WIEN. An der Vienna Business School Akademiestraße wird der soziale Gedanke traditionell hochgehalten. Jedes Jahr realisieren Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Religions- und Ethikunterrichts verschiedene soziale Projekte, einige werden mit einem eigenen Preis, dem Amicus, geehrt.
Zur kaufmännischen Ausbildung der VBS Akademiestraße – angeboten werden HAK, Handelsschule und Aufbaulehrgang – sind die Jugendlichen eingeladen, ihre im Unterricht erworbenen Kenntnisse für die gute Sache einzusetzen und eigene Hilfsprojekte zu realisieren – vom Fundraising bis zur Logistik. Unterstützt werden sie dabei von Lehrkräften wie Lina Unteregger, die seit ein paar Jahren einen besonderen Trend beobachtet: „Immer häufiger bilden die jungen Leute bewusst multikonfessionelle Gruppen für ihre Projekte“, erzählt sie. „Ihnen ist zunehmend wichtig, nicht die Unterschiede, sondern das Miteinander zu betonen.“
„Uns allen ist Helfen wichtig“
Auch die Hilfsaktion für das Wiener Jugendrotkreuz stand im Zeichen der Multikonfessionalität: Schülerinnen und Schüler, die den christlichen und muslimischen Religionsunterricht sowie den Ethikunterricht besuchen, legten ihr Taschengeld zusammen (und der Elternverein noch 450 Euro drauf), kauften Geschenke und schnürten gemeinsam 70 Geschenkpakete im Wert von je 30 Euro. Das Wiener Jugendrotkreuz verteilt nun die Packerln an 11- bis 14-jährige, armutsbetroffene Kinder.
„Ich kenne persönlich viele Kinder, die keine Eltern oder zuhause Probleme haben“, erklärt die 15-jährige Merjem ihre Motivation in der Projektgruppe. „Ich wollte mithelfen, ein bisschen Freude zu machen. Es hat auch Spaß gemacht und man fühlt sich besser.“ Dass Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Religionen zusammenarbeiteten, gefiel Merjem besonders gut: „Uns allen ist Helfen wichtig.“ Ihr Mitschüler Semir, 14, hat ebenfalls gerne mitgemacht: „Man bekommt Einblicke in die Glaubenswelt der anderen. Und wenn es darum geht, Gutes tun zu wollen, gibt es keine Unterschiede zwischen uns.“
Christlich-muslimisches Teamwork
Das Team des Wiener Jugendrotkreuz freute sich nicht nur über die vielen Geschenke, sondern auch über den multikonfessionellen Gedanken: „Wir sind auch multikonfessionell“, erklärten Katharina Wagner und Reza Navabi vom Wiener Jugendrotkreuz lächelnd bei der Übergabe. „Wir sind zum Beispiel ein christlich-muslimisches Team.“ Was ist das Geheimnis des friedlichen Miteinanders? „Wir besinnen uns auf das, was uns eint und nicht trennt“, ist Lehrerin Lina Unteregger sicher. An der VBS Akademiestraße lernen junge Leute mit rund 30 verschiedenen Religionen neben- und miteinander. „Wenn wir uns gemeinsam für dasselbe Ziel einsetzen, fördert das nicht nur den Teamgeist, sondern auch das Verständnis füreinander“, freut sich die Lehrerin. „Es zeigt auch etwas Wichtiges: Gemeinsam erreichen wir mehr als getrennt.“