MARKETING & MEDIA
© AT&T

Gerhard Zeiler

Redaktion 15.09.2020

Gerhard Zeiler sieht die Zukunft der Medien in der Hand der Konsumenten

Der AT&T-Manager spricht beim Business Breakfast der US-Handelskammer über Entwicklungen internationaler Medien.

WIEN. Nach der Sommerpause und mitten im US-Wahlkampf startet die American Chamber of Commerce in Austria am Freitagvormittag ihre Business-Breakfast-Serie wieder. Auf Einladung von Präsident Martin Winkler (Oracle) spricht AT&T-Manager Gerhard Zeiler über die aktuelle Situation zwischen Europa und den Vereinigten Staaten und globale Entwicklungen am Medienmarkt. AT&T ist der weltweit größte Kommunikationskonzern mit einem Jahresumsatz von über 180 Milliarden US-Dollar. Der Österreicher verantwortet das internationale Geschäft der Medientochter WarnerMedia. Zur Unternehmensgruppe gehören unter anderem Warner Brothers, HBO und Turner Network mit der weltweit bekannten Medienmarke CNN. Im Frühjahr startete der Streamingdienst HBO Max, der weltweit Netflix Konkurrenz machen wird.

„Trotz aller aktuellen Diskussionen, und auch, wenn das heutige Verhältnis zwischen Europa und den USA ungewöhnlich ist, darf Europa nie vergessen, dass es seine Freiheit den Vereinigten Staaten verdankt. Beide Seiten brauchen eine enge und effektive transatlantische Allianz“, leitet Zeiler mit einem Statement zur geopolitischen Situation ein.

Die Konsumenten gestalten die Medienwelten
„Die aktuellen Entwicklungen am Medienmarkt sind von technischen Möglichkeiten und dem Konsumentenverhalten geprägt“, fasst der AT&T-Manager zusammen.

Heute gibt es so viel Content wie noch nie zuvor. Die enorme Fragmentierung stellt die Konsumenten aber auch die Werbeindustrie vor nahezu grenzenlose Wahlmöglichkeiten. Nur sehr wenige Programme erreichen in den USA täglich ein Millionenpublikum. Streamingdienste wie HBO Max, Netflix oder Amazon Video aggregieren in diesem entbündelten Markt Inhalte.

„Um erfolgreich zu sein, müssen Medienunternehmen nicht nur die besten Geschichten erzählen, sondern auch technologisch führend sein“, ist Zeiler überzeugt. „Vor allem aber müssen sie sich auf ihren USP konzentrieren – darauf, was sie einzigartig macht“.

Die Stärke des Fernsehens liegt in Live-Inhalten
Disruption ist für Zeiler die neue Normalität in der gesamten Wirtschaftswelt. Geschäftsmodelle ändern sich rasant. Einige Prozesse wurden durch Covid-19 drastisch beschleunigt. Von mehreren hundert Sendern in den USA werden im Schnitt rund 15 regelmäßig genutzt. Die Konsumenten sind mit der Fülle der Inhalte überfordert, wodurch es zu einem Konsolidierungsprozess kommt. Klassisches TV findet seine Stärke und Abgrenzung zu den Streamingdiensten in Live-Inhalten wie Nachrichten, Unterhaltungsshows und Sportveranstaltungen.

„Nachrichten oder ein Fußballspiel will niemand erst Tage später sehen. In Live-Programmen liegt die Stärke des klassischen Fernsehens“, verdeutlicht Zeiler.


Globale und lokale Medienunternehmen werden gebraucht

Zeitgleich stehen die Medienunternehmen vor der Herausforderung, dass die Übertragungsrechte für Sportevents zusehend teurer werden. Jedoch sind die Konsumenten bereit, für diese Inhalte vergleichsweise hohe Beträge zu bezahlen.
Die Werbegelder folgen dem Konsumentenverhalten, wenn auch mit Zeitverzögerung. In den USA ist der Trend zum Digitalgeschäft mittlerweile unübersehbar. Im deutschsprachigen Raum verläuft die Entwicklung noch langsamer, wird sich aber ähnlich abzeichnen.

„Es wird einige wenige globale Anbieter geben. Zugleich wird es aber auch starke lokale Anbieter geben. Nationale und lokalen Angebote bleiben auch in Zukunft unglaublich wichtig“, blickt Zeiler in die Zukunft. (red)

Über Gerhard Zeiler
Gerhard Zeiler ist Head of International von WarnerMedia. In dieser Funktion hat er die strategische Führung der Marken von WarnerMedia in den internationalen Märkten sowie die Verantwortung für die nationalen und regionalen Geschäfte in Lateinamerika, Europa, dem Nahen Osten, Afrika und dem asiatisch-pazifischen Raum - ein Portfolio von fast 300 TV-Kanälen in über 200 Ländern. Zu den Verbrauchermarken von WarnerMedia gehören HBO, HBO Max, Warner Bros., TNT, TBS, truTV, CNN, DC Entertainment, New Line, Cartoon Network, Adult Swim, Turner Classic Movies und vielen andere mehr.
Zuvor war Zeiler als Chief Revenue Officer von WarnerMedia für das weltweite Werbe- und Vertriebsgeschäft des Unternehmens verantwortlich. Seit 2012 verantwortete Zeiler als Präsident von Turner International das Geschäft von Turner außerhalb Nordamerikas.

Bevor Zeiler zu Turner kam, war er CEO der RTL Group, eine Position, die er im März 2003 übernahm. Die RTL Group ist ein Unternehmensbereich von Bertelsmann und Europas größtes Fernsehproduktions- und Rundfunkunternehmen. Unter seiner Führung baute RTL seine internationale Präsenz aus, brachte die Erfolgssendungen „American Idol“ und „America's Got Talent“ auf den US-Markt und erweiterte seine Beteiligungen auf 41 Kanäle und 34 Radiosender in zehn Ländern.

Er begann seine berufliche Laufbahn als Pressesprecher des Bundesministers und späteren Bundeskanzlers der Republik Österreich, Fred Sinowatz. In derselben Funktion arbeitete er später auch für Bundeskanzler Franz Vranitzky. 1986 wechselte er in das Mediengeschäft und wurde Generalsekretär des ORF. Danach stand er jeweils zwei Jahre als Geschäftsführer der deutschen Privatsender Tele 5 und RTL II in der Verantwortung, bevor er 1994 als Generalintendant des ORF nach Wien zurückging. 1998 wurde er Geschäftsführer der deutschen Sendergruppe um RTL Television in Köln.

Unter seinen zahlreichen beruflichen Ehrungen ist Zeiler der erste Nicht-Amerikaner, der den angesehenen Brandon Tartikoff Legacy Award von NATPE erhalten hat. Im Jahr 2004 wurde er bei der MIPCOM in Cannes zur Medienpersönlichkeit des Jahres ernannt.

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