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© Snow Space Salzburg

Redaktion 23.09.2022

„Keine Konkurrenz zu Gasthermen!”

Lifte und Beschneiung nehmen den Bürgern kein Gas weg, so Snow Space Salzburg-CEO Wolfgang Hettegger.

••• Von Alexander Haide

Flachau, Wagrain und St. Johann sind im Verbund Snow Space zu einem Skigebiet zusammengefasst. Zum Saisonstart im Dezember 2022 müssen 210 Pistenkilometer vermutlich beschneit werden – in Zeiten der Energiekrise und Preisexplosion ein dicker Kostenfaktor. Skilifte und Bergbahnen sind ebenfalls energieintensive Betriebe, die sich auf einer deftigen Stromrechnung niederschlagen werden. Wolfgang Hettegger, Vorstandsvorsitzender der Snow Space Salzburg und Präsident des Skiverbunds Ski amadé, über gestiegene Energie- und Ticketpreise, effiziente Beschneiung und wie „Early Bird”-Bucher bei Skipässen sparen können.

 medianet: Wie reagieren Sie auf die gestiegenen Energiepreise?

Wolfgang Hettegger: Das Thema Energiesparen sehen wir im größeren Zusammenhang unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Wir setzen uns seit 2017 intensiv damit auseinander, wie die Einflüsse als Bergbahnen indirekt und direkt wirken.

Im Winter setzen sich gut eine Million Menschen in Bewegung, um zu uns zu kommen. Welchen Einfluss hat das auf die Natur im Allgemeinen? Und wie können wir unseren Eingriff so minimal wie möglich halten bzw. unseren Einfluss kompensieren? In der Saison 2019/2020 haben wir eine umfangreiche CO2-Bilanz des Unternehmens und die größten Energietreiber identifiziert. Dabei lag der Fokus bei den CO2-Emissionen, jetzt konzentrieren wir uns angesichts der Energiekrise auf den Energieverbrauch. Dass alleine die Hälfte unserer gesamten CO2-Emission bei der Pistenpräparierung entsteht, hat uns schon überrascht.

medianet: Gibt es aktuelle Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs, denn die hohen Kosten werden spätestens im Frühjahr schlagend?
Hettegger: Natürlich ist ein Anteil in den Ticketpreisen enthalten. Aber es wäre nicht möglich, die gestiegenen Kosten wie bei Diesel, Strom oder auch Instandhaltung eins zu eins auf die Skipässe aufzuschlagen. Aufgrund der gestiegenen Preise im Allgemeinen haben wir unsere Preise im Durchschnitt um neun Prozent erhöht, also unterhalb der Inflationsrate. Die Kostensteigerungen, mit denen wir konfrontiert sind, sind aber deutlich höher.

In Österreich ist Skifahren nach wie vor ein Volkssport, und wir möchten, dass sich der Durchschnittsverdiener den Skiurlaub weiterhin leisten kann.

medianet: Könnten die höheren Ticketpreise zu einem Rückgang der Touristenzahlen führen?
Hettegger: Die Ticketpreise im Allgemeinen nicht. Wir bewegen uns im internationalen Niveau auf einem günstigen Preisniveau, wenn man unsere Leistungen dazu in Vergleich stellt – man sehe sich nur die Kartenpreise in der Schweiz oder in Übersee an.

In der Diskussion versteift man sich sehr schnell nur auf die Tageskarte oder den Skipass an sich. Die Tankfüllung kostet das Doppelte, Gastronomie und Hotellerie liegen wohl im Bereich von zehn bis 15 Prozent Preissteigerung. Das zwingt unsere Gäste dazu, den Winterurlaub scharf zu kalkulieren. Manche werden den Aufenthalt verkürzen oder weniger Ski-wochenenden planen.

medianet: Also die Saisonvorbereitungen gehen ganz normal voran?
Hettegger: Für die preissensiblen Gäste haben wir ein Instrument vorbereitet: den Online-Frühbucherbonus. Man kann bereits im Oktober Skipässe zu günstigen Konditionen zu buchen, die Höhe des Frühbucherbonus orientiert sich an der Nachfrage für die jeweilige Saison. Wer sich rasch entscheidet, kauft seine Skipässe zum gleichen Preis wie im Vorjahr. Zudem gibt es auch an der Kassa eine breite Palette an Tarif-Ermäßigungen, beispielsweise den Junior Weekend Discount, mit dem fahren Kinder und Jugendliche an allen Wochenende besonders günstig Ski.

medianet:
Wird es Änderungen bei der ressourcenintensiven Beschneiung der Pisten geben?
Hettegger: Das lässt sich schwer vorhersagen. Wir wissen nicht, wann es Naturschnee geben und wie kalt es im Dezember sein wird. Es gibt einen fixen Starttermin für die Saison, das wird heuer nicht Ende November, sondern erst der 8. Dezember sein. Ab diesem Zeitpunkt ist die Skischaukel über die zwölf Gipfel in Betrieb. Davor gibt es einzelne Liftangebote in unseren vier Orten und wir versuchen die Beschneiungszeiten zu optimieren.

Je kälter und je trockener es ist, desto energieeffizienter ist die Beschneiung; somit versuchen wir in den kalten Dezembernächten dies gezielt zu nutzen. Wir arbeiten dafür eng mit der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Anm.) zusammen. Sie liefert uns noch detailliertere Prognosen für die nächsten Nächte, damit wir unsere Schneemaschinen erst in Betrieb nehmen, wenn es richtig kalt und somit besonders effizient ist. Auch eine Verschiebung der Beschneiung außerhalb der Stromspitzen in die Nacht wird angedacht.

medianet: Es gibt also keine aktuellen Maßnahmen zum Energiesparen?
Hettegger: Natürlich wird auch die Seilbahnbranche ihren Beitrag zur Erreichung der Energiesparvorgaben leisten. Konkret gibt es einen Maßnahmenplan der Salzburger Seilbahnwirtschaft, der im absoluten Ernstfall – zur Vermeidung des Krisenszenarios von Flächenabschaltungen – zum Einsatz kommen soll.

Auch wir haben unser Unternehmen durchleuchtet und eine Task Force zum Thema Energiesparen eingerichtet; diese sieht unter vielen kleinen Maßnahmen, wie Reduktion der Sitzheizungen, Heizungsmanagement u.v.m. auch unter anderem den Verzicht auf Nachtaktivitäten wie Rodeln oder Nacht­skifahren, die Optimierung der Fahrgeschwindigkeit je nach Besucheraufkommen sowie die Einschränkung der Tages-Betriebszeiten wie etwa ein Beginn erst ab 9 Uhr vor.
Unserer Einschätzung nach wäre mit dem Bündel an Maßnahmen eine Stromeinsparung von zehn bis 25 Prozent möglich.

medianet: Wie sieht das Krisenszenario aus, wenn die Energiepreise weiterhin steigen? Erwarten Sie sich eine Art Schutzschirm vom Staat?
Hettegger: Wir sehen uns als Wirtschaftsmotor einer ganzen Region. Wir haben 450 Mitarbeiter bei den Bergbahnen beschäftigt und sechs Mal so viele Menschen arbeiten im Umfeld, wie in den Skischulen, Skiverleih oder auf Skihütten. Wenn wir nicht mehr fahren, würde ein ganzer Wirtschaftsbereich nicht mehr funktionieren, und die gravierenden Auswirkungen eines Ausfalls des Wintertourismuses hat uns ja die vergangene Pandemie gezeigt.

Ich hoffe, die Politik erkennt das an und stellt sicher, dass wir über Szenarien wie Betriebs­einstellung nicht diskutieren müssen. Unser Stromlieferant, die Salzburg AG, garantiert, dass ausschließlich Energie aus erneuerbaren Ressourcen aus der Leitung kommt. Unsere Schneeanlagen stehen in keiner Konkurrenz zu einer Gastherme in Wien.

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