Vor drei Jahren gründete die Betriebswirtin Christina Kaiser das Webportal myGiulia.de und holte sich die Journalistin Christine Klimaschka als Co-Herausgeberin mit an Bord. Die beiden Medienmacherinnen haben ein neues Medium geschaffen, das neben journalistisch aufbereiteten Texten auch eine Boutique mit einem kuratierten Angebot an Kunst, Mode, Schmuck, Dienstleistungen und weiteren erlesenen Dingen anbietet.
Im April 2023 holten die beiden die profilierte Journalistin und Fotografin Pamela Rußmann als Chefredakteurin ins Führungsteam von myGiulia.
Nun starten die drei eine Art Crowdfunding-Modell für ihr Portal und appellieren dabei an den Solidaritätsgedanken, wie die beiden im Interview mit medianet erklären.
medianet: Sie haben myGiulia im Sommer 2021 als Online-Magazin gestartet. Zwischenzeitlich haben Sie auch eine Chefredakteurin an Bord geholt. Rückblickend: Wie waren die ersten drei Jahre?
Christina Kaiser: Abwechslungsreich, lehrreich, arbeitsintensiv, beglückend, voller interessanter Begegnungen, und wir wurden darin bestätigt, dass es heute mehr denn je sehr großen Bedarf gibt an unabhängigen Medien und Journalismus, der seine Leserinnen ernst nimmt. Wir haben in den vergangenen drei Jahren myGiulia zu einer werbefreien Slow Media Go-to-Plattform aufgebaut.
medianet: Eine Frage zu myGiulia selbst. Wer ist die Zielgruppe ihres Mediums?
Christine Klimaschka: Optimistinnen, wie wir. Und unsere Leserinnen sind vor allem auch Mitdenkerinnen. Das sind zu 85 Prozent Frauen zwischen 25 und 64 Jahren in Österreich und Deutschland, die sich für Zeitgeist interessieren und auch selbst mitgestalten wollen.
Viele Menschen in unserer Community sind Multiplikatorinnen beziehungsweise Entscheidungsträgerinnen, aus diversen Branchen: Ärztinnen, Wissenschaftlerinnen, Unternehmerinnen, Künstlerinnen, Journalistinnen, Politikerinnen et cetera.
Was unsere Community eint, ist, dass wir alle Menschlichkeit als die neue Währung unserer Zeit sehen.
medianet: Sie haben auch am Förderprojekt der Wiener Medien-Initiative teilgenommen: Für welches Projekt genau und welchen Impact hatte das Projekt auf myGiulia?
Kaiser: Wir haben im Jänner 2023 eine Unterstützung der Wirtschaftsagentur Wien als innovatives Medienprojekt erhalten. Unser Ziel war es, ein diverses Redaktionsteam nach unseren Qualitätskriterien aufzubauen mit Chefredaktion und Lektorat, neue Formate zu entwickeln und unsere Plattform multimedialer zu gestalten. Durch das Fördergeld konnten wir sehr viel in Gang setzen und haben in einem Umfeld, in dem es vorwiegend kracht, neue Arbeitsplätze geschaffen. Vor allem die Möglichkeit, Profis wie unsere Chefredakteurin Pamela Rußmann mit an Bord zu holen, war und ist entscheidend für den Erfolg eines Medien Start-ups.
medianet: Apropos Förderung: Eine der Fragen für neue Medienprojekte ist die Finanzierung. Sie haben dazu gerade ein Konzept entwickelt, das ihnen eine neue Erlösquelle eröffnen soll, ohne eine Bezahlschranke für myGiulia einzuführen. Wie genau sieht das aus?
Kaiser: Ein Learning des letzten Jahres ist es, dass ein gut finanziertes Medienunternehmen im besten Fall mehrere Einnahmequellen hat. Wir verzichten ja von Beginn an auf Werbung, um unsere redaktionelle Unabhängigkeit und die der Journalistinnen zu wahren. Gleichzeitig haben wir gesehen, dass Journalismus in der Wahrnehmung der Leserinnen etwas wert sein muss.
Wir sind der Meinung, dass unsere Community Teil unseres Erfolges sein soll und haben deshalb Ende Februar eine Unterstützungskampagne gestartet. Das myGiulia Magazin und unser Archiv sollen dabei weiterhin allen Leserinnen und Lesern, ohne Paywall frei zugänglich bleiben, wir bauen vielmehr auf den Solidaritätsgedanken. Jeder Betrag, ob groß oder klein, investiert in die Zukunft unseres Magazins. Ein weiteres Standbein in Sachen Finanzierung ist gerade kurz vor dem Launch, in Kürze mehr dazu.
medianet: Frage zum Schluss: Wie wichtig sind Medienprojekte wie myGiulia insgesamt, wenn es um das Thema Frauen und Medien geht?
Klimaschka: Es liegt uns am Herzen, das Frausein in all seinen Facetten aufzuwerten und wir streben nach einer gleichberechtigten Welt, in der weibliche Bedürfnisse keine Tabus mehr sind! Das ist seit dem Start der Kern unserer Mission. Wir machen deshalb Frauen, ihr Wissen, ihre Perspektiven und Bedürfnisse in unserem Medium sichtbar und geben ihnen die Möglichkeit, ihre Geschichten so zu erzählen, wie sie es wollen und nicht, wie es von ihnen erwartet wird. (fej)