 verliehen

„Wer hat Angst vor Braunau?“ bester Kinodokumentarfilm, ORF-Koproduktion „Eugenie Schwarzwald: Pionierin der Moderne“ beste TV-Doku

WIEN. Am 6. April 2024 wurde bei der Diagonale in Graz im Rahmen eines Festaktes der diesjährige Franz-Grabner-Preis für humanistisches Dokumentarfilmschaffen im Bereich Fernsehen und Kino verliehen. Damit würdigt die im Andenken an den 2015 verstorbenen ORF-Journalisten und langjährigen Leiter der ORF-TV-Kulturdoku vergebene Auszeichnung – initiiert von Familie Grabner, AAFP, Film Austria, ORF und dem steirischen Filmfestival – zum bereits siebenten Mal Filmschaffende für ihren im ethischen und moralischen Sinne verantwortungsvollen und glaubwürdigen Umgang mit dem jeweiligen Medium.

Mit dem Franz-Grabner-Preis in der Kategorie Fernsehdokumentarfilm wurde heuer das von ORF-TV-Kultur koproduzierte Porträt „Eugenie Schwarzwald: Pionierin der Moderne“ (2022) von Alex Wieser über die außergewöhnliche österreichische Pädagogin, Sozialreformerin und Frauenrechtsaktivistin geehrt; bester Kinodokumentarfilm ist die Produktion „Wer hat Angst vor Braunau?“ (2023), mit dem Regisseur Günter Schwaiger fünf Jahre lang die Entwicklungen rund um die Nachnutzung von Adolf Hitlers Geburtshaus filmisch begleitet hat. Das Preisgeld von jeweils 5.000 Euro – gestiftet von AAFP und ORF – ist für die Entwicklung des Folgeprojekts der Preisträgerin bzw. des Preisträgers vorgesehen.

ORF-TV-Kulturdoku-Leiterin Nuni: „Faszinierendes Mosaik aus Bildern und Eindrücken unserer Welt“
„Der Franz-Grabner-Preis ist bereits seit einigen Jahren ein Fixstern in der heimischen Filmlandschaft. Humanistische Werte, soziale Verantwortung und ein klares Bekenntnis zu qualitativen Filmen prägten das Schaffen unseres verstorbenen Kollegen Franz Grabner und sind auch maßgeblich für den Preis relevant. Die international besetzte, jährlich wechselnde Jury garantiert Diversität und Objektivität. So auch dieses Jahr: Sehr unterschiedliche Filme wurden ausgewählt und bilden gemeinsam ein faszinierendes Mosaik aus Bildern und Eindrücken unserer Welt. Besonders freut es mich, dass unsere Koproduktion mit Alex Wieser ‚Eugenie Schwarzwald: Pionierin der Moderne‘ den begehrten Preis erhalten hat: Ein Film über eine mutige, visionäre Frau, die sich von den äußeren Gegebenheiten nicht abschrecken ließ und für eine bessere Welt gekämpft hat. Ich gratuliere beiden Preisträgern herzlich“, sagt Sharon Nuni, Ressortleiterin der ORF-TV-Kulturdokumentationen und in dieser Position Nachfolgerin Franz Grabners.

Würdigung für künstlerischen Anspruch und kritisches, reflexives Denken
„Wir freuen uns sehr, dass der Franz-Grabner-Preis weiterhin auf der Diagonale vergeben werden kann. Der Namensgeber bürgt für Qualitätsjournalismus und einen politisch unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Der Preis verfolgt die Idee, den Stellenwert des österreichischen Kino- und Fernsehdokumentarfilms zu stärken – und damit künstlerischen Anspruch genauso wie kritisches, reflexives Denken zu würdigen“, unterstreichen die Diagonale-Intendanten Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh.

Auszüge aus den Jurybegründungen
Die dreiköpfige Jury des Franz-Grabner-Preises 2024 – Karin Berghammer (Autorin, Regisseurin und Produzentin), Olga Kosanović (Regisseurin und Autorin) und Martin Kowalczyk (Redakteur, Redaktion Dokumentarfilm Bayerischer Rundfunk) – begründete ihre Entscheidungen u. a. so:

„Eugenie Schwarzwald: Pionierin der Moderne“ von Alex Wieser – Bester TV-Dokumentarfilm – ist das „liebevoll gestaltete Porträt einer außergewöhnlichen Frau, die nicht nur besonders klug, integer und visionär war, sondern beseelt von der Idee, einen Unterschied zu machen. Der Film ist getragen von einer fundierten Recherche zu seiner Protagonistin, sowie den gesellschaftspolitischen Implikationen ihres Wirkens und zeichnet sich formal durch eine handwerklich solide und stimmige Umsetzung, mit viel Gespür für Details auf allen Ebenen, aus“, lautet es in der Begründung der Jury. Und weiter: „Smarte Interviews, Archivmaterial und Reenactments ergeben ein stimmiges Ganzes, aus dem Herzblut tropft. Ein Film, der Mut macht, das Neue willkommen zu heißen und das Undenkbare zu wagen. Ein Zeitdokument, das inspiriert, auch unter widrigen Umständen die eigenen Grenzen zu hinterfragen und sich im Kollektiv gegenseitig zu unterstützen, sodass die Angst vor dem Scheitern bewältigbar und die eigene Wirkungsmächtigkeit erlebbar wird.“

„Wer hat Angst vor Braunau?“ von Günter Schwaiger – Bester Kinodokumentarfilm – ist laut Jurybegründung „ein Film, der sich sehr persönlich auf die Suche macht, wie es mit der Heimat eigentlich aussieht. Der Milieustudie eines besonderen Ortes ist, viele Menschen zu Wort kommen lässt, Beobachtungen zeigt, die manchmal auch wie Realsatire scheinen, von Verdrängung und Sprachlosigkeit erzählt, und von fehlender Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte“. Und weiters konstatiert die Jury: „Der Filmemacher ruft sich und uns dabei auch ins Bewusstsein, dass die eigene Familie bei all dem Teil war. Und dass die Vergangenheit als Erbe auch auf die Nachkommen wirkt, ob sie das wollen oder nicht – bis heute. Eine besondere Stärke von ‚Wer hat Angst vor Braunau‘ ist, dass es dem Film gelingt, ohne mit dem Finger zu zeigen die dringende Notwendigkeit einer weiteren Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit Österreichs fassbar zu machen.“

Neben den beiden Preisträgerfilmen waren folgende Produktionen zum Franz-Grabner-Preis 2024 nominiert: in der Kategorie Fernsehdokumentarfilm die von Heidi Neuburger-Dumancic gestaltet ORF/3sat-Dokumentation „Eine Gesellschaft ohne Arbeiter“ (2023) sowie die deutsche Dokumentation „Flash Wars – KI im Krieg“ (2023) von Daniel Andrew Wunderer; in der Kategorie Kinodokumentarfilm die beiden vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierten Projekte „Stillstand“ von Nikolaus Geyrhalter und Brigitte Weichs „… ned, tassot, yossot …“.

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL