Istanbul. Aus Anlass des triumphalen Wahlsiegs der regierenden islamisch-konservativen AKP-Partei hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ein ganz neues Faible für den Online-Kurznachrichtendienst Twitter entwickelt. In dichter Folge twitterte er am Montag, er wolle "allen Parteien" danken, die an der Wahl teilgenommen haben, und "allen Wählern", die den "nationalen Willen" zum Ausdruck brachten
Zudem wolle er die AKP sowie seinen "Bruder", Ministerpräsident Ahmet Davutoglu, "beglückwünschen", schrieb Erdogan. In den elf Jahren, in denen er die Rolle des Regierungschefs hatte, waren von ihm bisweilen ausgesprochen feindselige Aussprüche über moderne soziale Netzwerke zu hören. Als im Winter 2013 ein weitreichender Korruptionsskandal enthüllt wurde, drohte Erdogan, er wolle Twitter "ausrotten". Er verglich den Kurznachrichtendienst mit "einem Messer in der Hand eines Mörders". Kurz vor den Wahlen im März 2014 wurde der Zugang zu Twitter und zum Internet-Videoportal YouTube blockiert, um weitere Enthüllungen in dem Korruptionsskandal zu stoppen.
Erdogan leitete seinen Schwenk im Umgang mit Twitter schon Anfang des Jahres ein. Im Februar schickte er seine erste Twitter-Botschaft (@RT_Erdogan) - in der er am nationalen Anti-Raucher-Tag den Griff zur Zigarette anprangerte. (APA/AFP)